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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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wolltest. War ein großer Fehler. Hast dich dadurch verraten. Also: Wo ist sie?«
    »Mann, sie … Ich habe keine Ahnung.«
    Carver verpasste ihm einen Rückhandschlag.
    »Es ist wahr«, beharrte Trench. »Ich weiß nichts über die Russen. Sie waren nicht meine Idee.«
    »Wessen Idee waren sie dann?«
    Trench lächelte müde. Er beugte sich ein wenig vor, während er mit offenem Mund nach Luft rang.
    »Ich habe dir alles beigebracht, was du über das Durchstehen einer Befragung weißt. Glaubst du im Ernst, du kannst mich hier zum Reden bringen?«
    Carver sah Trench in die Augen. »Nein, durchaus nicht.«
    »Was willst du dann unternehmen?«
    Die Frage brachte Carver aus dem Konzept. Er merkte, dass er darauf keine Antwort hatte. Und in dieser Sekunde seiner Überlegung zog Trench die Knie an den Leib und rammte ihm die Füße in den Bauch, dass Carver übers Deck segelte.
    Im selben Moment wurde die Tamarisk mittschiffs von einer Woge getroffen, die die beiden Männer in einen Wasserschwall tauchte und das Boot schräg legte. Carver taumelte rückwärts, verlor den Halt und rollte hilflos auf die Reling zu.
    Er stieß mit dem Kopf gegen einen kleinen schwarzen Gegenstand, der auf dem kalten, nassen Holz lag, und bei der nächsten Schlingerbewegung begriff er, dass es Trenchs Pistole war. Sie rutschte soeben an ihm vorbei auf den Mann zu, der ihn töten wollte.
    Carvers einstiger Befehlshaber – sein Lehrer und Vorbild – nahm die Waffe in die unverletzte Hand und schwenkte den Arm herum, um seinen Schuss abzufeuern. Seine Augen funkelten vor Wut und triumphierendem Hohn; dann flackerten sie entsetzt auf, als Carver seine zweite Leuchtrakete abschoss.
    Sie traf Quentin Trench unterm Kinn, durchschlug seinen Gaumen, drang ins Gehirn und riss ihn über das schmale Achterschiff über Bord, bevor sie detonierte und seinen Kopf bei einem blutigen Feuerwerk auseinanderriss.
    Und als die Leuchtkugel ihren Schein aufs Wasser warf, sah Samuel Carver den gigantischen Bug der Scandwave Adventurer wie eine Wand aus schwarzem Stahl und unaufhaltsam wie eine Lawine auf sich zukommen.

64
    Das Containerschiff war höchstens noch zweihundert Meter weit entfernt. Sein Rumpf ragte hoch über dem Mast der Tamarisk auf, während seine Decksaufbauten, die jenseits des Leuchtraketenscheins lagen, im dichten Regen verschwanden. Das Schiff fuhr so schnell, wie das Wetter es erlaubte, und schob sich durch die Wogen, als wären sie Kräuselwellen auf einem Teich. Selbst wenn die Besatzung die Leuchtrakete gesehen hatte, war nicht mehr genug Zeit, als dass ein Abbremsen oder eine Kursänderung noch etwas genutzt hätte.
    Es blieben vielleicht noch zwanzig Sekunden, bis die Scandwave Adventurer die Jacht von der Seite rammen würde. Carver nahm seinen Verstand zusammen. Es war noch nicht zu spät. Wenn er den Motor anwerfen und die Taue lösen würde, könnte er in den Wind steuern, die Geschwindigkeit beibehalten und vor dem anstürmenden Koloss abdrehen. Sie würden dann längs zueinander fahren, und das Containerschiff würde ihn überholen wie ein Schwerlastwagen ein Moped. Schon ein Streifen wäre tödlich, aber es bestand die Chance, dass sie einander verfehlten.
    Carver rannte zum Anlasserknopf. Der Motor hustete, spuckte und ging aus. Er drückte ein zweites Mal. Nichts. Fünf Sekunden waren vergangen. Die Jacht segelte weiter auf ihren gigantischen Henker zu.
    Carver war kein Segler. Aber er war ein Ex-Marine. Er hatte jahrelang Operationen auf dem Wasser studiert, geplant und ausgeführt. Er hatte die militärische Segelschulung absolviert, von der die britischen Streitkräfte aufgrund der Seefahrtstradition des Inselvolkes geradezu besessen waren. Jetzt betete er, alles parat zu haben, was ihm damals beigebracht worden war.
    Carver schaltete die Selbststeuerung ab und beugte sich über die Ruderpinne, wo ihm der Wind die schäumende Gischt ins Gesicht trieb. Der Regen schlug ihm so hart entgegen, dass er die Augen fast ganz zukneifen musste, um überhaupt noch etwas zu sehen. Der Koloss war nur noch hundert Meter weit weg und nahm mit unverminderter Geschwindigkeit Kurs auf die Jacht, von deren Anwesenheit er nichts wusste. Carver konnte schon die Rostflecken am Rumpf erkennen, die weißen Tiefgangsmarken, die von der Freibordmarke an abwärts führten. Heftig atmend drückte er die Pinne von sich weg auf die Scandwave Adventurer zu.
    Eine quälend lange Sekunde lang geschah gar nichts. Dann drehte sich der Bug in den Wind und der

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