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Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)

Titel: Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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ergriffen. Und kämpfte selbst mit den Tränen. Das war die sanftmütige Madonna, die Opfermutter, die gütig ihren Sohn hingegeben hatte, damit er die Welt retten sollte.
    Karens Blick schweifte abermals über das zu Asche zerfallene Kind, das auf Befehl des Teufels gemeuchelt worden war.
    Hatte die Mutter der Kleinen geweint, als sie dem Kind den Pflock durch den Schädel getrieben hatten?
    Das Dorf hatte sein Herz geopfert …
    Hoch über ihr grollte das Bergmassiv, und wieder hätte Karen schwören mögen, dass sie von irgendjemanden beobachtet wurde.
    Sie blickte zu dem Anaya auf.
    Der Gipfel schwang sich hoch in die Wolken. Karen hatte fast den Eindruck, als wäre er durch die Sprengung gewachsen, als hätte die Detonation im Innern ihn in die Höhe getrieben.
    Als sie sich forschend umschaute, sah sie ihn.
    Ein ihr unbekannter Mann, vollkommen schwarz gekleidet, stand breitbeinig am Rand des Felshangs, der das Baugelände überblickte. Er verharrte wie versteinert, eine lebende Statue. Der tosende Wind, der ihm durch die langen Haare und den Bart blies, zerrte an seinen Kleidern.Verriet, dass er ein Mensch war.
    Er starrte zu ihr.
    Sie starrte zurück.
    Keiner bewegte sich.

    Wer war dieser Fremde, der sie hartnäckig beobachtete?
    »Hey, was ist das?«, meinte Phil direkt hinter ihr, und Karen zuckte erschrocken zusammen.
    Er deutete über ihre Schulter.
    Sie drückte automatisch die Ikone an ihre Brust. Unvermittelt bückte er sich und angelte nach dem goldenen Halsband, das im Staub einer lange zurückliegenden Tragödie funkelte, die sich hier an diesem Berg ereignet hatte. »Heiliges Kanonenrohr, was meinen Sie, was das Ding da wert ist?«
    »Nicht!« Sie umschloss warnend sein Handgelenk.
    »Wieso nicht?«
    »Die Archäologen bekommen eine mittlere Krise, wenn sie merken, dass Sie da was angefasst …«
    »Aber Sie! Sie brauchen keine Rücksicht zu nehmen, häh?« Er deutete mit seinem Wurstfinger auf das Madonnenbild in ihrer Hand.
    »Das sehen Sie ganz falsch!«
    »Aber klar doch.« Er grinste sie frech an, weiße Zähne in einem runden, schweinchenrosafarbenen Mondgesicht. »Sie dürfen sich nach Herzenslust bedienen, was?«
    Er war ein widerlicher Schleimer und ein raffgieriger Idiot - und genau der Typ, den der grausame Anaya anzog.
    Vielleicht war das hier seine Welt, ihre war es jedenfalls nicht. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die Lider des Kindes aufklappten. Und begriff inzwischen, dass in den alten Legenden viel Wahrheit lag. Karen war zwar tough und hart im Nehmen, aber sie
war nicht lebensmüde. Sie hatte wenig Lust, den Fürsten der Finsternis zu provozieren. »Ich steige aus«, flüsterte sie.
    Die Erde erbebte knirschend unter ihren Füßen wie morsche alte Knochen.
    Karen stand vorsichtig auf.
    Ein Erdbeben?
    Nein, aber vom Gipfel des Berges drang ein dunkles Grollen zu ihnen.
    »Phil, haben Sie das eben gehört?«
    »Ja. Na und? So was passiert hier doch die halbe Zeit.« Er kniete sich in den Staub des geopferten Kindes. »Was ist mit dem Skelett passiert? Ist es an der Luft zerfallen? Ich wüsste zu gern, was sonst noch in den Klamotten versteckt ist.«
    Sakrileg. Sakrileg!
    »Phil, nicht!« Ein weiteres Rumpeln ließ die Luft erzittern, gefolgt von einem lauten Krachen, das den Berg spaltete. »Phil, kommen Sie. Es ist zu gefährlich hier.«
    »Noch eine Minute.«
    Sollte sie ihn noch länger beknien?, überlegte Karen nervös. Ihr Fluchtinstinkt war schließlich stärker. Sie sprang auf, zögerte jedoch noch kurz. »Der Berg stürzt ein!«
    »Schauen Sie bloß mal, wie viel Gold sie dem Kind mitgegeben haben.« Er durchwühlte das Häufchen Asche.
    Sie zerrte an seiner Schulter. »Los, kommen Sie.Wir müssen schleunigst weg.Wir müssen uns in Sicherheit bringen!«
    Er drehte sich zu ihr um, seine Zähne entblößt, aus
seinen Mundwinkeln tropfte der Speichel. »Worauf warten Sie dann noch? Laufen Sie. Dann ist das hier alles meins!«
    Schockiert über die teuflische Gier, die aus seinen rot geäderten Augen blitzte, fuhr sie zurück. Hob hektisch den Blick. Bemerkte die verräterische Staubwolke, die eine gewaltige Steinlawine ankündigte und wie ein feiner Sand- und Kieselsprühregen auf sie niederging. Hörte den Lärm von tonnenschwerem Gestein, das sich bergabwärts wälzte. Realisierte mit Schrecken, dass der Mount Anaya beschlossen hatte, sie und ihr Vorhaben unter sich zu begraben.
    Sie lief. Sie rannte um ihr Leben. Weg, bloß weg von dem Herzen des Bösen.
    Der

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