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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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warmen Augen könnte sich ein Mann verlieren.
    »Vielleicht«, fuhr Meghan fort, »möchte sie das Sprechen erst einmal wieder ausprobieren und tut das, so wie es aussieht, lieber mit dem Kätzchen, ehe sie wieder mit den Menschen spricht.«
    »Ich hoffe, dass das der Fall ist«, sagte Lord Justin. »Ich werde gehen und ihr eine gute Nacht wünschen.«
    Irene berührte seinen Arm. »Justin, dränge sie nicht. Gestatte ihr, das Tempo selbst zu bestimmen.« Er sah, dass Meghan zustimmend nickte.
    »Ich werde versuchen, mich zurückzuhalten.«
    Er fand seine Tochter und ihre beiden Cousinen schon fertig umgekleidet für die Nacht vor. Sie trugen sehr ähnlich aussehende weiße Nachthemden, und das Kindermädchen war gerade damit fertig geworden, Sarahs Haar zu einem Zopf zu flechten.
    »Liest du uns eine Geschichte vor, Onkel Justin?«, bat Becky.
    »Würde dir das auch gefallen, Joy, mein Liebes?«
    Ihre Augen leuchteten auf, und sie nickte heftig.
    »Also gut. Aber nur eine kurze. Springt ins Bett, ihr alle drei.«
    »Vier«, verbesserte Sarah ihn mit einem Kichern.
    »Vier?« Übertrieben suchend sah Justin sich um, was noch mehr Kichern hervorrief.
    »Joys Kätzchen«, erklärte Sarah.
    »Ah ja. Das Kätzchen.« Er beugte sich hinunter, um seine Tochter zuzudecken, und fühlte fast im selben Moment das Prickeln in der Nase, das ein Niesen ankündigte. Er küsste Joy rasch und unterdrückte den Niesanfall, dann zog er sich einen Stuhl heran, und begann, ein altvertrautes Märchen vorzulesen.
    Gespannt lauschte er, doch er hörte Joy nicht einmal einen zusammenhängenden Laut von sich geben. Als die drei Mädchen fast eingeschlafen waren, schloss Justin mit einem Seufzer das Buch und schaute auf sein schlafendes Kind. Er bemerkte, dass jemand das Zimmer betreten hatte, es waren Robert und Irene. Sie sahen ihn voller Sympathie an.

    »Nichts?«, fragte Irene leise. »Wir sind nur gekommen, um gute Nacht zu sagen. Zu spät, wie ich sehe.« Sie tätschelte Justins Schulter. »Verzweifle nicht. Es gibt einen Fortschritt.«
    »Ja, richtig«, sagte er mit wenig Überzeugung. Er stand auf, und zusammen gingen sie die Treppe hinunter, um sich wieder der Abendgesellschaft anzuschließen.
    Am nächsten Tag hängten die Dienstboten die Weihnachts-dekorationen auf. Dazu gehörten auch die vielen Gebinde mit den Mistelzweigen - die kleineren fanden ihren Platz in den Gesellschaftszimmern und der Eingangshalle, das größ-
    te wurde am mittleren Tragbalken des Ballsaales aufgehängt.
    Meghan beobachtete mit amüsierter Nachsicht, wie sich die Gäste unter dem Mistelzweig >überraschen< ließen. Und dann, sie kam von einem Spaziergang zurück, den sie mit einigen anderen unternommen hatte, wurde sie selbst überrascht - unter dem Mistelzweig, der in der Eingangshalle hing.
    Melvin Layton lachte Meghan an und schloss sie in seine Arme. »Wunderbar! Auf eine solche Gelegenheit hatte ich gehofft«, gluckste er vergnügt, sehr zur Erheiterung der Um-stehenden. Während Travers und Miss Thompson sowie Justin und Miss Hamlin zuschauten, küsste Layton Meghan recht intensiv.
    Ohnehin verlegen und verwirrt, geriet sie noch weiter aus der Fassung, als sie den überaus amüsierten Ausdruck auf Lord Justins Gesicht bemerkte. »Wir hätten Euch vor Laytons hinterhältiger Art warnen müssen«, entschuldigte er sich.

    »Ich ... uh ... ja. Das hättet Ihr tun sollen«, stimmte Meghan mit einem kleinen Lachen zu.
    Die Wahrheit war, dass sie diesem Kuss nicht wirklich viel beigemessen hatte. Diese Sitte gehörte nun einmal zur fröhlichen Ausgelassenheit der vorweihnachtlichen Zeit. Es war jedoch das erste Mal, dass sie seit Burtons Tod von einem Mann, abgesehen von ihrem Bruder, geküsst worden war. Irgendwie hätte sie erwartet, mehr zu empfinden, nicht diese ... Ernüchterung. Sie hatte bei diesem Kuss nichts gefühlt -
    außer herzlicher Freundlichkeit.
    Sofort schalt sie sich im Stillen für diese Gedanken. Was anderes als das würde sie denn auch sonst wollen?

Am Nachmittag wurde es noch kälter, und es begann zu reg-nen. Die Kinder, die es gewohnt waren, im Freien zu spielen, fühlten sich dadurch sehr eingeschränkt. Das überquellende Kinderzimmer allein konnte sie alle kaum fassen. Irene gab deshalb Anweisung, den Ballsaal herzurichten, um dort Die Reise nach Jerusalem zu spielen, ein Spiel, zu dem außer den Kindern auch die Erwachsenen eingeladen waren, die teilzunehmen wünschten.
    Justin bemerkte, dass Miss Hamlin beim Spiel eifrig

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