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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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hingen kleine Eiszapfen. In dem Moment, in dem Dash ihr half, sich auf der glatten Oberfläche niederzulassen, schoss die Kälte wie ein Pfeil durch ihre Schenkel und ihr Hinterteil, und sie erschauderte.
    Wenigstens würde ihr Verlangen sie nicht mehr ablenken.
    Doch er stellte seinen Fuß auf die Ecke der Bank, sein Mantel fiel vorne auseinander und gab den Blick auf seine muskulösen Beine und seinen Schritt frei.
    Sie schnappte nach Luft, schaffte es aber doch, ihn in kühlem Ton zu erinnern: „Du wolltest mit mir sprechen.“
    „Ja. Über meine Vergangenheit.“ Er blickte auf ihren Schoß. Als er sich räusperte und erklärte: „Jedes Kind verdient es, in einer liebevollen Umgebung aufzuwachsen“, wusste er, dass er ebenso an sie und an sein Kind wie an sich selbst dachte. „Vielen ist das aber nicht vergönnt“, fuhr er fort. „Du glaubst wahrscheinlich, ich hätte nichts anderes erlebt als Privilegien und Sicherheit.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass es nicht nur darum geht. So einfach ist es nicht.“
    „Du bist sehr weise, Maryanne.“
    Der Meinung war sie nicht. Sie legte die Hand auf seinen Arm. „Was ist damals passiert, Dash?“
    „Mein Onkel, James Blackmore, hat sich furchtbar darüber gegrämt, dass er der zweitgeborene Sohn war, aber er hoffte immer, den Titel zu erben, wenn sich mein waghalsiger Vater, der stets alles auf eine Karte setzte, praktischerweise bei einem Unfall den Hals brechen würde. Mein Vater war wild und übermütig. Als junger Mann reiste er um die Welt. Er machte bei Kutschenrennen mit, ging wahnwitzige Wetten ein und nahm jede Herausforderung an, die sich ihm bot. Hitzköpfig, wie er war, gewann er eine Unzahl von Duellen. Er war genau die Art von Peer, die hell leuchtet und jung stirbt. Alles, was mein Onkel tun musste, war, darauf zu warten, dass seine Zeit kam. Unglücklicherweise wurde ich geboren, bevor der Unfall geschah, von dem mein Onkel geträumt hatte. Mein Vater raste viel zu schnell mit der Kutsche …“
    „Deine Mutter war auch dabei“, warf Maryanne ein.
    Er nickte. „Sie liebte seine Verwegenheit und hasste sie gleichzeitig. Unglücklicherweise endete ihre Freude an aufregenden Dingen auch für sie mit dem Tod. Und so blieben Anne und ich als Vollwaisen zurück. Doch seit meiner Geburt war ich von Unfällen verfolgt worden. Denn meine Existenz vereitelte die Pläne meines Onkels. Aber Kleinkinder – und kleine Jungen – überleben oft nicht.“
    Eisige Kälte durchströmte ihren Körper, ihre Finger wurden steif, ihre Zehen taub, und ihre Lippen verweigerten ihr beinahe den Dienst. „Willst du etwa sagen … als du ein Baby, ein wehrloses Baby, warst, hat dein Onkel versucht, dich zu töten?“
    Er zuckte die Achseln. Reagierte auf ihre Frage mit einem gleichmütigen Achselzucken! „Ich kann nicht beweisen, was genau geschah, als ich ein Kleinkind war, obwohl ich offensichtlich einmal fast in meiner Wiege gestorben wäre. Anschließend verbrachte meine Mutter jede Nacht bei mir und passte auf mich auf. Und als Junge war ich dann der am meisten von Unfällen verfolgte Erbe in ganz England.“
    „Großer Gott!“ Schauer jagten ihr über den Rücken, und ihre Finger wollten nicht aufhören zu zittern. „Hat das niemand bemerkt? Hat niemand der Sache ein Ende gemacht?“
    „Ich glaube, meine Mutter hatte einen Verdacht. Sie passte so gut auf mich auf, wie sie nur konnte. Das machte sie fast verrückt – sie war immer höchst angespannt und oft hysterisch. Einmal sah ich, wie sie meinem Vater mit den Fäusten auf die Brust trommelte und ihn anschrie. Ich habe mich gefragt … ob es auf diese Weise zu dem Unfall gekommen ist. Sie hatte mich nicht allein lassen wollen, aber mein Vater bestand auf der gemeinsamen Reise. Ich fragte mich, ob sie ihn gedrängt hatte, so schnell wie möglich nach Hause zu rasen.“
    Tränen brannten in Maryannes Augen und liefen heiß über ihre eisigen Wangen. Sie verstand. Er hatte sich verantwortlich für den Tod seiner Mutter gefühlt. Ebenso, wie er sich wegen Amanda Westmoreland schuldig fühlte. Sie versuchte aufzustehen, um ihn in die Arme zu nehmen.
    „Dein Cousin …“
    Ihre Stiefelette rutschte auf einem Fleckchen festgetretenem Schnee unter ihr weg, und sie geriet ins Wanken.
    Dash fing sie auf und zog sie an sich. „Lass uns ins Haus gehen. Du bist völlig ausgekühlt.“
    „Du hast deinen Cousin nicht getötet, nicht wahr?“ Sie klammerte sich an das Revers seines Mantels, aber da sie

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