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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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fort: „Und sie leben auf unsere Kosten wie Prinzen. Sie …“
    Vera stupst ihn an, um ihn zu stoppen.
    „Wer war es? Raus mit der Sprache, du weißt es doch. Warum schützt du den Mörder?“
    Er grinst überlegen.
    „Ich schütze ihn nicht. Wenn wir ihn in der Mangel hatten, dann könnt ihr ihn haben. Der packt keine Frau mehr an …“ Bei seinen Worten läuft es Vera kalt den Rücken herunter. Der meint es ernst, das ist ihr jetzt völlig klar.

36
    Nur spärlich beleuchtet der Mond die Grube im Steinbruch. Ein kleines Feuer knistert. Die großen Äste brennen nicht an. Sie qualmen nur stark. Sie sind noch zu nass.
    „Wieso ist dieser Arsch nicht getürmt?“, brüllt Wolf. „Wenn ich sage Abgang, dann heißt das Abgang!“
    „Wer nicht hören will, muss fühlen“, feixt Max, froh, selbst entwischt zu sein. Ihm ist noch schlecht vom Tiramisu.
    Max kann Peter sowieso nicht leiden. Er ist für ihn ein Angeber und Kompromissler. Max glaubt auch nicht, dass Peter in Rostock dabei war, obwohl Peter behauptet, er sei sogar in der Tagesschau zu sehen gewesen.
    Max hatte versucht, frei zu bekommen, sobald die ersten Bilder aus Rostock Lichtenhagen über den Bildschirm flimmerten. Er wollte hin. Dabei sein. Aber seine Chefin hatte ihm nicht freigegeben.
    „Von wegen, deine Oma liegt im Sterben! Glaubst du, ich weiß nicht, wo du hinwillst? Du bleibst.“
    „Und wenn ich trotzdem fahre?“
    „Dann brauchst du gar nicht erst zurückzukommen.“
    Max traute sich nicht zu fahren. Er hasst sich noch heute dafür. Aber seitdem trägt er sein Hitlerbärtchen.
    Beim nächsten Mal wird er alles stehen und liegen lassen und hinfahren. Er will am Ende seines Lebens nicht jemand sein, der alle Züge verpasst hat.
    Max ist stolz auf sein Hitlerbärtchen. Einer, der die Haare trägt wie Peter, versucht zwei Leben zu leben. Solche Typen kann Max nicht ab. Entweder dafür oder dagegen. Dazwischen ist für ihn nichts. Kein Raum für Kompromisse.
    „Du stinkst wie eine Kanalratte!“, zischt Wolf.
    Darauf reagiert Max gar nicht. Wie soll er denn sonst riechen? Er hat zwei Stunden unter der Stadt verbracht.
    „Der hat sich die Haare nur rasieren lassen, weil er von uns Druck gekriegt hat“, mault Max.
    Wolf schneidet ihm das Wort ab. „Das ist doch jetzt völlig egal. Wenn er redet, haben sie uns alle.“
    „Das tut er nicht“, prophezeit Jürgen.
    „Weil wir mit Verrätern kurzen Prozess machen“, sagt Dieter und hält sich den Zeigefinger wie einen Pistolenlauf gegen die Schläfe. Er drückt ab und grinst dabei.
    Er würde gerne mal einen umbringen. Wenn es nicht so hart bestraft würde, hätte er es schon längst getan. Im Grunde beneidet er Gino um die Erfahrung. Er stellt sich vor, wie sie unter ihm zu zittern und zu flehen beginnt und wie er zudrückt. Ihr Zappeln. Er muss nur daran denken, und Blut schießt in seinen Schwanz.
    Er hat schon mit zwölf davon geträumt, Frauen zu quälen. Im Keller, unter der Treppe, stand ein alter, kaputter Kaninchenstall. Dorthin ging er zum Onanieren. Er stellte sich vor, hinter dem Fliegengitter säßen nackte Frauen und flehten ihn an, ihnen etwas zu essen durch die Ritzen hereinzuschieben. Manchmal befriedigte er ihre Wünsche. Manchmal auch nicht, ganz wie er gerade drauf war. Aber immer ließ er sie vorher lange bitten und betteln.
    Er liebt Filme über Serienmörder. Wahrscheinlich ist er einer der ganz wenigen im Kino, die voll zum Täter halten. Er geht ins Kino, um Blut zu sehen. Zerfetzte Körper, sterbende Männer, kreischende Frauen. Angst macht ihn geil. Er kann sich nicht vorstellen, geliebt zu werden. Noch nie hat es ein Mädchen einfach so mit ihm gemacht.
    Ein paarmal war er bei einer Hure. Er hat sich eine hässliche ausgesucht. Hässlich und zehn Jahre älter als seine Mutter. Er redet sich ein, er habe sie genommen, weil sie die billigste war. Loch ist Loch, und rein muss er doch.
    Aber die simple Wahrheit ist, bei den anderen Huren, schön und sexy, befürchtete er, eine Abfuhr zu bekommen. Natürlich wusste er, dass sie auf Freier warteten, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass so eine sich dazu herablassen würde, für ihn die Beine breit zu machen. Und selbst wenn – was, wenn er versagen würde vor lauter Aufregung? Je toller eine Frau aussah, um so bedrückender und deutlicher war für ihn ihr Wunsch, ihn auszulachen. Er fühlt sich, solange er denken kann, von Kopf bis Fuß mit Scheiße gefüllt.
    „Wieso“, fragt sich Wolf jetzt laut, „ist der

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