SAM

wandelte. Er ist einen Pakt mit der Hölle eingegangen, um dann die Sterblichen dieser Welt endgültig und für alle Zeiten zu vernichten. In seinen Augen sind die Menschen unnütz. Gerade gut genug, um als Fressen zu dienen. Er will eine neue Weltordnung, in der die herrschende Rasse die Vampire sind.“ Er hält kurz inne, beginnt zu husten. Er stöhnt kurz auf und scheint sich nur mühsam von dem Hustenanfall wieder zu erholen. Ich beobachte ihn genau. Das viele Reden scheint ihn sehr anzustrengen. Ich hingegen habe immer noch Mühe mein Temperament zu zügeln und diesen alten Widersacher Alexanders nicht zum Teufel zu wünschen. Der Padre erholt sich langsam wieder und kommt zu Atem.
    „Balthasar züchtet Vampire heran, die noch blutrünstiger und brutaler sind, als alles was bisher dagewesen ist. Und ich werde mit allen Mitteln versuchen dies zu verhindern. Auch wenn dass heißt, dass ich diesen verfluchten Bastard DeMauriere unterstützen muss!“ Er spuckt aus, als wenn Alexanders Name einen bitteren Geschmack in seinem fauligen Mund hinterlässt.
    „Was ist, wenn ich zu spät komme, wenn die anderen die Schriftrollen zuerst finden?“, will ich wissen und mein Herz klopft heftig vor Aufregung. Der Alte senkt den Kopf und entgegnet leise: „Dann Gnade uns allen Gott!“
    Ich zögere für einen kurzen Augenblick, will dann aber doch wissen: „Wo sind die Schriften?“
    Ein boshaftes, triumphierendes Lächeln umspielt den farblosen Mund des Padres. „Gutes Kind! Sagt ihnen Glastonbury Tor etwas?“
    „Ja, natürlich. Glastonbury Tor ist ein Berg, der angeblich das Tor zu einer anderen Welt ist. In der keltischen Mythologie wurde der Berg mit Gwyn ap Nudd, dem obersten Herrn der Unterwelt und späterer König der Feen, in Verbindung gebracht.“
    Der Padre kichert listig: „Ja, ja! Kluges Mädchen! Aber die Schriften befinden sich nicht mehr dort, unter den Ruinen der Abtei. Sie wurden weggebracht, nachdem sich zu viele Mythen um Avalon, die Artussage und den heiligen Gral bildeten. Du musst nach Schottland fahren. In Scone Abbey wirst du alle Hinweise finden, die du brauchst, um an die Schriften zu kommen! Aber du musst dich beeilen! Die anderen sind zunächst auf dem Weg nach Glastonbury und werden erst dort die Hinweise auf die kleine schottische Abtei finden. Aber Vorsicht, die Abtei ist ein unheiliger Ort. Das Böse ist dort zu Hause und die Geheimnisse die sich um diesen Ort ranken sind vielfältig und von grausamster Natur.“ Der Padre starrt mich mit seinen leblosen Augen herausfordernd an.
    „Wie soll ich sicher wissen, dass sie mich nicht anlügen?“ Meine Stimme hat an Schärfe zugenommen.
    „Dein persönlicher Bewacher, Rhys, richtig? Er wird dir bestätigen, dass ich die Wahrheit sage.“ Ich sehe zu Rhys und warte auf eine Reaktion von ihm. Schließlich nickt er mir zur Bestätigung leicht zu. Der Padre krächzt eine Anweisung an die alte Frau hinter ihm und sie macht sich bereit ihn in seinem Rollstuhl den Weg entlang zu fahren, den er offensichtlich gekommen ist. „Padre!“, rufe ich ihm nach. Die Alte bleibt stehen, dreht sich aber nicht zu mir um.
    „Ich werde dafür bezahlen müssen, nicht wahr?“
    „Ja! So ist es immer, wenn die Mächte der Finsternis ihre Finger im Spiel haben“, antwortet er kaum hörbar. Dann setzt er seinen Weg fort und ich verharre noch einige Minuten im Dunkeln und denke über das nach, was der Padre gesagt hat. Schließlich begleitet mich Rhys nach Hause.
     
    „Natürlich wirst du es nicht tun.“ Rhys läuft vor dem Kamin auf und ab und schüttelt energisch den Kopf.
    „Was ist, wenn er Recht hat? Rhys, die ganze Menschheit ist in Gefahr“, gebe ich zu bedenken.
    „Unsinn! Wir haben die Möglichkeit Balthasar auch ohne die Schriften zu erledigen“, kontert er.
    „Was ist mit den schwarzen Schatten? Balthasar befehligt ihnen. Sie sind nicht zu besiegen. Keine Macht der Welt kann einen schwarzen Schatten töten. Und sie beschützen Balthasar. Alexander sagte, in den Schriften steht die umfassende Geschichte der Vampire. Wer die Schriften hat, ist in der Lage alles zu kontrollieren. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit an Balthasar heranzukommen und den schwarzen Schatten aus dem Weg zu gehen“, gebe ich zu bedenken.
    „Was aber, wenn diese Schriften gar nicht mehr existieren? Wenn der Padre dich in eine Falle locken will? Er hat auch gesagt, dass Balthasar dich will, unter allen Umständen.“ Ich lege den Kopf schief und denke für einen