Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
geschlüpft und hatte seine Tür einen Spaltbreit geöffnet, um vorsichtig in sein Zimmer zu schauen.
Sein Bett war unbenutzt gewesen.
Es war das erste Mal, dass sie sein Schlafzimmer sah. Ihr eigenes Zimmer glänzte in Gold, Purpurrot und Elfenbein. Es gab Seidenvorhänge, die mit goldenen Bändern gerafft waren, Tapeten mit geprägten Mustern und exotische Läufer mit Fransen. Sein Zimmer hingegen war schlicht, fast karg eingerichtet. Es hatte dunkelgrüne Wände, einen nackten Fußboden und ein riesiges, aber schlichtes Bett.
Er saß nicht beim Frühstück. Sie hatte einen verstohlenen Blick ins Speisezimmer geworfen und dabei gut aufgepasst, dass niemand sie sah, weil sie sonst vielleicht gezwungen gewesen wäre, mit Anne oder Lady Evershire oder Lady Yardley zu plaudern. Sie wollte Dash finden. Aber das Speisezimmer war leer gewesen.
Der Flur lag ebenfalls verlassen da, und so raffte sie ihre Röcke und rannte los. Sie wandte sich nach links, nahm eine Abzweigung nach rechts und anschließend wieder eine nach links. Sie nahm an, dass sie nun im Ostflügel war. Doch ein Blick aus dem Fenster neben der Treppe belehrte sie eines Besseren. Sie stand direkt über den Terrassentüren – und hatte den gleichen Ausblick in den Garten wie vom Salon im Erdgeschoss aus.
Verdammt, wo war sie?
Hinter den Doppeltüren, vor denen sie jetzt stand, hörte sie ein raues männliches Lachen. Dash! Das musste Dash sein! Sie zog eine der Türen auf. Ein weiteres Lachen schallte von unten zu ihr herauf. Über ihr wölbte sich die Decke, und sie trat auf eine Galerie hinaus. Ein schmiedeeisernes Geländer begrenzte den offenen Gang, der dicht unter der hohen gewölbten Decke in einem Oval um einen großen Raum herumführte. Von unten war eine gedämpfte Stimme zu hören. Kühle Luft umgab sie. Offenbar wurde dieser riesige Raum nicht geheizt.
Maryanne nahm ihren ganzen Mut zusammen, trat an den Rand der Galerie, legte ihre Hände auf das Geländer und sah nach unten.
Sie erspähte einen blonden Mann, der ein weißes Hemd und weiße Hosen aus fließendem Stoff trug. Er schwang ein Florett durch die Luft und bellte ein Lachen in Richtung der Schatten, die unter ihr lagen.
Eine Stimme antwortete. Dashs Stimme. Obwohl sie nicht alles verstehen konnte, verstand sie den Namen Tate.
Maryannes Herz setzte einen Schlag aus. Der blonde Mann musste Jack Tate sein.
War das da unten ein Duell, bei dem es um die Schulden ging?
Sie presste die Hand auf den Mund, um ein Keuchen zu unterdrücken, das ihr fast entschlüpft wäre, als sie sich niederkauerte, um durch die Stäbe des Geländers zu schauen. Tate bewegte sich mit geschmeidiger Anmut, während er, ein jungenhaftes Grinsen auf dem gebräunten Gesicht, seine Klinge zischend durch die Luft sausen ließ.
Dash trat aus dem Schatten, und sie umklammerte den Eisenstab fester.
Sie hatte ihn schon nackt gesehen, aber sein Anblick in Hosen, die sich eng an seine harten Schenkel und die wohlgeformten Waden schmiegten, und in einem schwarzen Hemd, welches er sich nachlässig übergeworfen hatte, erregte sie ebenso sehr wie sein unbekleideter Körper. In seinen offenen Hemdkragen fiel das lockige schwarze Haar, durch das sie so gern mit den Fingern strich, und da die Knöpfe des Hemdes nicht geschlossen waren, konnte sie deutlich seine hervortretenden Brustmuskeln sehen.
Dash war Tate körperlich überlegen, er war größer und breiter. Die fließenden Hemdsärmel unterstrichen die Wölbung seines Bizeps’. Mit dem Florett in der Hand ging er zu einem Tisch und nahm ein Stück Papier in die Hand. „Ihr Schuldschein, Tate.“
„Schlagen Sie vor, dass wir um die Schulden fechten?“, erkundigte sich Jack Tate in gedehntem Ton und strich sein weizenblondes Haar zurück.
Dash riss den Zettel entzwei.
„Was tun Sie da, zum Teufel?“
„Die Schulden sind Ihnen erlassen.“
„Sie machen wohl Scherze, Mylord. Beleidigen Sie mich nicht. Ich ziehe es vor, um die Schulden kämpfen.“
„Sie Lump. Ich habe eine Frau, die guter Hoffnung ist.“ Trotz seiner Worte machte sich Dash bereit, hielt die Klinge senkrecht vor sich und wandte der Galerie, auf der Maryanne stand, den Rücken zu.
Maryanne hielt den Atem an, während sie von oben auf das blauschwarze Haar und die breiten Schultern ihres Mannes hinabschaute und ihren Blick dann tiefer zu der biegsamen Taille und den schmalen Hüften wandern ließ. Dash hatte einen absolut hinreißenden Hintern, und bei jeder Verlagerung seines
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