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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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dass sie eine Verabredung mit ihrer Schwägerin getroffen hatte. Nun war Anne gezwungen gewesen, im Kinderzimmer nach ihr zu suchen, was sehr schmerzlich für sie sein musste. Denn eigentlich hätte jetzt Annes Kind hier schlafen sollen. Es war so schrecklich, dass sie ihr Baby verloren hatte.
    Hastig zog Maryanne die Hand vom verzierten Rand der Wiege fort. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte automatisch geknickst.
    „Es ist lange her, seit ich zuletzt in diesem Zimmer war.“ Anne drehte sich im Kreis, und ihr grüner Rock wirbelte um sie herum. „Ich war noch sehr jung, als ich von hier fortging. Gerade neun. Lady Yardley nahm mich mit – aber das habe ich dir ja bereits erzählt.“
    Maryanne fragte sich, warum Anne bei Lady Yardley aufgewachsen war. Von Mrs. Long hatte sie erfahren, dass Dashs Onkel und Tante nach dem Tod seiner Eltern hier eingezogen waren und hier gelebt hatten, bis er seine Ausbildung beendet hatte. Warum war Anne nicht auch hiergeblieben? War ihre Tante nicht ebenfalls eine „weibliche Hand“?
    Anstatt diese Fragen zu stellen, stand Maryanne stumm da und fühlte sich unbehaglich. „Es tut mir leid“, stieß sie schließlich hervor.
    Anne wirbelte zu ihr herum und durchquerte den Raum, um ebenfalls neben der Wiege stehen zu bleiben. Mühsam schluckend stellte Maryanne sich vor, wie schrecklich es für Anne sein musste, das kleine Bett zu betrachten.
    „Wegen unserer Eltern?“, erkundigte sich Anne nach dem Grund für Maryannes Bemerkung. „Das ist schon so lange her. Es stimmt, dass es mir sehr leidtut, sie so früh verloren zu haben, aber ich habe wunderbare Erinnerungen.“
    „Dash auch?“, fragte Maryanne spontan.
    „An unsere Eltern? Ja.“ Wohlgeformt, schlank, in einem Handschuh aus feinstem Musselin steckend, berührte Annes Hand die Wiege und versetzte ihr einen kleinen Schubs, sodass sie wieder sachte schaukelte. „Ich habe Nigel davon überzeugt, dass ich bereit bin, es noch einmal mit einem Kind zu versuchen.“ Mit einem warmherzigen, freundlichen Lächeln sah Anne ihre Schwägerin an. „Du kennst ja die Männer. Sie halten uns für viel zerbrechlicher, als wir sind. Er hat Angst, es könnte mir wieder das Herz brechen.“
    „Es wird nicht wieder … Ich bin sicher …“ Maryanne stockte. Es war dumm, so etwas zu sagen, etwas zu versichern, was niemand mit Sicherheit sagen konnte. Und was wusste sie schließlich über Geburten? Anne musste sie für eine Idiotin halten.
    „Danke.“ Anne trat neben sie und schob ihren Arm unter Maryannes. „Es tut gut, wenigstens einmal etwas Positives über diese Sache zu hören. Und wieder Hoffnung haben zu dürfen.“
    „Leg die verdammte Pistole weg, Lancelot.“
    Dash lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und legte die Pistole mit dem perlmuttbesetzten Griff vor sich auf den Schreibtisch. Dann verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und sah mit gerunzelter Stirn Sophia entgegen, die soeben in sein Arbeitszimmer gestürmt kam.
    Eigentlich bewegte sich Sophia niemals ungestüm; normalerweise glitt sie voll träger Anmut, mit verführerisch schwingenden Hüften dahin. Doch nun schlug sie mit der flachen Hand auf seine Schreibtischplatte und beugte sich mit zornig funkelnden Augen vor. „Was hast du ihr gesagt? Ich habe sie blass wie einen Geist nach oben laufen sehen, zweifellos ins Kinderzimmer. Was genau hast du ihr gesagt, Lancelot?“
    Er richtete sich in seinem Sessel auf. „Wem? Wer ist nach oben gelaufen? Anne?“
    „Deine Frau!“
    Maryanne war ins Kinderzimmer gerannt? War etwas nicht in Ordnung mit ihr? Er sprang auf – und zögerte plötzlich. Was war er nur für ein verdammter Idiot! Sie war guter Hoffnung, und er hatte sie aufgeregt. „Ich habe ihr von Amanda Westmoreland erzählt. Maryanne ist in anderen Umständen und …“
    „Ich versichere dir, sie ist eine robuste Frau.“ Sophia nahm die Pistole in die Hand und zielte damit auf den Kamin. „Hervorragende Waffe. Nicht dass ich von dir etwas anderes erwartet hätte. Sir William hat mir von der tragischen Entdeckung der Mädchenleiche erzählt. Aber warum regt das deine Frau so sehr auf? Sie denkt doch nicht etwa, du bist für den Tod des Mädchens verantwortlich?“
    Zur Hölle, er hatte sie angeschrien, nachdem sie beteuert hatte, sie würde ihn für unschuldig halten. „Maryanne scheint entschlossen zu sein, an das Gute in mir zu glauben.“
    „Hast du ihr über deine Jahre mit deinem Onkel

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