Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
„Er war hier, aber auch er war maskiert und im Umhang. Ich habe seine Stimme nicht erkannt – aber ich bin sicher, es war weder dein Onkel noch dein Cousin …“
Er lehnte sich so eng an die Wand, wie es die Ketten erlaubten. Wenn er näher bei den kalten Steinen war, konnte er die schmerzenden Fesseln besser ertragen. „Sie konnten es auch nicht sein, Liebste. Sie waren noch in meinem Haus, als du entführt wurdest. Bist du sicher, dass du nicht verletzt bist?“
„Würde es dir helfen, wenn ich es wäre und es dir sagen würde, Dash?“
Ihre Worte ließen sein Herz wie wild schlagen, und er zerrte erneut an den Ketten. Dabei stieß er einen tiefen Schrei wie ein wildes Tier aus, das man in Ketten gelegt hatte und nun quälte.
„Ich bin nicht verletzt“, rief sie mit sich überschlagender, schriller Stimme, die sie gleich darauf zu einem Flüstern senkte, das Dash kaum verstehen konnte. „Er klang auch nicht wie Craven, obwohl es Monate her ist, seit ich die Stimme des furchtbaren Kerls gehört habe.“
„Hat er … dich angefasst?“
„Nein. Er hat überhaupt nichts mit mir gemacht. Er kam hierher, maskiert, um mich in die Irre zu führen, dieser dreischwänzige Teufel.“
Statt dreischwänzig hätte er lieber ein anderes Wort aus ihrem Mund gehört.
„Er hat Drohungen ausgesprochen … unzüchtige Drohungen, aber er hat mich nicht angerührt. Er sagte mir, du würdest kommen. Ich … ich verstehe nicht, was er vorhat. Er hat Georgiana aufgetragen, mir etwas zu essen zu bringen.“
„Georgiana?“ Doch er verstand schnell, als Maryanne ihm erklärte, um wen es sich handelte. Ihre Geschäftspartnerin, die verräterische Hexe, war der Köder in der Falle gewesen. Dash ließ den Kopf sinken. Seine Frau war allein hinaus zur Kutsche gelaufen, um ihn zu beschützen, weil sie Angst gehabt hatte, ihn in einen Skandal hineinzuziehen.
„Die Frau ist eine Hure“, fluchte er.
„Ich denke, da sind wir uns einig. Wenn ein Adliger Georgiana sagt, er würde ihr eine Halskette kaufen, wenn sie ihre Hand abschneidet, wird sie das mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit tun“, fauchte Maryanne.
Er starrte verwundert ins Dunkel. Wie schaffte sie es in dieser Situation, auch noch humorvolle Bemerkungen zu machen? Sir William und die anderen Männer mussten ganz in der Nähe sein. Tatsächlich wunderte er sich, dass sie so lange damit warteten, diesen verdammten Kerker zu stürmen.
Plötzlich fiel Licht in den Tunnel vor dem Verlies. Dann war ein fröhliches Pfeifen zu hören. Himmel, wenn er hier herauskam, würde er …
„Du bist schnell geritten, Swansborough. Ich gratuliere. Damit hast du bewiesen, wie tief deine Gefühle für deine Frau sind.“
Der Schock traf ihn härter, als der Knüppel seinen Kopf getroffen hatte.
Die Stimme gehörte Sir William.
21. KAPITEL
Du warst wie ein Vater für mich … Du warst mein Freund … der einzige Mann, dem ich vertraut habe …
Dash schluckte die Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. Er schloss die Augen und sammelte Kraft. Zwar wollte er Antworten, aber er würde nicht darum betteln.
Angst stieg in ihm auf, so lähmend und stark, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Gott – hatte dieser Mann Eliza Charmody auf diese sadistische und brutale Weise aufgeschlitzt?
Stiefelabsätze klapperten über Steinfliesen, und Dash riss die Augen auf.
„Sieh zu, Swansborough. Du wirst Zeuge meines Triumphs sein.“ Sir William bückte sich, um die Laterne auf den Boden zu stellen. Dann richtete er sich wieder auf und ließ einen Schlüssel an seinem Finger baumeln. Vor Wut schreiend versuchte Dash, sich nach vorne zu werfen; die scharfkantigen Eisen schnitten ihm ins Fleisch, die Kette straffte sich – und hielt.
Sir William schlenderte zur benachbarten Zelle – es war nicht Maryannes, die lag auf der anderen Seite von seiner. Es folgte ein Klirren, dann rief Sir William: „Komm heraus, Sklavin.“
Eine schwache Stimme antwortete. Dash fing das Wort Herr auf. Sir William kam zurück und blieb jetzt vor Dashs Käfig stehen. In der Hand hielt er eine schwarze Reitpeitsche. Eine dünne, schmutzige Frau tauchte neben ihm auf. Sie trug nichts außer einem schwarzen Lederriemen, der ihre Brüste zusammenschnürte, und rutschte auf den Knien über den Boden. Ihr Haar hing in langen, wirren Strähnen herab.
Sir William legte den Kopf schief und verzog den Mund zu einem hämischen, triumphierenden Lächeln. „Lady Farthingale“, sprach er die kniende Frau an und
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