Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Blut gütlich taten, wurde ihr ganz anders. Außerdem versuchte sie das Gefühl zu ignorieren, das Reys Nähe in ihr hervorrief. Er war jetzt so dicht hinter ihr, dass sie seinen warmen Atem an ihren Beinen fühlen konnte. Langsam glitten seine Finger über ihre Wade, hin und wieder über einen Fleck streichend, der ihm verdächtig erschien.
»Aha!«
Hektisch blickte Laurel über ihre Schulter. »Was? Was?«
»Da haben wir eine. Aber keine Sorge, sie hatte sich noch nicht festgesaugt.«
Laurel atmete erleichtert auf. »Gott sei Dank.«
»Lag wohl eher an dem Spray.«
Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Sag mal, macht dir das etwa Spaß?«
Rey grinste sie an. »Ohne die Zecken könnte ich mich dran gewöhnen.«
»Rey …«
»Entschuldige. Dreh dich wieder um, damit ich weitermachen kann.«
Zehn Minuten später erhob Rey sich mit knackenden Knien und einem ausgiebigen Stöhnen. Seine Suche hatte eine Ausbeute von drei Zecken ergeben. »Okay, du bist jetzt zeckenfrei. Sauber sozusagen.«
»Noch nicht ganz, aber ich hoffe es bald zu sein.«
Rey lächelte. »Dann will ich dich nicht länger stören. Genieße es!« Damit verließ er das Badezimmer und zog die Tür leise hinter sich zu.
Laurel blickte stumm die Tür an, dann riss sie sich das Badetuch vom Leib, warf es über eine Stange und trat unter die Dusche. Sie wartete, bis das Wasser die richtige Wärme erreicht hatte, dann stellte sie sich wohlig seufzend darunter. Einige Minuten lang hielt sie einfach nur das Gesicht dem Strahl entgegen und genoss das herrliche Gefühl. Das Wasser brannte zwar etwas in ihren noch nicht ganz verheilten Wunden, aber das war das kleinere Übel.
14
Rey stand auf der Terrasse und brütete vor sich hin. Das Geräusch des plätschernden Wassers ließ ihn daran denken, wie er tags zuvor mitten in der Wildnis mit Laurel unter der provisorischen Dusche gestanden hatte. Stöhnend rollte er seine verspannten Schultern. Eben hatte er sich ganz schön zurückhalten müssen, da er sich so sehr danach sehnte, sie anzufassen und wieder wie gestern in den Armen zu halten. Aber Laurel hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie das im Moment nicht wollte. Ihm war nicht ganz klar, warum sie sich wieder von ihm zurückgezogen hatte, nachdem sie sich bereits so nahegekommen waren. Aber er musste es wohl oder übel respektieren.
Sein leerer Magen knurrte und lenkte ihn von seinen Grübeleien ab. Essen, genau, sie brauchten dringend eine ordentliche Mahlzeit. Rasch fasste Rey den Entschluss, etwas zu essen zu besorgen. Er griff nach dem Autoschlüssel, dem Schlüssel zur Hütte und seinem Portemonnaie. Dann stieg er in den Jeep und fuhr die gewundene Straße zum Haupthaus des Camps zurück. Gras säumte die schmale Asphaltstraße. Das Grün des Rasens war durchsetzt von vereinzelten Büschen und Bäumen, dazwischen standen kleine, runde und größere, eckige Hütten. Alle waren in demselben warmen Orangeton gehalten, sie wirkten sehr gepflegt und ansprechend. Eine wirklich schöne Anlage, dachte Rey, schade nur, dass sie nicht länger bleiben konnten.
Nachdem er in einem kleinen Laden die Zutaten für ein einfaches Abendessen gekauft hatte, setzte er sich an den Computer, der in der Lobby stand. Er war lange nicht dazu gekommen, seine E-Mails abzurufen, daher hatten sich in seiner Abwesenheit einige Nachrichten angehäuft. Rasch machte er sich daran, die wichtigsten möglichst knapp zu beantworten. Nur die Mail an seine jüngere Schwester Sam geriet etwas ausführlicher. Er beschränkte sich nicht darauf, Landschaft und Tiere des Umfolozi zu beschreiben, sondern ging auch andeutungsweise auf die Geschehnisse während der Safari ein. Natur in allen Formen und Arten interessierte sie als Paläontologin immer. Auch wenn sie es in ihrem Beruf normalerweise nur mit ausgestorbenen Tieren und Pflanzen zu tun hatte; derzeit arbeitete sie an einer Ausgrabung in Golden bei Denver. Doch die südafrikanische Buschlandschaft wäre ebenfalls ganz nach ihrem Geschmack.
Ein Lächeln huschte über Reys Gesicht. Im Frühjahr hatte sie den Mann ihres Lebens gefunden – so hatte sie selbst gesagt – und war deshalb von Salt Lake City nach Denver gezogen. Also stand sie nicht nur schon länger auf eigenen Füßen, sie hatte ihn auch darin überholt, eine feste Beziehung einzugehen. Ihre Eltern waren jedenfalls begeistert davon, dass Sam nun nicht mehr allein war und mit ihrem Freund so glücklich schien. Unter Vorbehalt wohlgemerkt, denn sie
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