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Sams im Glück

Sams im Glück

Titel: Sams im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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recht«, sagte Herr Taschenbier.
    Frau Taschenbier seufzte. »Was kann man nur gegen deine merkwürdigen Zustände machen? Bruno, versprich mir, dass du morgen noch mal mit mir zu Doktor Konzelmann gehst!«
    »Versprochen«, sagte Herr Taschenbier. »Ich …« Weiter kam er nicht. Er war völlig erschöpft im Sessel eingeschlafen.

Betty
    Herr und Frau Taschenbier saßen im Sprechzimmer von Doktor Konzelmann.
    Sie erzählte, Herr Taschenbier saß still daneben.
    Herr Konzelmann wippte mit dem Fuß. Er machte einen etwas ungeduldigen Eindruck.
    »Und wie würden Sie die Zustände Ihres Mannes genauer beschreiben, von denen Sie erzählen?«, fragte er.
    »Es ist eine plötzlich einsetzende, übertriebene Fröhlichkeit«, sagte sie.
    »Was haben Sie gegen einen fröhlichen Mann?«, fragte Doktor Konzelmann. »Manche Frau wäre froh, wenn ihr Mann ein wenig fröhlicher wäre.«
    »Ja, aber er gerät ja völlig außer sich«, sagte sie. »Und er muss dann immer reimen.«
    »Reimen?«, fragte Doktor Konzelmann.
    »Ja. Dichten, gewissermaßen«, sagte sie.
    Doktor Konzelmann wandte sich an Herrn Taschenbier. »Geben Sie doch mal ein Beispiel, damit ich mir ein Bild machen kann! Reimen Sie doch mal, Herr Taschenbier!«
    »Reimen? Ich bin doch kein Sams«, antwortete Herr Taschenbier unwillig.
    Doktor Konzelmann schrieb auf seinen Notizblock: »Der Patient behauptet, kein Sums zu sein.«
    Frau Taschenbier, die mitgelesen hatte, verbesserte: »Kein Sams , Herr Doktor.«
    Und als Doktor Konzelmann sie fragend von der Seite anblickte, erklärte sie: »Das Sams ist zu Hause geblieben.«
    Herr Konzelmann strich »Sums« durch und schrieb »Sams« darüber.
    »Und wer ist dieses Sams? Ein Junge oder ein Mädchen?«, fragte er dann.
    »Keines von beiden«, sagte sie. »Eben ein Sams.«
    Doktor Konzelmann schaute sie lange prüfend an und fragte schließlich: »Ein Wesen, das weder ein Junge noch ein Mädchen ist, befindet sich also bei Ihnen im Haus. Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie sich das alles nicht nur einbilden?«
    »Ich?«, rief sie. » Er bildet sich ständig Dinge ein.«

    »Erzählen Sie doch mal davon«, sagte Doktor Konzelmann.
    »Da waren zwei Polizisten bei mir im Wohnzimmer«, fing sie an.
    »Aha, bei Ihnen im Wohnzimmer haben Sie zwei Polizisten gesehen«, wiederholte Doktor Konzelmann und machte sich Notizen. »Und dieses Sams war wahrscheinlich auch dabei, ja?«
    »Ja«, sagte Frau Taschenbier. »Das war auch dabei.«
    »Und was haben die da gemacht?«
    »Sie haben behauptet, Bruno sei in eine Fabrik eingebrochen.«
    »Und?«, fragte Doktor Konzelmann.
    »Dabei liegt gar nichts gegen ihn vor!«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das haben die beiden Polizisten gesagt.«
    »Ich denke, die haben gesagt, Ihr Mann sei in eine Fabrik eingebrochen?«
    »Ja, ja, das haben sie.«
    »Dieselben Polizisten, die behauptet haben, es liegt nichts gegen ihn vor?« Doktor Konzelmann schaute Frau Taschenbier aufmerksam an. »Und Sie sind sich sicher, dass es die beiden Polizisten in Ihrem Wohnzimmer wirklich gab? Und Sie sich das Ganze nicht nur einbilden?«
    Herr Taschenbier mischte sich ein: »Ja, die gab es wirklich. Ich habe sie auch gesehen.«
    Doktor Konzelmann machte »Hm« und dachte nach. »Ich kann Ihnen schlecht helfen, wenn ich die Zustände gar nicht kenne, von denen Sie erzählen«, sagte er dann. »Ich muss diese Sitzung leider abbrechen. Draußen warten schließlich noch andere Patienten.«
    Herr Taschenbier stand plötzlich auf, watschelte durchs Sprechzimmer und sang: »Patienten warten, bevor sie starten. Bevor sie starten, müssen sie warten.«
    »Da hören Sie es!«, sagte Frau Taschenbier. »Ich hatte vergessen zu sagen, dass er dann nicht nur reimt, sondern auch singt.«
    Doktor Konzelmann wollte eine weitere Notiz machen, aber Herr Taschenbier nahm ihm den Bleistift kurzerhand weg und fing an, ihn anzuknabbern. Nach zwei Bissen steckte er den Stift allerdings in die Brusttasche von Herrn Konzelmanns Arztkittel zurück.
    »Schwarze Stifte schmecken einfach zu trocken«, erklärte er dem verdutzten Arzt. »Ein Stift muss möglichst bunt sein, schiebt man ihn in den Mund rein.«
    »Jetzt sehen Sie es!«, sagte Frau Taschenbier zum Doktor.
    »So einen Fall hatte ich noch nie«, gestand der und beobachtete aufmerksam Herrn Taschenbier, der gerade ein Wattestäbchen aufaß.
    »Bruno, bitte, setz dich wieder zu uns!«, bat Frau Taschenbier.
    »Nein, nein, stoppen Sie ihn nicht!«, rief Doktor Konzelmann. »Ich muss

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