Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
brüllte unvermittelt: „Mit der Stirn auf den Boden.“
Sie gehorchte sofort, und ihr ungekämmtes Haar breitete sich um sie herum aus.
An den Hand- und Fußgelenken hatte sie blaue und rote Blutergüsse, und ihr Rücken war übersät von blauen Flecken. Ihre Haut spannte sich über ihrem Rückgrat und den Rippen, ihre Hüftknochen standen vor. Früher war Lady Farthingale eine üppige Frau mit weiblichen Rundungen gewesen.
Galle stieg in Dashs Kehle auf. Er hatte sich früher fesseln lassen, um sexuelle Freuden zu genießen, war gepeitscht worden und hatte selber die Peitsche geschwungen. Aber er hatte niemals jemanden gequält.
Lady Farthingale kroch zu Sir William. Als sie seine Füße erreicht hatte, schob sie die Zunge aus dem Mund und leckte die Spitzen seiner Stiefel.
Aus Maryannes Zelle drang ein entsetzter Schrei.
Lady Farthingale wurde seit drei Monaten vermisst. Offenbar hatte sie die gesamte Zeit hier als Gefangene verbracht. Sie sah ungewaschen aus. Ungepflegt. Misshandelt und unterdrückt. Was Dash jedoch am schrecklichsten fand, war die Tatsache, dass es Sir William innerhalb von drei Monaten gelungen war, die Seele einer ehemals stolzen und lebhaften Frau zu zerstören.
„Geh in deine Zelle zurück“, befahl der Richter. Mit gesenktem Kopf, die Hände wie zum Gebet gefaltet, kroch Lady Farthingale auf den Knien davon. Zu Dashs Entsetzen kehrte sie willig in ihren Kerker zurück.
Was hatte dieser Bastard ihr angetan, um sie derart unterwürfig zu machen?
Mit einem schauerlichen Quietschen schloss sich die Gittertür vor Lady Farthingales Zelle, und Sir William zückte den Schlüssel, um sie wieder abzuschließen. Anschließend kam er zu Dashs Tür und schloss sie auf.
Wieder zerrte Dash mit aller Kraft an den Ketten, und wieder hielten sie. Er wollte den verdammten Irren an der Kehle packen und ihn erdrosseln. Er wollte ihn in Stücke reißen.
Zorn stieg in ihm auf, doch er versuchte, ihn zu unterdrücken. Seine blinde Wut hatte seinem Cousin den Tod gebracht.
Maryanne …
Er musste sich beherrschen, um Maryanne zu retten.
Also zwang er sich, seine Arme und Beine zu entspannen, sodass die Ketten locker herabhingen, und mit ruhiger Stimme zu sprechen. „Warum?“
Sir William zog einen Feuerstein und einen Kerzenstummel hervor. Mit ruhigen Bewegungen zündete er die Kerze an. „Ich werde es dir jetzt nicht sagen. Noch nicht.“ Er drehte die Kerze in seiner Hand und ließ das Wachs schmelzen. Dann, die Lippen zu einem ekelerregenden Lächeln verzogen, kam er auf Dash zu.
„Aber ich werde dir nicht deine gewohnten Freuden verweigern, Dashiel.“
„Du bist verrückt, du verdammtes Monster.“
„Du hast dich in diesen Spielen versucht und es dabei auf eine rasche Erlösung angelegt, aber niemals die wahre Kunst kennengelernt. Nun wirst du erleben, wie ich die Sexspiele verfeinert habe, nach denen es uns gelüstet.“ Er hob die Kerze über Dashs Brust.
Dash sah zu, wie sich der Tropfen sammelte, es war durchsichtiges weißes Wachs. Dann löste es sich von der Kerze, veränderte in der Luft seine Form und verwandelte sich von der Träne in eine Kugel, die ihn genau zwischen seinen Brustmuskeln traf. Er unterdrückte einen Schrei. Die Haare auf seiner Brust schützten ihn vor der schlimmsten Hitze und dem größten Schmerz.
„Du fragst dich, warum ich es genieße, Frauen zu beherrschen? Frauen sitzen vor mir auf der Anklagebank und erwarten mein Urteil. Frauen, die wegen Prostitution, Diebstahl, wegen Führen eines Bordells oder Kindesraub vor Gericht stehen.“
Ein weiterer Tropfen versengte seine Haut. Großer Gott! Er schmeckte sein eigenes Blut, als er sich in die Unterlippe biss. Nimm dich zusammen … nimm dich für Maryanne zusammen.
„Diese Frauen sehen mich an. Manche von ihnen mit frechem, unverschämtem Gesichtsausdruck, andere mit nackter Angst in den Augen. Einige mit bittenden Blicken. Und wieder andere mit verzweifelten, lockenden Augen, die mir jedes nur erdenkliche Vergnügen versprechen, jeden Gefallen, wenn ich sie nur freilasse.“
Sir William senkte die Kerze, sodass die Flamme fast über Dashs Haut leckte. „Du hast Eliza Charmody getötet, hast sie aufgeschlitzt“, stieß Dash hervor.
Indem er die Flamme unter sein eigenes Kinn hielt, verwandelte Sir William sein Gesicht in das eines Dämons. Hinter den Brillengläsern leuchtete in seinen Augen das Feuer des Irrsinns. „Sie war die Sorte Frau, die einen Mann in sich spüren wollte. Der Unterschied
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