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Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)

Titel: Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Prinzessinnen geträumt, die das Glück für sich gepachtet hatten, von Friede-Freude-Eierkuchen und Happyends, aber bestimmt nicht von einem Leben wie dem, das sie jetzt führte.
    Mingma gesellte sich zu ihr, und die beiden Frauen standen für eine Weile schweigend da.
    Schließlich fragte Karen: »Wie geht es Sonam?« Der Arbeiter hatte mit seinem Yakgespann einen Felsquader abtransportiert und war unterwegs von einem riesigen
herabstürzenden Granitbrocken an der Schulter verletzt worden. Der Stein war von ihm abgeprallt und hatte sein Yak getroffen. Sonam erlitt einen Schlüsselbeinbruch, das Yak war tot - Sonam total verzweifelt.
    »Es geht ihm schon besser. Der Knochen wächst wieder zusammen.« Mingma paffte an ihrer Zigarre und blies einen Rauchring in die Luft. »Trotzdem will er nicht mehr zur Arbeit kommen. Weil Sie auf dem Herz des Bösen bauen, Miss Karen.«
    Den Ausdruck hatte Karen seit ihrer Ankunft schon häufiger gehört. Er verfolgte sie geradezu. Das Herz des Bösen. Alle schienen zu wissen, was es bedeutete. Alle außer ihr, und sie mochte es nicht wirklich wissen. Indem sie unwissend blieb, hoffte sie, den Mount Anaya zu überrumpeln.
    Von demselben verrückten Impuls getrieben, der sie trotzig jede Herausforderung annehmen ließ, die ihr Vater oder das Leben an sie stellten, streckte sie dem Berg pathetisch ihre erhobenen Arme entgegen. »Du kriegst mich so schnell nicht klein. Ich lass mich von dir nicht vertreiben!«
    Mingma warf die Zigarre zu Boden und trat sie hektisch aus. »Nicht, Miss! Sie dürfen den Anaya nicht verärgern. Wir sind sowieso schon in tödlicher Gefahr.«
    Eine eisige Böe fegte den Abhang hinunter. Karen stolperte zurück, erschrocken über die kryptische Antwort. »Wieso ist das hier eigentlich ein böser Ort, ein Ort des Grauens? Der Mount Anaya ist schließlich bloß ein Berg im Grenzgebiet. Nepal liegt auf der einen Seite,Tibet auf der anderen …«
    »Was Sie sagen, stimmt, Miss.« Mingma zündete sich
eine weitere von ihren dünnen Zigarren an und paffte daran. »Aber Warlord ist mächtig.«
    »Warlords gibt es heutzutage nicht mehr. Nicht in der zivilisierten Welt. Mag sein, dass es sie hier noch …« Drogenkartelle, schoss es Karen spontan durch den Kopf. Die abgeschiedene Gegend hier war bestimmt ein Paradies für Drogenschmuggler. Und Menschenhandel - Männer, die tief in den sibirischen Minen schuften mussten, Frauen, die in die Prostitution gezwungen wurden. Obwohl die Regierungen offiziell für die Sicherheit der Trekkingtouristen bürgten, kam es bisweilen zu Raubüberfällen, meist auf betuchtere Gruppen. Und von der Grenze zu Tibet kamen Gerüchte von Kämpfen mit chinesischen Truppen, die das Gebiet und seine Bewohner kontrollierten.
    »Wir wollen alle bloß Geld.« Mingma blickte zu dem Berg und blies energisch den Rauch aus ihren Lungen.
    »Du nicht, Mingma«, entgegnete Karen aufgeräumt.
    Mingma schaute sie ernst an und wiederholte: »Wir wollen alle bloß Geld, aber Geld ist böse. Weil der Mount Anaya die schlechten Menschen dieser Welt magnetisch anzieht.«
    »Wieso? Das kapier ich jetzt nicht.«
    Aber ja, Miss, genau so ist es.Vor tausend Jahren gab es am Fuß des Berges ein Dorf.« Mingma deutete ins Tal. »Die Bewohner saßen in der Sonne, pflanzten Getreide, züchteten Yaks.« Ihre kräftige Stimme senkte sich zu einem unheilvollen Flüstern. »Dann kam der Böse.«
    » Der Böse?«

    »Das Böse in Gestalt eines Mannes. Er haute sämtliche Dorfbewohner übers Ohr.Versprach ihnen Macht und Reichtum, dafür mussten sie seinen Schatz bewachen. Sie willigten ein und erklärten sich zudem einverstanden, ihr Herz zu opfern.«
    »Ihr … Herz? Wie? Hatten sie denn bloß eins?«, stammelte Karen verdutzt. Dabei war ihr nicht zum Scherzen zumute.
    Mingma runzelte die Stirn, ihre sonnengegerbte Haut zog sich in tiefe Falten. »Es ist, wie gesagt, eine Legende.«
    »Ja, aber soweit ich weiß, steckt in jeder Legende auch ein Körnchen Wahrheit, oder?« Karens Blick flog gehetzt über das Bauareal.Von wegen Sonne, da unten war alles in tristes Grau gehüllt.
    »Okay, dann erzähl ich Ihnen jetzt mal was.« Mingma presste theatralisch eine Hand auf ihr Herz. »Sie brachten ihr grausames Opfer, und als ihr Herz zu schlagen aufgehört hatte, realisierten sie, dass der Böse sie ausgetrickst hatte. Sie hatten zwar alle Macht der Welt, aber ohne Herz waren sie nicht mehr lebensfähig. Sie wurden eins mit dem Berg, verschatteten den Himmel mit ihrem Fluch,

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