Samtpfoten im Schnee
mit-machte und dass sie versuchte, Joy mit einzubeziehen. Er hatte, wie auch Meghan, in einem der Sessel Platz genommen, die an den Wänden entlang bereitgestellt worden waren. Joy stand gegen das Bein ihres Vaters gelehnt und hielt das in ihre Decke gehüllte Kätzchen fest. Justin und Meghan plauderten leichthin über die Spielenden, lachten über das Pech des einen und den Eifer eines anderen.
Als eine neue Runde des Spiels begann, fasste Sarah Joy an der Hand. »Komm mit, Joy«, bat sie. »Das macht Spaß.
Du wirst schon sehen.«
Joy schaute zu ihrem Vater auf, als wollte sie um seine Erlaubnis bitten. »Geh nur, meine Kleine«, ermutigte er sie, woraufhin sie genau das tat, nachdem sie ihm das Kätzchen in den Arm gelegt hatte.
Er versuchte vergebens, eine Salve von Niesern zu unterdrücken. »O ne-i-n ... darauf war ich jetzt nicht gefasst.«
»Erlauben Sie.« Meghan nahm ihm die Katze ab und setzte sie auf ihren Schoß.
»Danke.« Er griff nach seinem Taschentuch.
»Hat Mrs. Ferris' Kräutertrunk Euch geholfen?«
»Ja, das hat er, ganz überraschenderweise, denn in der Vergangenheit hat er so gut wie gar nicht gewirkt. Das liegt wohl an der geheimnisvollen Zutat, die sie auf Euren Vorschlag hin ihrem Tee noch beigefügt hat, wie sie mir sagte.
Ich danke Euch.«
Sie bedachte ihn mit diesem für ihn betörenden Lächeln.
»Weidenrinde ist ganz und gar nichts Geheimnisvolles, aber es hat meinem Vater immer geholfen.«
Irene und Robert war es gelungen, aus dem Spiel auszu-scheiden, und sie nahmen in der Nähe von Justin und Meghan Platz. Eine Anzahl weiterer Erwachsener hatte sich ebenso zu den Zuschauern gesellt.
Sobald auch Joy ausgeschieden war, lief sie wieder zu ihrem Vater zurück. In ihren Augen glomm Panik auf, als sie das Kätzchen bei ihm nicht entdecken konnte. Er zeigte auf das Tier, das schlafend auf Meghans Schoß lag.
Joy ging zu ihr. Sie stand zwischen Meghan und Justin, als sie die Hand ausstreckte, um das Kätzchen zu streicheln, aber keine Anstalten machte, es zu nehmen. Das Kätzchen sah sich um, seine seegrünen Augen waren ein verblüffender Kontrast zu dem weißen Fell. Es gähnte und zeigte dabei die kleinen Zähne und die rosafarbene Zunge.
»Dein Kätzchen ist sehr hübsch, Joy. Hat es schon einen Namen?«, fragte Meghan.
Joy schaute sie an und nickte. »Verrate ihn mir nicht«, sagte Meghan. »Lass mich einmal nachdenken. Hmm.« Sie gab vor, angestrengt zu überlegen. »Vielleicht heißt sie ja Pinky, weil ihre Nase und ihre Zunge rosa sind.«
Joy schüttelte stumm den Kopf, aber ihre Augen tanzten vor Freude über das Ratespiel.
»Nun, dann«, sagte Meghan und stützte in der Pose inten-siven Nachdenkens das Kinn in die Hand. »... dann heißt sie Weiße Prinzessin.«
Wieder schüttelte Joy heftig den Kopf.
»Aber jetzt weiß ich es! Ihr Name ist der Schwarze Ritter!«, erklärte Meghan im Tonfall einer brillanten Entdeckung.
Joy kicherte laut. Justin, der sich abgewandt hatte, um sich mit Robert zu unterhalten, fuhr überrascht herum. »N-nein«, rief Joy, und ihre Stimme klang vor schierer Freude ganz piepsig. »Sie heißt Schneeflöckchen!«
Justin stand der Mund offen; Irene und Robert sahen erstaunt aus. Meghan jedoch umarmte Joy einfach nur und sagte: »Schneeflöckchen! Der Name passt wirklich gut zu ihr! Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
»Schnee ist auch weiß«, erklärte Joy.
»Ja, das ist er«, bestätigte Meghan.
»Joy?«, sagte Justin leise. »Joy?«
»Ja, Papa?«
»O Joy.« Er fasste nach ihr, in seinen Augen standen Trä-
nen. »Du sprichst. Dank, Gott! Du sprichst.« Er umarmte seine Tochter heftig und küsste sie auf die Wangen.
»Ja, Papa.« Sie legte die kleinen Hände auf seine Wangen.
»Aber warum gerade jetzt - so plötzlich, nach all dieser Zeit?«, fragte er verwundert und sah die anderen über ihren Scheitel hinweg an.
»Die Lady hat gesagt, dass ich es tun soll«, erklärte Joy gleichmütig.
»Die Lady?« Justin starrte Meghan an, als wäre sie eine Art Wunderwirkerin, aber sie schien genauso verwirrt zu sein wie er.
»Nein, Papa. Nicht Tante Meg. Die Lady in Weiß gestern Nacht.«
»In Weiß - gestern Nacht -?«, wiederholte er dumpf.
»Sie saß auf meinem Bett. Sie kam von Mama, und sie hat gesagt, ich kann jetzt wieder sprechen, weil es Mama nicht mehr wehtut.«
»Lady Aetherada?«, fragte Irene leise.
»Hat die Lady sonst noch etwas gesagt?«, fragte Justin ernst.
»Sie hat meine Decken glatt
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