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SAM

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Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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auf der Stirn. Immer wieder stöhnt er gequält auf. Ich bleibe bei ihm, die ganze Nacht. Ich versorge seine Verletzungen, kühle seine heiße Stirn und denke über ihn nach. Sollte er diese Nacht wirklich überleben, und davon gehe ich aus, denn seine Wunden beginnen sich bereits auf wundersame Weise zu schließen, wird er mir morgen viele Fragen zu beantworten haben. Erschöpft sinke ich im Morgengrauen neben seinem Bett kniend in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Mein Kopf und meine Arme sind auf die Bettkante gelehnt, ich halte immer noch einen Waschlappen in der Hand…
     
     
     
     
    Ich werde von einem Klopfen wach. Ich öffne die Augen und sehe mich um. Ich liege auf dem Bett im Gästezimmer. Wieder Klopfen. Ich richte mich auf und bemerke, dass ich immer noch in meinen blutverschmierten Klamotten von letzter Nacht stecke.
    „Einen Moment bitte!“ Schnell schlüpfe ich unter die Bettdecke und ziehe sie bis zum Kinn hoch. „ Ja, bitte!“ Die Tür öffnet sich und Winston erscheint. Er hält ein Sweatshirt und eine Jeans in der Hand.
    „Mr. DeMauriere wies mich an, ihnen dies hier zu bringen. Er meinte, sie brauchen ganz sicher frische Kleidung.“
    „Ist denn Alex bereits wach?“, frage ich verwundert.
    „Nun, Mr. DeMauriere ist kurz aufgestanden, gab mir Anweisungen und hat sich dann aber wieder zurückgezogen. Er bat mich auch, ihnen auszurichten, dass er sich für alles, was sie für ihn letzte Nacht getan haben, bedankt. Er würde es durchaus verstehen, wenn sie das Haus verlassen und…nie mehr zurückkehren.“ Er macht eine kurze Pause, um dann fortzufahren.
    „Mr. DeMauriere wäre allerdings…“, sein kurzes Zögern wundert mich, „sehr glücklich, wenn sie ihm heute Abend Gesellschaft leisten würden.“ 
    Warum werde ich in diesem Moment den Gedanken nicht los, dass Winston über alles bescheid weiß? Dass er weiß, wer oder was Alexander ist und auch, was letzte Nacht geschehen ist. Ich nicke kurz und bedanke mich bei Winston. Er dreht sich um und geht zur Tür. Bevor er den Raum jedoch verlässt, wendet er sich mir noch einmal zu.
    „Miss Samantha, was sie gestern Nacht für Alexander getan haben, zeugt von außergewöhnlichem Mut und Stärke. Wenn sie sich dazu entschließen, das Schloss für immer  zu verlassen, dann wird es für ihn sein, als hätten sie den Pflock niemals entfernt. Er wird ihn für den Rest seiner Existenz in seinem Körper schmerzen spüren.“ Er sieht mich eindringlich an und geht dann ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
     
    Ich dusche und ziehe mir die frischen Klamotten an. Als ich mich wieder auf das Bett setze, ist mir, als wenn eine große Last auf meinen Schultern liegt. Wie soll es weiter gehen? Was passiert, wenn ich Alexander sehe und sich meine haarsträubende Vermutung über ihn bewahrheitet? Kann ich damit umgehen? Vielleicht ist es für uns beide das Beste, wenn wir uns trennen. Warum aber verkrampft sich mein Herz so schmerzhaft, bei dem Gedanken ihn zu verlassen? Ich habe es satt, im Ungewissen zu sein. Ich will endlich wissen, woran ich mit ihm bin. Ich werde ihn heute zur Rede stellen. Ich bin fest entschlossen endlich Antworten auf meine Fragen zu bekommen.
    Es ist bereits früher Nachmittag, als ich nach unten in die Küche gehe. Winston ist nicht da. Ich gehe zum Herd und nehme den Teekessel, um ihn mit Wasser zu füllen. In diesem Moment kommt Winston durch die hintere Tür zurück in die Küche. Er ist mehr als erstaunt, mich zu sehen. Sein Gesicht findet aber schnell in seine übliche Ernsthaftigkeit zurück.
    „Ich bin überrascht, sie noch hier zu sehen“, sagt er leise und geht an den Schrank, um mir eine Tasse zu geben. Danach nimmt er mir den Teekessel ab und stellt ihn auf den Herd.
    „Wäre es ihnen lieber, wenn ich gegangen und nie wieder zurückgekommen wäre?“
    „Kaffee oder Tee?“
    „Kaffee!“ Er bereitet alles für das Aufbrühen des Kaffees vor.
    „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, gibt er offen zu. Ich schaue ihn fragend an.
    „Wie geht es Alexander? Hatte er noch starke Schmerzen?“
    „Nun, er ging noch nicht wieder aufrecht und jede Bewegung schien ihm Schmerzen zu bereiten, aber ich glaube, das geht schnell vorbei. Was mir wirklich Sorgen bereitet, ist der Schmerz in seinem Herzen.“
    Wieder schaut mich Winston mit diesem ernsten Blick an, um sich dann jedoch abzuwenden und dem Aufbrühen des Kaffees zu widmen.
    „Was soll ich tun, Winston?“  Ich tue etwas, was ich nie im Leben für möglich

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