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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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Gesicht scheint entspannt.
    „Woran denkst du?“, frage ich ihn leise.
    „Ich frage mich, ob ich nun doch, nach so vielen Jahrhunderten endlich gefunden habe, wonach ich mein Leben lang gesucht habe.“
    „Wonach hast du gesucht? Wie war denn dein Leben bevor du mich kennengelernt hast?“ Ich lege meinen Kopf wieder  auf seine Brust und er streicht mir sacht über das Haar.
    „Einsam. Nutzlos. Ich habe existiert, aber nicht gelebt. Ich habe gekämpft, Jahre, Jahrhunderte lang gegen das, was ich letztlich geworden bin und nicht sein will. Es war schon immer ein elender Kampf, der in meinem Inneren tobte. Es waren schon immer zwei Ichs in mir, die gegeneinander kämpften, mein menschliches Ich, das wusste, dass ich Gefühle empfinden kann und mein dunkles Ich, das des rücksichtslosen, grausamen  Vampirs.“
    Er macht eine kleine Pause.
    „Dein Vertrauen, dein Mut und deine Liebe haben mir gezeigt, dass ich nicht dieses wertlose --Stück Dreck bin, für das ich mich selbst immer gehalten habe.“
    Seine harschen Worte erschrecken mich. Ich richte mich auf und sehe ihm ins Gesicht. Seine Augen schauen ausdruckslos ins Leere und doch spüre ich, dass ihn etwas quält.
    „Was ist mit dir geschehen, Alex, dass du so denkst?  Du bist nicht Schuld an Isabellas Tod. Bitte lass mich dir helfen. Du musst endlich die Vergangenheit ruhen lassen.“ Er sieht mich aus dunklen Augen an und beginnt schließlich zu erzählen…
     

 
     
     
                                                                                 
    Kapitel VI
     
     
     „Meine Mutter war eine Sterbliche und mein Vater war ein Vampir. Sie hieß Lynn und sein Name war Alastair. Lynn war die Tochter eines einfachen Bauern und seiner Frau. Sie war das vierte Kind unter drei Brüdern und wuchs unter sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Alastair hielt sich zu jener Zeit in Schottland auf. Er fand sie an einem Fluss sitzend. Sie weinte und warf wütend Steine in das Wasser. Sie war noch sehr jung, gerade sechzehn Jahre alt. Er fragte sie, warum sie weint und sie entgegnete, dass sie wieder einmal von ihrem Vater geschlagen worden wäre, weil sie zu nichts nütze sei. Er würde sie oft demütigen und ihre Mutter auch, weil sie ihm nicht noch einen Sohn geschenkt hätte. Alastair nahm sie in den Arm und tröstete sie. Sie war eine sehr hübsche, junge Frau, mit dunklen, langen Haaren und braunen Augen. Er war bereits deutlich älter als sie und dennoch vertraute sie sich ihm an. Sie tat ihm leid und rührte sein Herz. Sie trafen sich danach jeden Abend nach Sonnenuntergang am Fluss und verbrachten die Zeit miteinander. Eines Tages wartete er vergeblich auf sie. Auch am darauffolgenden Tag kam Lynn nicht. Er sorgte sich um sie und ging am späten Abend zu der alten heruntergekommenen Hütte, in der sie lebte. Was er sah, stockte ihm den Atem. In einem der alten Ställe waren zwei junge Männer dabei, Lynn zu vergewaltigen. Es handelte sich vermutlich sogar um ihre eigenen Brüder. Alastair war außer sich vor Zorn und stürzte in den Stall, um beide Männer zu töten. Weinend und vollkommen verstört nahm Lynn alles wahr, was geschah. Wie er die Kehlen der beiden Männer aufriss und deren Blut trank. Sie blieb jedoch im Stall und lief nicht davon. Sie kauerte sich in eine dunkle Ecke und wartete ab. Schließlich näherte Alastair sich ihr und versprach, dass niemals wieder ein Mann sie so verletzen würde und sie vertraute ihm. Er nahm sie mit sich. Sie begleitete ihn und verurteilte ihn nicht dafür, wie er lebte und was er war. Ihre Herzen fanden schließlich zueinander.
    Als sie achtzehn Jahre alt war und sie sich gerade in der Gegend um Edinburgh aufhielten, bemerkte sie, dass sie schwanger war. Alastair war außer sich vor Glück. Sie kehrten in die Highlands zurück und an einem kalten Wintertag im November gebar sie Alastair einen Sohn.
    Es war der 27. November 1319. Wir blieben in Schottland und ich wuchs bei meinen Eltern auf. Meine Mutter liebte mich mit aller Hingabe und mein Vater war stolz auf mich. Als ich zehn Jahre alt war, fing ich an mich zu verändern. Ich nahm viele Dinge plötzlich anders wahr. Meine Augen wurden empfindlicher, ich hörte Dinge, die ich bisher nicht wahrzunehmen vermochte und dann war da noch eine andere Tatsache, der ich mich nicht mehr verschließen konnte. Ich liebte es, wenn mein Vater von der Jagd zurückkam und nach Blut roch. Immer öfter

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