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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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rutschen. „Ich dachte mir, wenn ich mich schon ruiniere, sollte ich es auch gründlich und auf die gefährlichste Art tun, die mir zur Verfügung steht.“ Dash riss die Tür auf und stürmte in seinen Salon. „Wer ist sie?“, verlangte er zu wissen.
    Sir William stand mit gesenktem Kopf am Fenster. Eine seiner behandschuhten Hände lag an seinem Kinn, die andere zur Faust geballt hinter seinem Rücken, zwischen den Fingern baumelte die Brille. Das Sonnenlicht glänzte in seinem silbernen Haar und malte Schatten auf sein grimmiges Gesicht. Es zeigte die Miene eines Richters, der im nächsten Moment das Urteil über einen Freund sprechen würde.
    „Du hast es also bereits gehört?“, fragte Sir William in gefährlich ruhigem Ton, während er sich langsam umwandte.
    „Natürlich habe ich es gehört, verdammt. Kennst du ihren Namen? Wie sieht sie aus?“
    „Die Frau, die tot aufgefunden wurde, war Eliza Charmody.“
    Nicht Verity. Er stieß den angehaltenen Atem aus. Mit ihren blauen Augen und den goldblonden Haaren konnte die Schauspielerin Eliza Charmody schwerlich mit seiner braunhaarigen, braunäugigen Verity verwechselt werden. Die Erleichterung, dem Schicksal noch einmal entronnen zu sein, war so groß, dass es ihn warm wie Cognac durchströmte. Er fühlte sich fast wie betrunken. Doch schon im nächsten Augenblick stiegen so starke Schuldgefühle in ihm auf, dass sich seine Eingeweide verkrampften.
    Eliza Charmody. Die Schauspielerin, die bei der Schnitzeljagd Cravens Partnerin gewesen und aus Covent Garden verschwunden war.
    Er hatte Eliza Charmody nicht gekannt, aber ihre Entführung hatte tödlich geendet, und er war nicht in der Lage gewesen, sie zu retten.
    Ein Bild erschien vor seinen Augen, fast so deutlich, als könnte er es wirklich sehen – seine Geliebte, mit flehend erhobenen Händen, während ihr Tränen über das Gesicht strömten. Eine völlig verängstigte Frau, die um ihr Leben bettelte, und ein Mann, der ihre Angst genoss …
    Dash hatte damals, vor Jahren, nicht miterlebt, wie seine Geliebte angegriffen worden war, aber er konnte es sich vorstellen. Seine zitternden Hände verrieten seine Gefühle. Erst nachdem er zwei Gläser aus der Cognac-Karaffe gefüllt hatte, wandte er sich um und sah Sir William an. „Glaubst du, dass ich es war?“
    Keine Antwort. Nur geduldiges Schweigen. Dash hielt dem Freund ein Glas hin. „Wo wurde sie gefunden?“
    Ihm fiel auf, dass Sir William ihm nichts Näheres erzählt hatte, vielleicht in der Hoffnung, er würde sich durch sein Wissen verraten. Was bedeutete, dass der Freund tatsächlich für möglich hielt, dass er der Mörder war. Als Sir William sein Glas genommen hatte, stürzte Dash den Inhalt des anderen Glases auf einmal hinunter. Dieser Mann, der ihn schon gekannt hatte, als er noch ein Kind gewesen war, der zu den wenigen Menschen gehört hatte, die ihm voller Güte begegnet waren, hielt ihn für fähig, Frauen zu ermorden.
    Sir William nippte an seinem Glas. „Hyde Park.“
    „Und wie ist sie gestorben – oder lass mich raten. Fiel sie aus dem Korb eines Heißluftballons?“ Der Zorn verlieh seiner Stimme einen sarkastischen Unterton.
    Der Blick, den Sir William ihm zuwarf, war gleichzeitig erstaunt und wachsam. „Nein. Sie wurde erdrosselt. Die Mordwaffe wurde bei ihrem Körper zurückgelassen. Eine schwarz gefärbte Krawatte.“
    Dashs Kennzeichen. Kein anderer Gentleman kleidete sich von Kopf bis Fuß schwarz. Niemand trug schwarze Krawatten. „Ich war in der vergangenen Nacht nicht der Einzige, der sich im Hyde Park aufhielt.“
    Veritys Aussage konnte ihn entlasten. Aber würden sie Verity glauben? Eine Kurtisane würde für Geld jede Aussage machen. Ebenso natürlich eine Dame in Geldnot, dachte er ironisch.
    Allerdings …
    „Wer hat sie gefunden und wann?“
    „Die Ballonmänner, als sie sich auf den Heimweg machten. Sie waren angewiesen worden, bis halb sieben Uhr morgens zu bleiben.“
    Und Verity war mindestens bis Viertel nach sechs bei ihm gewesen. Er hatte einen Blick auf die Uhr geworfen, bevor er sich an sie geschmiegt hatte und eingeschlafen war. Wie lange war sie noch geblieben, während er schlief?
    Aber er wusste nicht, wer sie war, hatte keine Ahnung, wie er sie finden konnte.
    „In der vergangenen Nacht bin ich meinem Cousin begegnet. Er nimmt nicht an der Schnitzeljagd teil, aber er war dort, betrunken, und beschuldigte mich des Mordes.“
    „Du bist kein Mörder.“
    „Nein? So wie du mich ansiehst,

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