Samtpfoten im Schnee
er so verdammt charmant sein?
»Ihr könnt kaum von mir erwarten, wie ein dummes Schulmädchen um Euch herumzuscharwenzeln«, protestierte sie.
Er umfasste ihr Kinn mit sanfter Beharrlichkeit. »Genau das ist es, was ich von Euch erwarte, bis ich Kent verlasse, und Ihr Eure Entscheidung bekannt gebt, dass wir letztendlich doch nicht zusammengepasst haben.«
Sie verlor sich in seinem Blick und kämpfte, weiteratmen zu können. »Das ist unmöglich.«
»Ihr zieht die Alternative vor?«
Es fiel ihr schockierend schwer, überhaupt zu denken, doch die Erinnerung an den heutigen Morgen im Dorf war noch sehr gegenwärtig. Wie schrecklich war es gewesen zu wissen, dass man sie verstohlen beobachtet hatte, während sie ihren Erledigungen nachgegangen war. Auf Schritt und Tritt waren ihr Leute begegnet, die sie mit missbilligenden Mienen gemustert hatten, oder, schlimmer noch, gemein gekichert hatten, sobald sie an ihnen vorbeigegangen war. Einige waren sogar so unverfroren gewesen, sie ganz offen zu schneiden, als sie den Metzgerladen betreten hatte. Wie könnte sie weiterleben, wenn sie nicht auf Mr. Dalfords Vorschlag einging?
»Warum seid Ihr überhaupt hierher gekommen?«, murrte sie frustriert.
Sein Blick senkte sich langsam auf den sanften Schwung ihrer Lippen. »Vielleicht war es Schicksal.« Gespanntes Schweigen herrschte zwischen ihnen, bis er sich zögernd von ihr abwandte und die Zügel ergriff. »Ich werde Euch jetzt nach Hause bringen, ehe irgendwelche Dummköpfe vorbeikommen und wir noch mehr Aufruhr verursachen.«
Obwohl Alexander Chalfried keinesfalls mit seinem weitläufigen Landsitz in Surrey oder auch mit seinem eleganten Londoner Stadthaus vergleichen konnte, so hatte er in den zahlreichen Räumlichkeiten des Hauses doch einige Möbel-stücke entdeckt, die durchaus seinem Geschmack entspra-chen und die er deshalb im Salon aufstellen ließ. Überdies hatte er einige Frauen aus dem Dorf eingestellt, um das ganze Haus gründlich putzen zu lassen.
Nach einer Woche war Chalfried nach seinem Dafürhalten angemessen hergerichtet, um eine kleine Gesellschaft geben zu können.
Eine sehr kleine Gesellschaft, räumte Alexander ein und schaute sich im Salon um. Lord und Lady Falwell standen am Kamin und unterhielten sich mit Graces Mutter, während Grace geschickt dem entschlossenen Mr. Wallace aus dem Weg ging.
Ein kleines Lächeln spielte um Alexanders Mund, als er den Blick auf der schlanken Gestalt in dem betont schlichten grauen Kleid mit dem schwarzem Besatz ruhen ließ.
Trotz der starren Körperhaltung und trotz des Funkeins in ihren Augen hatte Grace sich während des ganzen Abends untadelig benommen. Was in Anbetracht der großen Mühe, mit der er sie von der Notwendigkeit ihres Erscheinens hatte überzeugen müssen, recht überraschend war.
Sein Lächeln vertiefte sich. Er war in den letzten Tagen zu der Erkenntnis gelangt, dass nichts einfach und leicht war, wenn es um Grace Honeywell ging. Und, seltsam genug, er musste zugeben, dass er die Anstrengung genoss, die es ihn kostete, sich mit Charme seinen Weg zu ihrem Entgegen-kommen zu bahnen.
Als Alexander sah, dass Grace vor einem grässlichen Porträt von Edwards Mutter stehen blieb und gefesseltes Interesse daran heuchelte, war er mit wenigen Schritten bei ihr.
»Ihr haltet Euch bemerkenswert gut, meine Liebe«, murmelte er.
Widerstrebend wandte sie sich ihm zu. »Danke.«
»Und Eure Frau Mutter ist sehr charmant.«
Graces Lächeln wirkte angespannt. »Auch wenn wir nicht zur Spitze der guten Gesellschaft gehören, so mangelt es uns doch nicht ganz und gar an Manieren.«
Alexander begann langsam zu lernen, diese scharfen An-würfe zu überhören. Miss Honeywell war wie eine dieser jungen Katzen, die sie so sehr anhimmelte: dazu geboren, eine Menge Gefauche zu machen, wenn jemand ihr zu nahe kam.
»Lasst Eure Krallen für Byron«, tadelte er. »Sagt mir lieber, was Ihr von meinen Gästen haltet.«
Ihre Lippen wurden schmal, und sie zuckte kaum merklich die Schultern. »Lord und Lady Falwell sind sehr liebenswürdig.«
»Und Mr. Wallace?«
»Er ist ein vulgärer Wicht mit der üblen Angewohnheit, sein Vergnügen an anderer Leute Unglück zu finden«, erwiderte sie scharf und prompt.
»Eine perfekte Beschreibung«, gratulierte er, »aber unterschätzt ihn nicht. Er ist so gerissen wie ein Fuchs und so herzlos wie eine Natter. Ihm würde nichts größere Wonnen bereiten, als nachzuweisen, dass wir lügen.«
Grace schauderte es
Weitere Kostenlose Bücher