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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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sie.
    »Dann eben nur, wenn wir allein sind«, bat er.
    Sie starrte ihn aus großen Augen an.
    »Ich möchte Euch besser kennen lernen. Wollt Ihr nicht mehr Zeit mit mir verbringen? Oder bin ich Euch derart widerwärtig?«
    Ihre Lippen bewegten sich kaum. »Mylord, Ihr seid weit davon entfernt, mir widerwärtig zu sein. Ihr seid zu ...«
    Als sie den Satz nicht zu Ende sprach, neigte sich David wieder zu ihr, um sie erneut zu küssen. Und dieses Mal inniger. Zuerst legte sie die Hände auf seine Brust, als wollte sie ihn zurückstoßen. Dann legte sie die Arme um seinen Nacken. Er vertiefte den Kuss, und sie erwiderte ihn. Ihr Mund öffnete sich sanft. Er bezwang sich, ihre Süße nicht verlangender auszukosten, um sie nicht zu erschrecken. Sie wünschte auch nicht mehr, denn sie berührte jetzt sanft seine Wange. Er hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen.
    »Ich wollte nicht, dass es so weit kommt«, murmelte sie.
    Ehe David sie fragen konnte, was sie damit meinte, hörten sie Schritte auf der Treppe. Sie fuhren auseinander. Er fragte sich, ob er so schuldbewusst aussah wie sie.
    »Was geht dort oben vor?«, rief Eugenia von unten hoch.
    »Wir haben Schreie gehört.«
    »Es ist alles in Ordnung!«, rief David ihr zu. »Wir packen die Weihnachtssachen aus. Dabei hat sich eine Spinne auf Miss Blythe gesetzt, und sie hat eine tödliche Angst vor ihnen.«
    »Ich habe keine Angst! Kann ich hinaufkommen und helfen?«
    »Natürlich!«, erwiderte er. Eugenia fragte um Erlaubnis?
    Zu jeder anderen Zeit wäre sie einfach mitten hineingeplatzt in die Szene. Vielleicht benahm sich seine Nichte aber auch so gut, weil die Feiertage nahe bevorstanden. Glücklicherweise hatte sie nicht mitbekommen, dass er Stephanie ge-küsst hatte. Er wusste nicht, wie die beiden Damen in einer Situation wie dieser reagiert hätten.
    Lady Blythe, Rose und Eugenia hatten den Schrei gehört.
    Wie auf ein Kommando stürzten sie auf den Korridor hinaus und lauschten. Es folgte ein weiterer.
    »Das muss Stephanie sein!«, rief Lady Blythe.

    Rose schüttelte den Kopf. »Miss Stephanie hat noch nie in ihrem Leben geschrien.«
    »Aber wer sonst sollte es sein?« Lady Blythe lief in das Zimmer ihrer Tochter, fand es aber leer vor. »Woher kamen die Schreie?«
    »Es kann nicht Miss Stephanie gewesen sein«, beharrte Rose.
    »Nun, es war weder Caroline noch diese alte Köchin«, er-klärte ihre Herrin angespannt. »Es klang nach einer jungen Stimme.«
    Aufgeregt schauten sie über das Geländer des ersten Stock-werkes hinab und ließen ihre Blicke über den unter ihnen liegenden Gang und über die Dienstbotentreppe schweifen.
    »Woher kam er?«, wiederholte Lady Blythe ihre Frage.
    Ein weiterer Schrei ertönte.
    »Von oben!«, rief Lady Eugenia triumphierend.
    Sie eilten zum Fuß der Treppe und starrten hinauf.
    »Oh, was geht dort nur vor?« Lady Blythe keuchte. »Hier wohnen nur die Dienstboten. Könnten diese Männer meine Stephanie entführt haben? Oh, was sollen wir tun?«
    »Wir werden sie retten!« Für Eugenia war dies ein wunderbares Spiel. Es war wie in der Geschichte vom Ritter, der in glänzender Rüstung dahergeritten kam, um die holde Jung-frau aus ihren Schwierigkeiten zu befreien. Nur dass dieses Mal sie die Heldin wäre, die die Lady rettete. Alle würden einen Toast auf sie ausbringen. Alle würden sie lieben.
    Als Eugenia die obere Etage erreichte, lagen die Gänge leer und still da.
    »Ich weiß! Der Dachboden!« Sie hielt den Finger an den Mund und schlich lautlos auf die Treppe zu, die sie auf einem ihrer geheimen Erkundungsgänge durch das Haus entdeckt hatte. »Wir werden sie überrumpeln.«
    »Wie denn?«, krächzte Lady Blythe.
    Das kleine Mädchen schlich sich die Treppe hinauf. Sie blieb stehen, sobald sie hoch genug war, um den Dachboden einsehen zu können. Miss Stephanie war dort; und Onkel David. Sie küssten sich! Ein Kichern unterdrückend, zog Eugenia sich vorsichtig zurück.
    »Was habt Ihr gesehen?«, verlangte Lady Blythe zu wissen.
    »Miss Stephanie ist dort oben«, sagte sie selbstgefällig.
    »Und Onkel David auch. Ich glaube nicht, dass sie gerettet werden wollen.«
    »Was geht dort vor?«, fragte Stephanies Mutter energisch.
    »Warum dieses Geschrei?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich würde nicht hinaufgehen.«
    Eugenia konnte das Kichern nicht länger unterdrücken. »Sie haben sich geküsst!«
    »Ach du meine Güte!« Lady Blythe nahm das Mädchen an der Hand und zog es mit sich zur Haupttreppe. »Wir wollen

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