Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
erzählt?“
„Ich habe erwähnt, dass ich meinen Cousin getötet habe.“ Dash ertappte sich dabei, wie er unverwandt in die Mündung seiner Pistole starrte. Sanft schob er die Waffe zur Seite und bemerkte dabei, dass Sophias Hand zitterte.
„Es reicht!“, rief sie erbost. „Ich werde das nicht länger mit ansehen! Geh nach oben und erzähle ihr von deiner Jugend. Sofort! Wenn du nicht auf der Stelle losgehst, deine Frau suchst und ihr alles sagst, werde ich es tun. Sie wird dir nie verzeihen, wenn sie es von mir erfährt und nicht von dir. Das sollte dir klar sein.“
„Du willst, dass sie entweder denkt, ich sei verwundet und bemitleidenswert, was ihr das Herz brechen würde, oder dass sie mich für labil und verrückt hält. Nein!“
„Du hast zugelassen, dass deine Frau glaubt, du seist ein Mörder. Ich verstehe nicht, warum du dich ständig für etwas bestrafst, was du nicht getan hast. Sag ihr alles. alles. Sie verdient es, die Wahrheit zu erfahren, bevor dein Onkel, deine Tante und dein Cousin ankommen. Dann wird es gefährlich, und deine Frau sollte wissen, aus welcher Richtung die Gefahr kommt. Sei kein Dummkopf. Rauf dir hinterher die Haare. Lass sie dir an die Gurgel gehen. Das ist mir egal, aber sag es ihr.“
18. KAPITEL
Maryanne stimmte in das allgemeine Gelächter ein, während der Schlitten über die abschüssigen, schneebedeckten Felder glitt. Als sie einen Hügel hinabschossen klammerte sie sich an Dashs Arm. Schimmernde weiße Flocken stoben um sie herum, aufgewirbelt von den Hufen des schwarzen Pferdes in seinem mit Glöckchen besetzten Geschirr.
Auf der Sitzbank gegenüber schmiegte sich Anne an ihren Mann, und die beiden küssten sich lachend. Maryanne sah Dash an. Er lächelte, und seine schwarzen Augen blitzten, doch sie wusste, dass er in seinen Manteltaschen zwei Pistolen bei sich trug. Es waren zwei Pistolen, weil eine, wenn sie erst einmal abgefeuert war, keinen Schutz mehr bot.
Doch sein tiefes, kehliges Lachen klang absolut echt. Aus diesem Grund hielt sie ein wenig Abstand zu ihm. Eine Frau, die bei Verstand war, liebkoste keine Wildkatze. Sie verstand ihn einfach nicht. Er war vor Zorn fast geplatzt, vor Kummer fast verrückt geworden, und jetzt war das Unwetter plötzlich wieder vorbei.
In ihrem Magen rumorte es aber immer noch, und ihre Nerven vibrierten.
Sie konnte nicht aufhören, an die Pistolen in seinen Taschen zu denken. Waffen für einen Ausflug über die verschneiten Wiesen, um einer Einladung zum Essen auf dem benachbarten Besitz zu folgen. Es hörte sich verrückt an, aber Dashs Leben war in Gefahr. Und doch war er unheimlich ruhig gewesen, als er sie im Kinderzimmer gefunden und sich bei ihr für seinen „Ausbruch“ entschuldigt hatte – ein ziemlich unpassender Ausdruck für die Art, wie er ihr beinahe befohlen hatte, ihn für einen Schurken zu halten.
Er hatte nichts über seine Behauptung gesagt, er hätte seinen Cousin getötet. Und sie hatte nicht gewagt, ihn danach zu fragen. Kleinlaut hatte sie ihren Arm unter seinen geschoben und sich von ihm die Treppe hinunterführen lassen, um den Duke of Ashton zu begrüßen. Dabei hatte sie sich bei jedem Schritt selbst gehasst.
Dash hatte sich geirrt – sie war in Wirklichkeit nicht kühn und geradeheraus wie Verity. Sie war Maryanne, die Maus.
Und so war sie, nachdem sie sich selbst mit diesen Gedanken niedergemacht hatte, zitternd Ashton gegenübergetreten.
Der imposante Duke hatte kein Zeichen des Erkennens von sich gegeben. Offenbar hatte er Maryanne Hamilton hinter der Maske nicht erkannt. Natürlich waren ihre Befürchtungen dumm und unbegründet gewesen. Schließlich hatte Dash sogar Sex mit ihr gehabt und sie trotzdem nicht erkannt. Warum sollte es dann dem Duke gelungen sein?
Dennoch hatte sie nervös Konversation über das Wetter und die Reise des Dukes gemacht und war erleichtert gewesen, als Lady Yardley, Anne und Moredon kamen und sie sich darauf beschränken konnte, dazusitzen und zu nicken.
Und nun würde sie in einer halben Stunde schon wieder gesellig sein und den ortsansässigen Adel treffen müssen.
Maryanne schluckte mühsam.
Unter der pelzgefütterten Decke, in die sie beide gehüllt waren, legte Dash ihr den Arm um die Taille. „Ich möchte später mit dir reden“, murmelte er an ihrem Ohr. „Unter vier Augen.“
Sie sah zu Anne und Moredon hinüber, die sich umgedreht hatten, um Lady Yardley und Ashton zuzuwinken, die sich in einem anderen Schlitten aneinanderkuschelten.
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