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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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Geschäft, das sie alle satt macht.
    Er ist ein gläubiger Mensch und kann es nicht aushalten, wenn Gino über die Kirche herzieht. Für Gino ist die Kirche auch nur eine Art Mafia. Seine Lieblingsworte in der Diskussion mit seinem Vater heißen: Inquisition. Hexenverbrennung. Kreuzzüge. Antibabypille. Bevölkerungsexplosion.
    Vielleicht muss das so sein zwischen Vater und Sohn. Ein Thema brauchen sie zum Streiten. Um sich abzugrenzen voneinander.
    Sonst ist Gino ein Traum sohn. In Italien hat er eine gute Frau und zwei kleine Kinder. Trotzdem treibt er es mit den Mädchen in Deutschland wild, aber darauf ist sein Vater eher stolz. Er war in seiner Jugend auch kein Unschuldsengel. Da bekam der Pastor bei der Beichte schon mal rote Ohren.
    Er schmunzelt bei dem Gedanken und nimmt noch einen Schluck. Er drückt den Wein langsam mit der Zunge gegen den Gaumen. Abrollen lassen, nennt er das.
    Mit lautem Klirren zersplittert die Scheibe in der Tür. Glassplitterregen. Fast gleichzeitig, nur um den Bruchteil einer Sekunde verzögert, platzen auch die zwei großen Fenster nach innen.
    Vermummte Gestalten mit Baseballschlägern springen in den Raum. Es sind sechs. Einer mit einem schweren Hammer. Er spaltet die Tischplatte mit einem Schlag.
    „Ich will hier nur noch Kleinholz sehen“, brüllt er.
    Jetzt toben die anderen los. Sie zertrümmern systematisch alles. Einfach alles. Selbst die getrockneten Kalebassen an den Wänden.
    Einer reißt das Fischernetz von der Decke. Ein anderer springt über die Theke und fegt mit seinem Schläger die Flaschen aus dem Regal.
    Der Boden ist mit Glassplittern übersät.
    Kurioserweise denkt Herr Oliverio: Wie kleine Diamanten.
    Niemand tut ihm etwas. Er scheint für diese Typen gar nicht da zu sein.
    Langsam versucht er, zum Telefon zu kommen. Es ist ein schnurloses Telefon. Wenn einer seiner Gäste angerufen wird, kann es zu jedem Tisch getragen werden. Eine Idee von Gino.
    Er überlegt. Jetzt könnte es ihm vielleicht das Leben retten, denn wenn die mit dem Raum fertig sind, ist er dran. Das steht für ihn fest. Die machen ganze Arbeit. Sie wollen ihn nur erst dabei zusehen lassen, damit er Angst hat und mit vollgeschissenen Hosen stirbt.
    Jetzt weiß er, was er tun wird. Er kann versuchen, sich mit dem Telefon auf der Toilette einzuschließen. Ja. Das ist es. Der Plan gibt ihm Mut.
    Er rennt zum Telefon. Er streckt die Hand danach aus, aber der Baseballschläger ist schneller. Das Gerät platzt wie die Schalen der Flusskrebse, die er in seiner Kindheit sammelte.
    „Um dich kümmern wir uns später“, sagt Peter und schiebt Herrn Oliverio achtlos beiseite.
    Dieter hebt die alte Kasse hoch und schleudert sie auf den Boden. Sie springt auf. Das Geld fällt zwischen die Glasscherben.
    Dieter packt ein. Er ist zu grabschig. Ein Splitter zwischen den Münzen bohrt sich in seinen Handballen.
    „Aua! Scheiße!“
    Siggi tritt gegen die Kasse. Erschrocken blickt Dieter hoch.
    „Lass das!“, fordert Siggi. „Wir sind keine Diebe.“
    Dieter ist beleidigt, lässt sich aber nicht beirren.
    Herr Oliverio will zur Toilette entkommen. Wolfs Hammer bremst ihn. Wolf schlägt nicht zu. Er hält den Hammer nur wie eine Sperre vor Oliverios Brust.
    „Halt. Wo ist Gino?“
    Herr Oliverio sagt nichts. Er schüttelt nur stumm den Kopf. Mein Gott, denkt er, mein Gott, was wollen die von meinem Sohn?
    Siggis Satz: „Wir sind keine Diebe“ macht ihm Sorgen. Räuber, Schutzgelderpresser, damit kann er leben. Das ist unpersönlich. Ein Geschäft. Nicht legal, aber rational. Die hier wollen kein Geld. Ihre Wut ist zu zerstörerisch. Wovon soll er Schutzgeld bezahlen, wenn ihm nichts bleibt? Die hier wollen nur kaputtmachen. Einfach nur kaputtmachen.
    „Antworte, wenn man mit dir spricht.“
    Sein Körper ist von einer dünnen, glitschigen Schweißschicht überzogen. Die Hosenbeine kleben an den Schenkeln. Das Unterhemd am Bauch.
    Er würde lieber sterben als Gino zu verraten. Kein Vater würde seinen Sohn solchen Tieren ausliefern, denkt er tapfer. Kein Vater! Egal, ob der Sohn an Gott glaubt oder nicht. Völlig egal.
    Der Hammer senkt sich langsam. Dabei hat das Eisen die ganze Zeit Kontakt zu Oliverios Körper. Fast zärtlich streift es nach unten.
    Herr im Himmel! Heilige Mutter Maria! Was muss der Bursche für Kräfte haben. Er führt den schweren Vorschlaghammer mühelos wie einen dünnen Taktstock.
    Eine Träne löst sich aus Herrn Oliverios rechtem Auge. Erschrocken spürt er, wie die feuchte

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