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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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gehalten hätte. Ich frage den Menschen um Rat, der nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen mich gemacht hat. Oder habe ich mich auch in Winston getäuscht? Ist er gar nicht dieser verbitterte, alte Knochen, für den ich ihn immer gehalten habe? Er nimmt sich Zeit für seine Antwort.
    „Es ist immer schwer eine Entscheidung zu treffen, von der wir wissen, dass sie das ganze Leben verändern wird.“
    Er stellt den Teekessel zurück auf den Herd und bringt mir die Kanne mit dem wunderbar duftenden Kaffee. Während ich mir eine Tasse eingieße, fährt er fort.
    „Man kann es auch Schicksalsentscheidungen nennen. Denn nicht nur das eigene, sondern auch das Schicksal des geliebten Menschen ist manchmal abhängig von einer einzigen Entscheidung, die wir treffen.“ Ich sehe ihn wieder fragend an.
    „Miss Samantha, sie haben diese Entscheidung bereits  getroffen. Gestern Nacht. Sie hätten gestern Nacht für immer gehen und Mr. DeMauriere seinem Schicksal überlassen können. Sie haben es nicht getan. Warum sie geblieben sind und ihn gerettet haben, wissen nur sie allein.“
    Damit zieht er sich zurück in seine privaten Räume und lässt mich vollkommen aufgewühlt zurück.
     
    Ich bleibe den restlichen Tag im Schloss. Die Handwerker gehen ihren Aufgaben nach und ich komme mir irgendwie überflüssig vor. Immerhin hatte man meine Rückkehr erst in ein paar Tagen erwartet und so läuft auch ohne meine Anwesenheit alles reibungslos. Ich merke, wie die Ereignisse der letzten Nacht mir noch immer in den Knochen stecken und ziehe mich gegen vier Uhr ins Arbeitszimmer zurück. Ich schließe die Tür und lege mich auf das Sofa und schließe die Augen. Es dauert keine Minute und ich bin in einem tiefen Schlaf versunken. Ich werde wach, als ich merke wie gerade jemand das Zimmer verlassen hat. Der Duft! War es Alexander, der eben hier war? Ich richte mich auf. Die kleine, antike Uhr auf dem Kaminsims zeigt sieben Uhr fünfzehn an. Ich stehe auf und fröstle. Dann öffne ich die Tür und sehe gerade noch, wie sich die letzten Arbeiter verabschieden und das Haus verlassen. Ich gehe zur Treppe, laufe nach oben, um mir aus meinem Zimmer eine Strickjacke zu holen.
    Unwillkürlich richtet sich mein Blick auf die Tür am Ende des Ganges. Alexanders Tür. Sie ist verschlossen und es fällt kein Lichtschein unter ihr hindurch. Die Erinnerungen an gestern Nacht kehren wieder zurück. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen. Wie wird es sein, ihm wieder zu begegnen? Werde ich meine Angst überwinden können? Oder werde ich das tun, was jeder vernünftig denkende Mensch tun würde: weglaufen? Ich gehe nach unten. Schon kommt mir Winston aus dem Wohnzimmer entgegen.
    „Mr. DeMauriere ist eben zum See gegangen, sofern sie nach ihm suchen!“
    Mein Herz fängt an zu rasen. Vergessen sind alle Bedenken. Ich laufe am Wohnzimmer und an der Bibliothek vorbei zur Terrasse. Ich öffne die Terrassentür und suche nach Alexander. Gerade sehe ich noch, wie er in den kleinen Weg zum See einbiegt. Die Gartenbeleuchtung ist eingeschaltet und so ist es nicht schwer ihm zu folgen. Als ich an der Einbiegung zum See angekommen bin, sehe ich seine große, schlanke Gestalt am Wasser stehen. Links neben dem Steg unter einer alten Trauerweide. Ich gehe langsam auf ihn zu. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Er hat die Hände in die Hosentaschen gesteckt  und mir den Rücken zugewandt. Er blickt  auf den See. Jetzt bin ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Er dreht sich nicht zu mir um, als er leise, mit samtiger Stimme sagt:
    „Du bist noch hier?“ Ich schlucke den dicken Kloß, der in meinem Hals steckt, hinunter und antworte mit zitternder Stimme. „Ja.“
    „Nach dem was gestern Nacht geschehen ist, dachte ich, du wärst froh, nicht mehr in meiner Nähe sein zu müssen.“ Seine Stimme klingt hart. Ich senke den Blick. „Ich wollte wissen, ob es dir besser geht.“
    „Ich lebe noch!“, entfährt es ihm sarkastisch.
    „Ich habe Fragen, Alexander, auf die ich unbedingt Antworten brauche.“ Ich bin nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Ich spüre, wie sich sein Körper anspannt, als würde er meine körperliche Nähe mit jeder Faser seines Körpers wahrnehmen. Langsam dreht er sich um. Seine Hände stecken immer noch in den Hosentaschen. Sein Blick ist gesenkt, so als wage er nicht aufzublicken und mir in die Augen zu sehen. Ich bin nervös, schaue ihn jedoch erwartungsvoll an. Langsam hebt er seinen Kopf. Wie gestern, an der Treppe,

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