Samtpfoten im Schnee
nichts mehr, während die Kutsche in die Straße mit dem Kopf-steinpflaster einbog. Am Ende des kleinen Ortes prangte das auffällige Schild des Korse and Hound am Straßenrand.
Die Funken stoben von den Hufeisen auf, als der Kutscher das Gefährt durch das Tor lenkte. Sofort kam ein Stallknecht herbeigelaufen, um in die Zügel des Leitpferdes zu greifen. Ihm dicht auf den Fersen folgten Tante Caroline und Onkel George, die den Ankömmlingen fröhlich zuwink-ten.
Stephanie betrachtete das Paar. Tante Caroline war von rundlicher Gestalt und wirkte mütterlich. Ihre Gesichtszüge waren denen ihrer Schwester sehr ähnlich, und sie hatte die gleichen schönen blauen Augen und das silbrig glänzende Haar wie diese. Onkel George war groß und kräftig gebaut, trug einen Vollbart und hatte freundlich blickende braune Augen. Keiner von ihnen war nach dem letzten Schrei der Mode gekleidet, aber in dieser Umgebung schien das auch ohne Bedeutung zu sein. Instinktiv mochte Stephanie die beiden. Alles würde gut werden - es sei denn, ihre Mutter verursachte Probleme.
Onkel George klappte den Tritt der Kutsche herunter, öffnete den Schlag und reichte Lady Blythe die Hand. »Willkommen, Dotty! Und da ist ja auch die kleine Stephanie ... nun, so klein ist sie ja nicht mehr, nicht wahr?« Als er Rose zunickte, runzelte er kaum merklich die Stirn. »Seid uns auch willkommen, Miss.«
»Sie ist keine >Miss<«, korrigierte Lady Blythe ihn gereizt und reichte ihrer Tochter die Katze. »Sie ist meine Zofe Ro-se. Und ich bin Lady Blythe.«
»Jawohl, Ma'am.« Er zwinkerte ihr zu und half ihr beim Aussteigen. Kaum hatte sie die Kutsche verlassen, wurde sie von ihrer Schwester in die Arme geschlossen.
»Miss Stephanie.« Er half Stephanie heraus und umarmte sie so herzlich, dass er Fluffy dabei fast zerquetschte. »Oder vielleicht >Stefy< - als Abkürzung? Mein Junge hieß Stephen, ich hab ihn Steffy genannt. Unser einziges Kind. Es ist gestorben, als er drei war.«
»Das tut mir Leid«, sagte Stephanie mitfühlend, »aber Ihr könnt mich nennen, wie Ihr wollt.«
»Dann also Steffy! Du hast eine Katze dabei, wie ich se-he.«
»Ja, Sir. Ich hoffe, sie darf hier bleiben. Sie weiß sich zu benehmen.«
»Von mir aus, auf eine Katze mehr oder weniger kommt's nicht an.« Er lachte.
Sie befürchtete plötzlich, Fluffy würde im Stall leben müssen. »Sie ist eine Hauskatze, Sir. Sie hat eine besondere Kiste, in der sie ... oh ... wo sie ihre Bedürfnisse erledigt. Ich halte die Kiste sehr sauber. Ihr werdet nichts merken ... ich meine, irgendeinen ... hm ... Geruch.«
Er zuckte die Schultern. »Mach mit ihr, was du willst.
Und Schluss mit diesem Sir-Gerede! Ich bin dein Onkel George.«
»Danke, Onkel George.«
Er winkte ab und wandte sich dann zu Rose, um ihr zu helfen. »Nun, Miss Rose, werdet Ihr auch eine Weile bei uns bleiben?«
Rose sandte einen Hilfe suchenden Blick zu Stephanie.
»Rose ist Mutters Zofe, Onkel George. Mama kommt oh-ne sie nicht zurecht.«
»Verstehe.« Er klopfte Rose auf die Schulter. »Seid Ihr bereit, die Pflichten eines Schankmädchens zu übernehmen?
Jeder im Horse and Hound arbeitet.«
Lady Blythe schnappte diese Bemerkung auf. »Was genau meinst du damit, George?«
»Ich meine damit, was ich sage, Dotty. Wir sind nicht reich. Wir arbeiten, und wir arbeiten hart. Das ist der Grund, warum das Horse and Hound das beste Gasthaus weit und breit ist.«
»Nun, ich werde nicht den Gastwirt spielen!«, teilte Ihre Ladyschaft herablassend mit.
»Nein.« Er grinste fröhlich. »Der Titel steht nur mir zu.«
»Und ich werde auch nicht das Schankmädchen für dich spielen!«
Tante Caroline ergriff ihre Schwester rasch am Arm und zog sie mit sich. »Das ist doch jetzt ganz nebensächlich!
Lass uns hineingehen. Es ist zu kalt, um sich hier draußen zu unterhalten.«
»Ich bin eine Dame, kein Arbeitstier!«, hörte Stephanie ihre Mutter unmissverständlich verkünden, während sie die Gaststube betraten.
Oje! Es war Stephanie gar nicht in den Sinn gekommen, dass ihre Tante und ihr Onkel von ihnen erwarteten mitzuarbeiten. Andererseits schien es nur vernünftig zu sein. Onkel George und Tante Caroline waren Geschäftsleute, die offensichtlich hart arbeiteten. Und schließlich waren sie, ihre Mutter, Rose und Fluffy hier nicht auf Besuch. Sie würden ständige Bewohner sein. Also mussten sie sich auch in die Pflichten und Erforderlichkeiten schicken.
Stephanie biss sich auf die Lippen. Es machte ihr nichts
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