Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
verschmutzten Kleidung und trat in die Dusche. Nachdem er sich eingeseift und gründlich gewaschen hatte, drehte er das kalte Wasser auf und genoss eine Weile den kühlen Strahl. Während er sich anschließend trocken rubbelte, blickte er in den Spiegel. Er sollte sich mal wieder rasieren …
Aus dem Wohnzimmer ertönte ein spitzer Schrei. Rey ließ vor Schreck das Handtuch fallen. Ehe er aus dem Badezimmer rannte, riss er es wieder hoch und schlang es sich um die Hüfte. Hatten die Wilderer sie gefunden und waren in die Hütte eingedrungen? Das Herz hämmerte in seiner Brust. Verdammt, sie hätten am besten heute noch einen Flug nach Hause nehmen sollen! Als er ins Wohnzimmer stürzte, stieß er beinahe mit Laurel zusammen, die gerade in die entgegengesetzte Richtung lief.
»Was ist los?« Von ihrer offensichtlichen Panik angesteckt, überschlug sich seine Stimme. Er packte sie an den Armen und hielt sie fest. »Laurel?«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. »Da … da …«
»Ja, was?«
»Ein Pavian!«
Im selben Moment sah er ihn auch. Ein riesiger, grauer Affe, der ungestüm durch Wohnzimmer und Küche hüpfte und dabei ein gewaltiges Chaos anrichtete. Der Affe schien ziemlich aufgebracht und sah nicht gerade vertrauenerweckend aus. Aber irgendjemand musste ihn wohl hinausschaffen. Also schob Rey Laurel aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihr. Immerhin war der Affe das kleinere Übel – wenn er daran dachte, dass es auch die Wilderer hätten sein können. Rey atmete tief durch, dann nahm er den Kampf auf.
Bewaffnet mit einem großen Sesselkissen begann er damit, den Pavian wieder zur Terrassentür zurückzutreiben. Doch der machte es ihm nicht leicht: Gerade als Rey dachte, er hätte ihn so weit, sprang der Affe auf die andere Seite und versuchte wieder, in die Kochnische zurückzugelangen. Er war offensichtlich auf der Suche nach etwas Essbarem. So ging es eine Weile hin und her, Mann und Affe lieferten sich einen harten Kampf, bis Rey den dreisten Pavian schließlich doch durch die Terrassentür hinausbugsierte und dieser in der Wildnis verschwand.
Schwer atmend schloss Rey die Tür und betrachtete kopfschüttelnd den Raum. Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, die Möbel waren verschoben, kleinere Gegenstände lagen verstreut auf dem Boden herum und ein Teller war zerbrochen. Wo war in dem Tumult bloß sein Handtuch abgeblieben? Gut, dass er Laurel aus dem Raum geschoben hatte, sie hätte es bestimmt nicht lustig gefunden, ihn splitterfasernackt durch die Gegend hüpfen zu sehen, während er versuchte, einen Pavian zu bändigen. Reys Mundwinkel zuckten. Oder vielleicht doch?
»Rey, lebst du noch?«
Er räusperte sich. »Ja, kleinen Moment noch.«
Hektisch blickte er um sich. Kein Handtuch zu sehen. Er warf das Kissen wieder auf den Sessel und ging zur Kochnische hinüber. Vielleicht hinter der Theke? Er bückte sich genau in dem Moment, als die Tür aufging und Laurel vorsichtig den Kopf hereinschob.
»Wo bist du?«
»Küche. Komm aber lieber nicht hierher!«
Schon öffnete Laurel die Tür und trat ins Wohnzimmer. »Oh Gott, bist du verletzt?«, fragte sie im Näherkommen.
»Nein. Und bleib bitte da stehen.«
»Ist der Affe noch da?«
Rey richtete sich auf und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Nein, der ist draußen.«
»Aber wieso …?« Sie umrundete die Theke und blieb abrupt stehen, als ihr Blick an ihm hinabglitt. »Oh.«
»Ja, oh. Würdest du jetzt vielleicht …?«
»Ich warte draußen.«
»Das wäre nett.«
Amüsiert blickte Rey an sich hinunter und warf den herzförmigen Topflappen, den er vor sich gehalten hatte, auf die Arbeitsplatte.
Immer noch über Laurels Reaktion schmunzelnd, suchte er das Zimmer weiter nach seinem Handtuch ab. Schließlich fand er es unter dem Sessel, hob es auf und band es sich um die Hüfte. Als er die Tür öffnete und Laurel gegenübertrat, bemühte er sich um einen ernsten Gesichtsausdruck.
»Wie ist der Pavian überhaupt hereingekommen?«, fragte er.
Laurel zuckte mit den Schultern und bemühte sich, Rey nur ins Gesicht zu sehen. »Ich war auf der Terrasse und habe die Tür offen gelassen. Er muss gleich hinter mir hereingeschlüpft sein. Als ich mich umdrehte, turnte er bereits auf dem Sofa herum.« Sie errötete. »Tut mir leid, dass ich so laut geschrien habe, ich habe mich einfach so erschreckt.«
»Das war schon gut so, schließlich sind Paviane nicht ganz ungefährlich. Du bist nicht verletzt?«
Weitere Kostenlose Bücher