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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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die Schweine bestimmt war. Sie dachte darüber nach, wie sehr ihr Leben sich verändert hatte. Zuerst war sie von Dienstboten umsorgt und umhegt worden. Dann war sie selbst zu einem geworden. Konnte es möglich sein, dass sie wieder umsorgt und bedient werden würde? Eine Marquise! Ihre Mutter wä-
    re von diesem Gedanken hingerissen. Aber all das Umsorgt-werden, all der Reichtum und der Titel würden ihr nichts bedeuten, wenn sie nicht die tiefe, unerschütterliche Liebe des Marquis hätte. Und das war der Grund, warum ihre Mutter nichts davon wissen durfte. Wenn die Zeit für eine Entscheidung gekommen war, würde sie diese ganz allein treffen.
    Stephanie verbrachte viel Zeit draußen in der frostklaren Luft, aber sie half auch in der Küche. Betsy hatte eine würzige, sättigende Rindfleischsuppe zubereitet und fügte dieser zu guter Letzt noch papierdünn geschnittene Zwiebelschei-ben hinzu. Der Duft ließ jedem das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    »Ich schwöre, Ihr habt Euch selbst übertroffen«, machte Stephanie der Köchin ein Kompliment.
    »Sie wird den Männern gut tun, wenn sie aus der Kälte kommen«, sagte Betsy. »Und obenauf werden noch gebutterte Toaststückchen gegeben. Das wird sie wieder aufwärmen.«
    »Die Männer werden begeistert sein.« Gerade als Stephanie zum Fenster ging, durchdrang ein Schrei die Luft. »Was um alles in der Welt ist denn da los?«
    Eugenia, die darauf bestanden hatte, den Männern zu helfen, kam den vom Schnee befreiten Weg entlanggerannt, blieb dann stehen und begann, mit Fäusten und Füßen gegen die hoch aufgeschobenen Schneewände zu schlagen und zu treten.
    »O nein!« Stephanie griff nach ihrem Mantel.
    »Dieser kleine Teufelsbraten«, murmelte Betsy, die ebenfalls ans Fenster gekommen war. »Die braucht mal 'ne Tracht Prügel.«
    »Das würde Lord Donnington niemals zulassen.« Stephanie schlüpfte in den Mantel und begann, ihn zuzuknöpfen.

    »Wartet noch! Seht!« Die Köchin hielt Stephanie am Arm fest. »Da kommt er. Mal sehen, ob er damit umgehen kann.«
    Auch Eugenia hatte ihren Onkel entdeckt und fuhr damit fort, heftig gegen die Schneewand zu treten. Doch binnen eines Lidschlags war sie gestürzt und unsanft auf ihrem Hinterteil gelandet. Mit den Armen rudernd, schrie sie ungebärdig.
    Betsy kicherte.
    Jetzt sprang Eugenia voller Wut auf, verlor das Gleichge-wicht und fiel erneut hin. Sie rollte sich auf den Bauch und trommelte mit ihren Fäusten und ihren Füßen auf den Boden. Der Marquis stand hilflos dabei, obwohl es schien, als sagte er etwas zu seiner Nichte.
    »Ich muss gehen.« Stephanie eilte zur Küche hinaus und den Weg entlang, der zum Ort des Geschehens führte.
    »Dem Himmel sei Dank«, glaubte sie David leise sagen zu hören, als er sie erblickte.
    »Sie lassen mich nicht schaufeln!«, kreischte Eugenia, als sie Stephanie sah.
    »Das wäre auch viel zu schwer für Euch, und davon einmal abgesehen sind die Männer in Eile«, erklärte Stephanie.
    »Außerdem ist es wirklich nicht die passende Beschäftigung, für eine wohlerzogene junge Dame.«
    »Absolut nicht«, sagte David entschieden. »Es ist sehr kalt, und die Männer frieren. Wir wollen rasch fertig werden.«
    »Du bist gemein!«, jammerte Eugenia.
    »Kommt mit.« Stephanie packte das noch immer um sich schlagende Kind an den Armen und zog es auf die Füße.
    »Ihr kommt jetzt mit ins Haus.«

    »Nein!«, schrie Eugenia.
    »Du meine Güte, was für kräftige Lungen«, sagte Stephanie, »aber das wird Euch nichts nützen.«
    »Ich habe von diesem Betragen mehr als genug!«, warnte David seine Nichte. »Keiner will das noch länger ertragen, nicht einmal die Dienstboten.«
    »Sie ist schuld! Dieses Schankweib ist schuld!« Eugenia spuckte Stephanie an.
    Ehe sie denken konnte, packte Stephanie das Kind fester und versetzte ihm einen Klaps auf den Hosenboden. Es konnte nicht wehgetan haben. Eugenia war ziemlich dick angezogen, und Stephanie hatte nicht hart zugeschlagen.
    Aber es erfüllte seinen Zweck. Das Kind stand still und schweigend da, die Augen weit aufgerissen.
    Augenblicklich lockerte Stephanie ihren Griff und starrte den Marquis an. Du meine Güte, was hatte sie getan? Hatte sie wirklich seinem Mündel den Hintern versohlt? Er würde wütend sein. Er würde sie verachten.
    David stand hoch aufgerichtet da und wirkte ausgesprochen herrisch. Sein kalter Blick war auf seine Nichte gerichtet. »Du wirst dich sofort bei Miss Blythe entschuldigen, Eugenia.«
    Das kleine Mädchen sah

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