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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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Spätfilm. Ein Agententhriller mit gut gebauten Agentinnen. Die Blonde erinnert ihn an Susanne. Die süße kleine Susanne mit den Rehaugen, den schmalen Hüften und dem großen Busen.
    Ihr Verhältnis hat nur knapp zwei Monate gedauert. Es war sein einziger Fehltritt in all den Jahren. Er musste sie leider entlassen. Vera hätte ihm sonst nicht geglaubt, dass die Geschichte vorbei war, ein für allemal.
    Das Telefon klingelt.
    Vera ist sofort wach. Sie schüttelt ihre Haare.
    Hans Bilewski stellt den Fernseher leiser und geht zum Telefon.
    Ihre Dienststelle. Na klar. Er hätte es sich denken können. Versicherungen schließt um diese Zeit niemand mehr ab, und ihre wenigen Freunde sind rücksichtsvolle Menschen. Nach zwölf würde von denen keiner mehr anrufen. Höchstens in Not.
    Aber ihre Freunde gehören nicht zu den Leuten, die nachts in Not geraten, in Gaststätten nicht zahlen können und ausgelöst werden müssen. Die meisten schlafen um diese Zeit schon.
    Hans Bilewski versucht, den Anrufer abzuwimmeln. Natürlich ist es dringend wie immer, und Verbrecher kennen keine Bürozeiten. Aber seine Frau schlafe schon fest, sie sei mit Kopfweh ins Bett gegangen, habe zwei Schlaftabletten genommen. Ja, eine Sommergrippe vermutlich.
    Er wird ihren Kollegen nicht los.
    „Außerdem, was heißt das schon, ihr habt einen festgenommen?! – Ja, wenn ihr ihn habt, dann ist doch alles in Ordnung. Vera kann ihn ohnehin erst morgen früh vernehmen. – Muss ich euch das erklären? Na, weil er darauf bestehen wird, dass sein Anwalt dabei ist, und der kommt heute Nacht garantiert nicht mehr. – Also, ich weck sie jetzt nicht.“
    Da steht Vera hinter ihm. Vollständig angezogen und in den Augen den Blick der kühnen Drachentöter, wenn sie spüren, dass das Monster naht.
    Sie nimmt ihm den Hörer aus der Hand.
    „Ja, hier Kommissarin Bilewski. Was gibt’s?“
    Kopfschüttelnd lässt ihr Mann sie stehen.
    Er wird diese Frau nie wirklich verstehen. Wem will sie was beweisen?
    Sie rauscht raus. „Bleib nicht auf, Schatz!“
    „Bestimmt nicht.“
    Rums, fällt die Tür ins Schloss.
    Er muss wieder an seine Susanne mit den Rehaugen denken. Sie wollte endlich einen Mann, der ganz Ja zu ihr sagt. Einen, der genug Geld für zwei verdient. Einen, der es ihr ermöglicht, zuhause zu bleiben und nie wieder eine Akte anzufassen.
    Jeder hat so seine Sehnsüchte, denkt er. Wer weiß, wie oft es zwischen Vera und mir zu einem Kleinkrieg käme, wenn sie nicht draußen ihren Dampf ablassen könnte.
    Vielleicht ist es ja gar kein Fall ? Vielleicht hat sie einen Lover? Sie ist eine verdammt attraktive Frau. Das merken auch andere. Ich habe ihr ja auch etwas von Kundenbesuchen und Mitarbeiterschulungen vorgelogen, wenn ich mit Susanne aus war. Wer sagt schon: Ich fahre mit meiner Geliebten in ein romantisches Hotel?
    Es fühlt sich an wie eine heiße Messerspitze, die sich langsam in seinen Magen bohrt.
    Wie konnte ich nur die ganze Zeit über so naiv sein? Wie konnte ich erwarten, dass sie mir so einfach verzeiht? Klar, das hier ist eine Retourkutsche. Sie genießt ihre Rache kalt. Wenn sie es mir gesteht, muss ich ihr ja verzeihen, wie stehe ich sonst da?
    Sie wollte mich nach meiner Affäre nicht verlassen? Vielleicht provoziert sie jetzt, so dass ich sie verlasse …
    Dann werden ihm die eigenen Gedanken zu sprunghaft. Er hat das Gefühl, in einer rasenden Achterbahn aus Vorwürfen, Verdächtigungen und Schuldgefühlen zu sitzen. Er will sie anhalten und aussteigen, denn etwas in ihm sagt ihm, dass alles nur Quatsch ist.
    Doch dies flirrende Gefühl der Unruhe bleibt. Er ist müde, doch er kann nicht schlafen. Daran ändert erst der dritte Whisky etwas. Zwei Finger hoch und ohne Eis.

35
    Peter drückt schon wieder eine Zigarette in den überquellenden Aschenbecher. Er zittert. Zusammengekauert sitzt er auf dem Stuhl. Seine Tränen verdunsten jetzt in den Ärmeln seines Baumwollhemdes.
    Er könnte sich schwarz darüber ärgern, dass er nicht abgehauen ist. Warum mache ich immer solchen Mist? Immer ich?
    In der Schule war es auch schon so. Alle heckten gemeinsam irgendeinen Blödsinn aus. Er war froh, dass die anderen ihn mitmachen ließen, doch am Ende wurde er gepackt. Garantiert. Wenn überhaupt einer, dann er.
    Nie hat er irgendjemanden verraten. Nie einen in die Pfanne gehauen, und doch wurde er hinterher immer verdächtigt. Es fiel den anderen schwer, an seine Loyalität zu glauben, obwohl er sie täglich unter Beweis

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