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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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»Festhalten«, sagte er zu seinem Mitfahrer. Die Ducati röhrte auf die Avenue de New York. Kursk fuhr einige Meter weit, bog dann rechts in eine Seitenstraße ein und brauste neben dem Palais de Tokyo bergauf. Damit fuhr er parallel zu Carver vom Fluss weg. Zwischen ihnen war nur der Museumsflügel. Und bald würde er zu seiner Beute aufschließen.

    Am anderen Ende des Platzes hatte Carver die Stufen vor den Säulen erreicht. Er jagte den Motor hoch und betete, dass die Leistung im unteren Gang so gut war, wie die Werbung versprach; dann stürmte er über die Treppe, indem er den Lenker hochwuchtete und mit den Oberschenkeln drückte, als zwänge er einen Gaul über eine Reihe Zäune. Die Maschine heulte ob der Misshandlung, aber sie fuhr weiter.
    Mit einer letzten lautstarken Beschwerde schaffte sie es auf die Ebene, wo das Hinterrad eine Sekunde lang auf dem glatten Marmor durchdrehte; dann raste sie weiter zwischen den Säulen hindurch auf den kleinen halbkreisförmigen Place de Tokyo, der direkt an der Avenue du President Wilson und …
    »Verdammt!« Wenn Carver da lang fuhr, müsste er durch den fließenden Verkehr, um nach links auf die Gegenfahrbahn zu gelangen. Das war der Weg stadtauswärts. Doch da waren zwei dichte Reihen parkender Autos, die ihm den Weg versperrten, und dahinter die Bäume in der Straßenmitte.
    Dann sah er fünfzig Meter weiter links aus einer Seitenstraße dasselbe Motorrad auftauchen, das den Mercedes gejagt hatte. Es war eine große, starke Maschine, aber unter der massigen Gestalt ihres Fahrers wirkte sie wie ein Motorroller. Auch der Sozius sah gegen ihn klein aus. Die beiden blickten suchend von einer Seite zur anderen, dann tippte der Kleinere seinem Vordermann auf die Schulter und nickte in Carvers Richtung. Der Fahrer reagierte sofort, bog nach rechts in die Avenue ein und gab Vollgas.
    Carver sauste bereits die Straße hinunter. Eine Frage hatte er sich schon beantwortet: Max hatte jemanden auf ihn angesetzt. Aber warum wollte er ihn töten lassen? Carver ging in Gedanken die Möglichkeiten durch, während er den Motor erneut in die rote Zone jagte, die Ampeln ignorierte und dem einbiegenden Querverkehr auswich.
    Wegen des Geldes? Drei Millionen Scheine waren für den Auftrag eine ganze Menge. Max könnte die zurückgehaltene Hälfte selbst einstecken, wenn er ihn aus dem Weg schaffen ließ.
    Pariser Autofahrer kümmern sich einen Dreck um andere Leute auf der Straße. Dafür sind sie berühmt. Aber diesmal traten sie auf die Bremse, als ihnen das Motorrad am Kühler vorbeiraste. Carver schlängelte sich zwischen Wagen hindurch, die in einer Kakophonie quietschender Reifen und wütender Flüche schleudernd zum Stehen kamen und sich gegenseitig auf die Stoßstange fuhren. Das passte ihm ausgezeichnet. Jeder querstehende Wagen war ein weiteres Hindernis, das seine Verfolger bremsen würde.
    War er für seine Auftraggeber nicht mehr von Nutzen? Beim letzten Telefonat war ziemlich klar gewesen, dass das für eine Weile sein letzter Auftrag sein würde. Max wollte vielleicht hinter sich aufräumen.
    Die Avenue führte an der Metrostation Alma-Marceau vorbei und mündete am Ende in den Place de l’Alma, wo es rechts zur Seinebrücke Pont de l’Alma ging. Längs verlief der Alma-Tunnel. Man konnte über die Franzosen sagen, was man wollte, wenn ihnen ein Name einmal gefiel, wurde er reichlich verwendet.
    Oder wollte Max ihn aus anderen Gründen aus dem Weg haben? Aus Gründen, die unmittelbar mit dieser Operation zu tun hatten? Aber was unterschied sie von allen anderen …?
    Carver ignorierte den Unfall, den er verursacht hatte, und bog nach rechts auf den Platz ein. Bisher rollten keine Ambulanzen, keine Polizeiwagen mit Blaulicht an. Ebenerdig war überhaupt nichts von dem schweren Unfall zu sehen.
    Carver fuhr gute hundert Meter vor der Ducati auf die Brücke. Er wollte dahinter nach rechts auf die Schnellstraße abbiegen, die am südlichen Seineufer entlangführte und von da wie gehabt zur Autobahn. Aber er erkannte, dass das zu riskant wäre. Die Ducati war seiner Maschine überlegen. Selbst mit zwei Mann im Sattel würde sie ihn auf freier Bahn schnell einholen. Er brauchte einen Kampfplatz, wo er seine Verfolger angreifen und ausschalten konnte.
    Und dann entdeckte er ihn.
    Am Ende der Brücke, auf der anderen Straßenseite stand ein kleiner weißer Kiosk, der von niedrigen Zäunen umgeben war. Er sah wie ein großer geometrischer Pilz aus: ein gedrungener Turm mit einem

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