Samtpfoten im Schnee
ihn vorsichtig an.
»Sofort«, blaffte er sie an.
Sie fuhr herum. »Es tut mir Leid, Miss Stephanie. Ich war grob und schrecklich.«
Stephanie verschränkte die Hände ineinander, damit diese aufhörten zu zittern. »Danke, Eugenia. Wollen wir jetzt vergessen, dass es je passiert ist?«
»Das wäre sehr gut.«
»Also schön. Und Ihr werdet niemals mehr so verächtlich gegen jemanden sein. Habe ich Recht?«
Das Mädchen ließ den Kopf sinken. »Ja, Ma'am.«
»Geh jetzt in die Küche«, befahl David.
Eugenia rannte auf das Gasthaus zu, fiel hin, rappelte sich ohne Wehgeschrei wieder auf und lief weiter.
»Es tut mir Leid, Mylord«, begann Stephanie.
»Wie wäre es mit >David Wir sind allein.«
Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. »David. Ich hät-te mir nicht anmaßen dürfen, Eure Nichte zu schlagen. Ich werde so etwas nie wieder tun. Ich ... ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich habe einfach die Beherrschung verloren, und das darf niemals passieren, wenn man einem Kind Disziplin beibringen will.«
»Wenn ein Klaps auf den Allerwertesten das ist, was getan werden muss, dann werden wir das tun. Als ich in Eugenias Alter war, habe ich mehr als einmal einen Hieb auf die Beine bekommen ... ebenso auf meinen Allerwertesten.«
Sie lachte. »Das kann ich mir kaum vorstellen. Ihr seid so freundlich und geduldig.«
Er grinste. »Ich war nicht immer so, das soll nicht heißen, dass ich so schlimm war wie Eugenia. Mein Vater hätte das gar nicht durchgehen lassen. Werdet Ihr noch für eine kleine Weile ein Auge auf Eugenia haben, Stephanie? Es scheint noch kälter zu werden, und ich möchte meine Arbeit zu En-de bringen.«
»Natürlich werde ich sie im Auge behalten.« Sie lächelte.
»Wenn Ihr fertig seid, erwartet Euch ein wahrer Hochgenuss.
Betsy hat für alle eine köstliche Suppe gekocht.«
»Wir werden alle kommen.« Er fasste ihr spielerisch unter das Kinn. »Und Ihr werdet mir nicht aus dem Weg gehen?«
»Nein«, versprach Stephanie leise und schlug die Augen nieder.
David drückte ihre Hand und ging dann den Weg zurück.
Stephanies Lebensgeister hoben sich. Eugenia würde sich für den Rest des Tages vermutlich gut benehmen. Sie könnten etwas Spaß zusammen haben. Und wenn sie und David ... Das war zu weit in die Zukunft gedacht. Aber konnte ihr Traum vielleicht doch Wirklichkeit werden?
Weihnachtsabend! Der Salon war wunderschön geschmückt mit Weihnachtsgrün, roten Schleifen und der Krippe. Sogar ein etwas schief geratenes Gesteck mit einem Mistelzweig -
Eugenia hatte es gemacht - hing von der Decke herab. Den vertrockneten Mistelzweig hatte David zwischen den Schlei-fenbändern gefunden. Auf einem Tisch stapelten sich die Geschenke. Es war die Zeit des Genießens und des Feierns, auch wenn es für die im Haus Beschäftigten noch viel zu tun gab. Am liebsten hätte David jeden Einzelnen von ihnen aufgefordert, sich zurückzulehnen und an den Festlichkeiten teilzuhaben, aber das war nicht möglich. Zumindest nicht in diesem Jahr.
Beim Abendessen jedoch leisteten Lady Blythe und Stephanie, deren Tante und der Onkel ihm und Eugenia beim Abendessen Gesellschaft, und Feststimmung kam auf. David wünschte, Stephanie würde näher bei ihm sitzen können, doch die Sitzordnung verlangte, dass Lady Blythe und ihre Schwester zu seiner Rechten und zu seiner Linken saßen.
Stephanie und Eugenia würden einander gegenüber in der Mitte der Tafel Platz nehmen, während Onkel George an deren Kopfende sitzen würde.
Obwohl Eugenia sehr aufgeregt war, bereitete ihr Benehmen keine Probleme. Schon den ganzen Tag über hatte sie sich vorbildlich benommen. David betete darum, dass es so blieb.
»Wollt Ihr nicht den Weihnachtssegen sprechen, Mylord?«, schlug Stephanies Tante vor, nachdem sich alle gesetzt hatten.
»Warte einen Moment!«, rief Eugenia, indem sie aufsprang und um den Tisch rannte, um Stephanie etwas zuzuflüstern.
David sank das Herz. Würden sie das Kind auch am Weihnachtsabend zur Ordnung rufen müssen? Er beschloss, dieses ungehörige Betragen durchgehen zu lassen und das Beste zu hoffen.
»Entschuldigt uns einen Moment«, ergriff nun Stephanie das Wort, während sie sich erhob und zusammen mit dem Kind den Salon verließ.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Lady Blythe in missbilligend scharfem Ton.
»Die Kleine ist so aufgeregt, vielleicht geht es ihr nicht gut«, vermutete Caroline.
»Sie sah aber nicht krank aus«, bemerkte George und schaute hungrig auf den großen
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