Samtheiß
nächsten Morgen brachte er ihr das Frühstück ans Bett. Nach dem Frühstück wollte er noch einmal. Aber Louise trödelte niemals herum, nicht einmal für eine zweite Tasse Kaffee an einem Sonntagmorgen. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuß und sagte: »Jetzt nicht. Ich hab zu viel zu tun.«
Er kaufte Angus kurz nachdem sie geheiratet hatten und in das Farmhaus gezogen waren. Zuerst hatte sie vor ihm Angst, war aber vor allem wütend auf John, weil er so viel Geld ausgegeben hatte, ohne vorher mit ihr zu reden. Er entschuldigte sich mit den Worten, er habe zu lange allein gelebt und müsse sich erst daran gewöhnen, sie um Rat zu fragen, besonders wenn es um so große Ausgaben ging. »Die wir uns nicht leisten können«, fügte er noch hinzu. Er half ihr, den Tisch abzudecken und bot sogar an, Töpfe und Pfannen zu spülen. Sie lehnte ab, sie wollte es selbst tun.
Während sie ab wusch, stand er hinter ihr und hatte seine Arme um ihre Taille geschlungen. Sie ließ diese Berührung zu, aber er wußte, daß er auf keinen Fall ihren Busen berühren durfte, denn diese Art von Intimität würde sie jetzt wütend machen. »Okay«, sagte sie, »warum hast du das Tier gekauft?« Sie wand sich aus seinen Armen, trocknete sich die Hände ab, hängte die Schürze auf und sah ihn abwartend an.
»Na ja«, sagte er und dachte an den Staub, den der Bulle bei seinen plötzlichen Wendungen aufwirbelte, an das dichte, zottige schwarze Haar, an den Klang seiner Hufe, wenn er von einer Seite der Koppel zur anderen stürmte. »Na ja«, sagte er, »ich, ähm, dachte, es wäre schön, auf einer Farm auch ein Nutztier zu haben. Wir haben jetzt eine Farm, also dachte ich, wir bräuchten ein Nutztier«, sagte er, lächelte schief, und seine blauen Augen lugten hinter seiner Brille hervor.
»Wir haben keine Farm! Wir haben ein Farmhaus und ein paar Morgen Land. Ich will jedenfalls keine Hühner und Schweine haben und ganz bestimmt keinen Bullen! So eine verrückte...«
»Warte, halt, Louise, hör mal«, unterbrach er sie voller Aufregung über seine plötzliche Eingebung. »Er wird uns überhaupt nichts kosten, weil - und jetzt hör gut zu - weil wir ihn als Zuchtbullen benutzen werden.«
»Als Zuchtbullen?«
»Ja. Er wird alle Kühe vögeln, die gevögelt werden müssen. Und nicht nur das, wir bekommen dafür auch noch Geld. Ist das nicht toll?« Er strahlte sie triumphierend an.
»Du meinst, die Leute bezahlen dafür, daß er ihre Kühe anspringt?«
»Deckt, nicht anspringt. Jawohl, das tun sie. Und zwar ordentlich.«
Sie setzte sich an den Küchentisch und war eine Weile still. »Wir verdienen damit Geld?«
»Ja, und nicht zu knapp!«
Sie lebten von Fremdaufträgen, die den größten Teil ihrer Zeit in Anspruch nahmen. Der Gedanke, mehr Zeit für eigene Arbeiten zu haben, war sehr verführerisch.
Wie sich herausstellte, verdienten sie gerade ein bißchen mehr, als sein Unterhalt sie kostete. Obwohl Louise Angus offensichtlich jedesmal gern zusah, wenn er eine Kuh deckte, beschwerte sie sich bei John über den Geruch des Bullen, besonders wenn es regnete. Außerdem waren ihr sein Stampfen und Schnauben lästig. Alles in allem, sagte sie, sei er eine Plage und schrecklich störend.
Eines Tages meinte sie, der Bulle habe begonnen, sie merkwürdig anzusehen. Wenn John ohne sie ins Dorf fuhr oder die Farm für einen seiner langen Spaziergänge verließ, hatte sie Angst, aus dem Haus zu gehen.
»Warum hast du Angst vor Angus?«
»Dieser Bulle wird sich irgendwann losreißen, deshalb!«
»Aber nein, Louise, ich prüfe diesen Zaun jeden Tag. Jeden Tag! Das hast du gesehen. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
»Aber... wenn er wirklich wollte, könnte er rausspringen.«
John sah aus dem Fenster. Wenn du ihn so auf dem kleinen Hügel stehen siehst, dachte er bei sich, wirkt es vielleicht so, als könne er darüberspringen. Aber er kann’s nicht. Sobald er am Zaun steht, kann jeder sehen, daß er das nicht kann. Es ist einfach zu hoch! Und laut sagte er: »Louise, ich versichere dir, er kann nicht raus. Völlig unmöglich. Mach dir deswegen keine Sorgen.«
Aber sie hörte nicht auf, über den eigenartigen Ausdruck im Blick des Stieres zu jammern, bis John die Geduld verlor. »Bist du noch ganz dicht!? Wovon redest du eigentlich? Was glaubst du eigentlich, was dieser Blick bedeuten soll?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie, zuckte die Schultern und schaute auf den Boden.
»Irgend etwas mußt du doch denken,
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