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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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holte tief Luft. »Ich kann es nicht sagen, Mylord.«
    »Könnt Ihr nicht, oder wollt Ihr nicht?«, beharrte er.
    »Beides«, wisperte sie. »Bitte, fragt mich nicht mehr.«
    David akzeptierte es. Er wollte sie nicht bedrängen, auch wenn sie begann, ihn um den Verstand zu bringen. Hier stand er, ungestört von Eugenia, und er wollte Miss Blythe besser kennen lernen.
    Sie ging rasch zur Truhe, hob den Deckel an - und schrie aus Leibeskräften.
    »Was ist denn?« David eilte zu ihr, wobei er mit dem Kopf gegen die niedrige Decke prallte und sich schmerzhaft stieß.

    »Sie ist auf mir!« Miss Blythe schüttelte wie wild die Hand. »Sie ist noch auf mir! O mein Gott!«
    »Eine Spinne?« David zog Kopf und Schultern ein und ging weiter.
    Miss Blythe schrie erneut auf und schlug heftig auf ihr Kleid ein, wobei sich ihre entzückend wohl geformten Fes-seln seinen Blicken darboten.
    »Was ist los, Stephanie?«
    »Es war eine große braune Spinne. Sie ist auf meine Hand gesprungen und dann auf mein Kleid. Sie war schrecklich, aber jetzt ist sie weg!« Sie begann zu weinen.
    David tat das Einzige, was ihm einfiel, wie man mit einer weinenden Frau umging. Er nahm sie in die Arme. »Es ist alles wieder gut, meine Liebe.«
    »Aber irgendwo hier sitzt sie noch!«, schluchzte Stephanie und klammerte sich an seinen Rock, als sie sich angstvoll umschaute.
    »Hat sie Euch gebissen?«
    »Nein.«
    David zog Stephanie mit sich in die Mitte des Dachbodens, wo er aufrecht stehen konnte, statt halb über ihrer Schulter zu hängen. Er zog sein Taschentuch hervor und trocknete ihr Äugen und Nase. »Wahrscheinlich ist sie unter die Kiste gekrabbelt. Denkt daran, sie hat auch Angst - vor Euch. Wartet hier, meine Liebe. Ich werde die Weihnachtssachen holen.«
    Stephanie nickte wie betäubt und wich von ihm zurück.
    »Bitte beeilt Euch. Ich mag diesen Ort nicht.«
    »Wollt Ihr lieber gehen?«, bot er freundlich an. »Ich kann einen meiner Diener zu Hilfe holen.«

    »Nein, jetzt bin ich schon mal hier, dann helfe ich auch«, sagte sie. Der falsche Mut in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    Miss Blythe - Stephanie - war voller Entsetzen. Es war seltsam, dass ein so winziges Tier jemanden wie sie, der zu solcher Selbstbeherrschung fähig war, derart aus der Fassung bringen konnte. David fragte sich, ob es noch andere Dinge gab, vor denen sie sich fürchtete.
    »Habt Ihr Angst vor Schlangen?«, fragte er, um ihre Gedanken von den Spinnen abzulenken, während er auf die Truhe zuging.
    Sie schrie. »Sie ist wieder auf mir!«
    Er fuhr herum und sah Miss Blythe wie erstarrt dastehen, die Röcke geschürzt bis zu den herrlichen Oberschenkeln.
    Ihr Gesicht war weiß wie ein Blatt Papier, und auf ihrem Schienbein krabbelte eine große Spinne in Richtung Knie.
    »Bewegt Euch nicht!« David machte einen Satz nach vorn und stieß sich wieder den Kopf. »Hölle und Verdammnis!«
    »O Mylord«, wimmerte sie mit zittriger Stimme und am ganzen Leibe bebend.
    Er beugte sich vor, seine Hände begannen beim Anblick ihrer hinreißend schlanken Beine zu zittern. Guter Himmel, sie war wunderschön. Es gelang ihm kaum, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
    Miss Blythe begann zu weinen. »Ich werde ohnmächtig.«
    »Nein.« Er ertappte sich dabei, dass er die Spinne zu be-neiden begann, die dieses Bein berühren durfte.
    Mit einer wohlgezielten Handbewegung schleuderte David das Tierchen auf den Boden und zertrat es mit dem Absatz seines glänzenden Schaftstiefels. »Sie ist tot.«
    Miss Blythe wankte, als drohten ihr die Sinne zu schwinden. Er fing sie auf, hielt sie sicher in seinen Armen. »Sie kann Euch jetzt nichts mehr tun, Stephanie.«
    Sie barg den Kopf an seiner Brust und weinte.
    »Ihr seid sicher«, murmelte er, bot ihr sein Taschentuch an und streichelte ihren Rücken.
    »Ich komme mir wie eine Närrin vor«, sagte sie mit matter Stimme, gewann aber allmählich ihre Fassung zurück. »Es ist noch nie passiert, dass eine Spinne auf mir gesessen hat.
    Ich ... ich habe mich höchst lächerlich benommen, nicht wahr?«
    »Ganz und gar nicht. Jeder hat irgendwas, vor dem er sich fürchtet, Stephanie.«
    Sie schaute zu ihm auf. »Es schickt sich nicht, dass Ihr mich beim Vornamen nennt.«
    Er sah in ihre Augen und erlag deren Zauber. »Vielleicht nicht, aber das hier ist auch nicht schicklich.« Er beugte sich herunter und streifte ihren Mund mit seinen Lippen.
    »Wollt Ihr mich nicht David nennen?«
    »Meine Mutter würde einen Anfall bekommen«, hauchte

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