SAM
unser Auto steht. Der Wind hat erneut an Stärke zugenommen und zerrt mit aller Macht an unserer Kleidung. Mir ist kalt und ich beginne zu zittern. Rhys schaut mich aus seinen dunklen Augen an, beugt sich zu mir und versucht gegen den Wind mit seiner Stimme anzukommen.
„Wir können nicht zu unserem Auto. Sie haben einen der ihren als Wache dort gelassen.“
„Was wollen wir jetzt tun?“ Panik macht sich in mir breit. Rhys blickt sich um, scheint sich zu vergewissern, dass nur ein Vampir zurückgeblieben ist. Dann beugt er sich wieder zu mir herab: „Wir müssen ihn ablenken. Ich werde mich ihm stellen und du läufst so schnell es geht zum Wagen und fährst los. Hab keine Angst, ich werde versuchen ihm zu entkommen und dir zu folgen. Aber versprich mir, dass du weiterfährst, hörst du? Du musst so schnell wie möglich weg von hier, egal was passiert.“ Er sieht mich ernst und eindringlich mit seinen dunklen Augen an.
„Ich fahre nicht ohne dich, Rhys“, flehe ich ihn an.
„Sam, wir haben keine Zeit zu streiten. Du fährst los und drehst dich nicht mehr um! Du bist alles was zählt, nur dein Leben ist jetzt wichtig. Hast du verstanden?“ Bestimmend klingen seine Worte. Sein Gesichtsausdruck ist grimmig und wild entschlossen. Tränen steigen mir in die Augen, ich weiß nicht, ob durch den heftigen Wind oder aber weil ich Angst davor habe Rhys zu verlieren.
„Alles klar?“, vergewissert er sich noch einmal. Ich nicke ihm zu. Er drückt noch einmal kurz meine Hand und springt dann mit einem mächtigen Satz genau vor unser Auto. Sofort sehe ich wie der andere Vampir zu ihm herum wirbelt. Rhys zieht sein Schwert unter seinem langen Mantel hervor und geht einige Schritt auf die dunkle Gestalt zu. Mühsam klettere ich den Rest des unebenen Pfads hinauf und renne so schnell mich meine Beine tragen zum Auto. Aus dem Augenwinkel nehme ich den Kampf war, der zwischen den beiden tobt. Immer wieder schlägt Rhys auf den ihn um einiges überragenden Feind ein, versucht sich in Position zu bringen, um einen Vorteil zu erlangen. Neben dem lauten Klirren, dass durch das Aufeinanderschlagen des Metalls ihrer beiden Schwerter zu hören ist, nehme ich noch das tiefe Knurren und Grollen der beiden wahr. Ein Kampf auf Leben und Tod ist entbrannt. Keiner der beiden wird nachgeben. Sie stehen sich hasserfüllt gegenüber und nutzen jede Gelegenheit auf den anderen einzuschlagen. Nur der Tod wird über Sieger und Besiegten entscheiden.
Schon hechte ich mich hinter das Lenkrad und stecke mit zitternden Händen den Schlüssel in das Zündschloss. Als der Motor aufheult und ich durch die Frontscheibe sehe, wie der feindliche Vampir mit seinem erhobenen Schwert auf Rhys zustürmt, zögere ich kurz und überlege, ob ich Rhys nicht irgendwie helfen kann. Dann höre ich Rhys schreien: „Fahr endlich los, Sam! Jetzt! Ich kann ihn nicht mehr lange aufhalten. Fahr!“ Ich lege den ersten Gang ein und trete das Gaspedal durch. Mein Herz will vor Aufregung und Angst fast aus meiner Brust springen. Mein Puls jagt hoch in nicht mehr messbare Dimensionen. Vor mir windet sich die dunkle Straße, erst jetzt schalte ich das Licht ein und muss auch sofort das Lenkrad verreißen, um nicht den Abhang hinab zu stürzen. Jetzt stehe ich quer auf der Straße und blicke zur Seite und erkenne, wie der Gegner Rhys in die Knie gezwungen hat. In diesem Moment sehe ich auch, wie Rhys sein Schwert verliert. Es wirbelt in hohem Bogen durch die Luft. Der Andere bewegt sich mit einem teuflischen Grinsen auf den blutleeren, schmalen Lippen auf Rhys zu …
„Nein!“, schreie ich verzweifelt in die Nacht, ziehe die Handbremse, springe aus dem Auto und renne zurück. „Nein, Rhys, nein!“, schreie ich und spüre plötzlich die Wärme der Dolchklinge an meinem Hosenbund. Ich reiße den Dolch heraus und stürme wahnsinnig vor Angst und Wut auf diesen riesigen, dunklen, furchteinflößenden Vampir zu. In dieser Sekunde sticht er auf Rhys ein. Ein dunkles, tiefrotes Glühen brennt in seinen Augen und er verzieht seinen Mund zu einem triumphalen, hässlichen, verzerrten Grinsen, bei dem seine spitzen Eckzähne deutlich zu sehen sind. Rhys versucht dem Stich auszuweichen, bricht aber dann doch schwer getroffen zur Seite zusammen.
„Neeiiinnnn!“, schreie ich und pralle sogleich mit diesem widerlichen, siegessicheren Fiesling zusammen und ramme ihm mit voller Wucht den Dolch in den harten, muskulösen Körper. Ein unglaublicher Schmerz durchfährt mich. Der
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