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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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eigentlich so ausgeflippt?“ Er zeigt auf Siggi. „Gut, wenn dir das passiert wäre … ich meine, immerhin ist sie deine Schwester gewesen …“ Er stockt in der Aufzählung. „Oder mir. Sie war mein Mädchen. Aber Peter …“
    „Der ist eben ausgerastet“, sagt Jürgen mit Kloß im Hals. Er hat Peter und Renate mal zusammen an der Ichte gesehen und kann sich jetzt seinen Teil denken. Er wagt natürlich keine Anspielung, denn er hat Angst vor Wolfs Wut. Außerdem, Peter ist so etwas wie das schwarze Schaf der Gruppe. Jürgen befürchtet, wenn dieser Posten frei wird, ist er der erste Anwärter dafür und er hat keine Lust, hier den Gruppenidioten und den Prügelknaben zu spielen.
    „Das Ganze hat überhaupt nichts gebracht“, klagt Siggi.
    „Häh? Wir haben den Laden kurz und klein gehauen!“, lacht Dieter.
    „Na und? Der Gino sitzt jetzt mit seinem Alten bei einer Flasche Sekt und sie rechnen sich schon aus, wie viel Reibach sie machen, wenn die Versicherung zahlt.“
    Wolf guckt sauer. Er fühlt sich um sein Erfolgserlebnis gebracht. Obwohl er Siggi warnend anfunkelt, macht Siggi weiter: „Und wenn sie den Peter richtig in die Mangel nehmen, die Schweine, dann redet der auch.“
    „Du meinst, die foltern den?“, fragt Dieter.
    Niemand antwortet.
    Siggi tritt gegen glühendes Holz. Funken stieben hoch.
    „Ich will ihn haben!“, schreit Siggi. „Das Schwein muss sterben!“
    Dieter bestätigt Siggi. „Ja! Ganz langsam.“
    Als sich eine Stunde später alle vom Feuer entfernen, zieht Siggi Wolf zur Seite.
    „Kann ich was von deinem Sprengstoff haben?“
    Wolf nickt. „Ja, aber erst nach Samstag. Erst fliegt das Negerdorf hoch.“
    „Du willst mir nicht helfen?“, fragt Siggi entgeistert.
    „Doch, aber ich darf unsere Aktion nicht gefährden. Meinetwegen machen wir Samstag alles in einem Abwasch. Aber nicht vorher, sonst werden die Bullen nur nervös.“

37
    Siggi gräbt die halbautomatische P 7 aus. Eine gestohlene Dienstwaffe. Marke Heckler und Koch. Sie ist eingefettet und in Ölpapier gewickelt. Die Munition extra. Sechzehn Schuss.
    Gemeinsam haben die Ichtenhagener Ultras die Waffe hier versteckt. Es war ein Ritual, mit Fackeln und Schweineblut. Sie hatten sich die Gesichter damit beschmiert. Es war eine Mischung aus Indianerspiel und kultischem Ritual. Sie schworen sich, niemandem jemals diesen Ort zu verraten. Es sollte ein heiliger Platz werden.
    „Falls es unter uns je einen Verräter geben sollte, so wird er durch diese Polizeiwaffe sterben und hier an ihrer Stelle begraben werden!“, hatte Wolf verkündet und dabei seine vom Schweineblut nassen Finger zum Mond gereckt.
    Gino ist zwar kein Verräter, aber Siggi wird ihn mit der P 7 beseitigen. Noch heute Nacht.
    Wenn wir Pech haben, denkt Siggi, werden wir alle noch heute Nacht verhaftet. Wegen der Sache in der Pizzeria, wegen dem Saujudenfriedhof oder was weiß ich, was sie sonst noch so aus Peter herausprügeln. Vorher muss Gino dran glauben. Zahn um Zahn.
    Das Waffenfett bleibt an Siggis Fingern kleben. Er findet es angenehm. Jede einzelne Kugel ist sorgfältig eingeölt. Seine Finger reagieren fast elektrisiert auf die Berührung. Er reibt sich mit dem Waffenfett ein wie mit einer Handcreme. In seiner Phantasie werden seine Hände dadurch dem Kampf geweiht.
    Als er jetzt die geladene Waffe in seiner Rechten betrachtet, kommt sie ihm vor wie die logische Verlängerung. Endlich wächst zusammen, was zusammen gehört.
    Das metallische Klicken klingt wie im Film. Er streichelt die Waffe mit links und hält sie hart mit rechts. Es ist ein erotisches Gefühl. Anders als das Berühren des Körpers einer Frau, aber eben doch erotisch.
    Im Wirrwarr seines Inneren siegt plötzlich die Trauer über Wut, Hass und Mordlust. Bilder von Renate steigen in ihm auf. Wie er vor ein paar Jahren – sie war gerade dreizehn geworden – den Platz vor dem Schlüsselloch ihrer Zimmertür an Freunde vermietete. Einmal heimlich gucken fünfzig Pfennig. Wolf zahlte zwei Mark, um ihr beim Baden zuzusehen. Dann konnte er aber gar nichts erkennen, weil die Dusche Milchglasscheiben hat.
    Renate fand es heraus. Sie regte sich furchtbar auf. Er musste erst schwören, so etwas nie wieder zu tun, sonst drohte sie, den Eltern alles zu verraten.
    Er schwor. Dann verlangte sie das Geld. Er bot ihr die Hälfte. Sie knallte ihm eine, aber sie war einverstanden.
    Jetzt würde er sich gern von ihr noch einmal eine reinhauen lassen. Ihre Zornausbrüche gaben ihr so viel

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