Samtpfoten im Schnee
warnendes Glitzern in Graces Augen zurückkehrte. Sie musste seine Gedanken nicht lesen können, um zu wissen, dass er sie alles andere als schön und liebreizend fand.
Dankbarerweise widerstand sie dem Wunsch, ihn kopfüber aus der Kutsche zu werfen. »Unglücklicherweise starb Edward, ehe wir unsere Verlobung bekannt geben konnten, und deshalb waren wir gezwungen, unsere Übereinkunft bis zum Ende Eurer Trauerzeit geheim zu halten.«
»Ihr scheint alles bedacht zu haben.«
»Bis auf die Tatsache, dass wir uns gänzlich fremd sind«, erklärte er mit übertriebener Geduld. »Ich halte es für das Beste, dass wir uns besser kennen lernen - so schnell es nur geht.«
Grace zuckte kaum merklich die Schultern. »Was wünscht Ihr zu wissen?«
Er wandte sich leicht zu ihr, wobei er es sich erlaubte, sein Bein vertraut an ihres zu drücken. »Alles. Euren Namen, Euer Alter, was Ihr mögt, Eure Lieblingsfarbe.«
»Das ist doch lächerlich«, protestierte Grace, die wünschte, sie könnte sich seiner beunruhigenden Berührung entziehen.
Er schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Also gut, dann werde ich den Anfang machen. Mein Name ist Alexander Dalford, besser bekannt als der Russische Fuchs oder auch nur Fuchs für meine Bekannten in London. Ich bin gerade achtundzwanzig geworden und vertreibe mir die Zeit mit den üblichen Beschäftigungen. Allerdings ziehe ich ein geistreiches Gespräch den endlosen gesellschaftlichen Zirkeln vor.
Meine Eltern sind gestorben, als ich noch ein Kind war, und seitdem wurde ich zwischen meinen englischen und russischen Großeltern hin- und hergeschickt, die entschlossen waren, mich auf mein wahres Erbe vorzubereiten. Sehr verwirrend für einen kleinen Jungen. Meine Lieblingsfarbe ist...«, er verstummte, und ein mutwilliges Funkeln trat in seine Augen, »nun, seit kurzem ist es Smaragdgrün mit zar-ten Goldtupfen darin. Ihr seid dran.«
Bei seinen herausfordernden Worten machte ihr Herz einen heftigen Hüpfer. Sie war solch flirtendes Necken nicht gewohnt, und es machte sie verlegen zu entdecken, dass sie dagegen ebenso wenig immun zu sein schien wie die meisten hohlköpfigen jungen Damen.
Mit einiger Mühe schob sie ihre lächerlichen Fantasien beiseite. Dieser lästige Mensch hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt. Er hatte sie zur Zielscheibe des Dorfklatsches gemacht. Sie könnte gezwungen sein, sich als seine Verlobte auszugeben, aber behagen würde ihr das ganz und gar nicht.
»Mein Name ist Grace. Ich bin neunzehn, und bis zur Heirat meiner Mutter mit Edward haben wir bei meiner Großtante in Bath gewohnt. Davor lebten wir mit meinem Vater zusammen, der ein abgebrühter Glücksspieler war und es geschafft hat, alles zu verspielen, was wir an wenigem Besitz hatten. Wie ich bereits sagte, verbrachte ich einen Teil des Jahres bei meiner Großmutter. Mehr gibt es nicht zu er-wähnen.«
Alexander sah sie von der Seite an. »Welche Dinge machen Euch Spaß?«
Grace ließ einen Augenblick verstreichen, um sich ihre Antwort zurechtzulegen. Genau genommen war ihr Leben so abgeschieden von allem verlaufen, dass ihre Vergnügungen schon von daher recht anspruchsloser Art waren. Aber sie hatte sich deswegen nie benachteiligt gefühlt. Sie war glücklich gewesen mit ihrer Mutter und mit der Möglichkeit, ihre eigene Musik zu komponieren.
Jetzt war ihr die Musik genommen worden.
Grace ignorierte den stechenden Schmerz in ihrem Innern, während sie seinem fragenden Blick standhielt.
»Ich mag es, mit meiner Katze spazieren zu gehen, ein gutes Buch zu lesen und auf dem Klavier zu spielen.«
In der Erwartung, dass er sie wegen ihrer wenig aufregen-den Vergnügungen arrogant belächeln würde, war sie umso erleichterter, als er ihr ein warmes Lächeln schenkte.
»Das hört sich sehr friedvoll an.«
Einmal mehr spürte Grace dieses sanfte Prickeln auf ihrer Haut, als sein Blick über ihr Gesicht glitt, und instinktiv richtete sie sich auf. »Ist das jetzt alles?«, verlangte sie in scharfem Ton zu wissen.
Alexander stieß einen hörbaren Seufzer aus. »Offensichtlich müssen wir noch über Euer recht stacheliges Benehmen reden.«
»Ihr werft mir das vor.«
»Nein, aber es ist dazu angetan, genau den Argwohn zu wecken, den ich zu verhindern hoffte.«
Er hatte Recht, natürlich, aber das alles schien ihr so ausgesprochen ungerecht. Auch wenn er nicht das Ungeheuer war, als das sie ihn gesehen hatte, beunruhigte er sie auf eine Art und Weise, die zu begreifen ihr schwer fiel.
Warum musste
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