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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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breiten, sanft ansteigenden achteckigen Dach. Davor stand ein blaues Schild: Visite des Egouts de Paris.
    Carver grinste. Er wusste, was das war. Und es war genau das Richtige.
    Vor sich sah er einen langen Bus mit einem Gummifaltgelenk in der Mitte. Er war im Begriff, von der Uferstraße nach links auf die Alma-Brücke abzubiegen, und würde Carver gleich entgegenkommen.
    Carver wollte auf die Gegenfahrbahn wechseln. Der Bus würde ihm genau in die Quere kommen. Carver zog seinen Stunt durch, indem er hart nach links ausscherte und über die Straße dem Bus vor die Reifen schlidderte. Er spürte ihn drohend neben sich aufragen; dann sah er das entsetzte Gesicht des Fahrers.
    Der Bus kam mitten in der Kurve quietschend zum Stehen, zumindest die vordere Hälfte. Die hintere schleuderte hin und her, da das Gelenk wie ein Scharnier wirkte, und warf den Bus nach rechts. Irgendwie brachte ihn der Fahrer wieder in seine Gewalt, bevor ihn das Drehmoment auf die Seite kippen konnte. Aber jetzt stand er quer auf der Brücke, während sich ringsherum die Wagen drängten. Eine perfekte Straßensperre.
    Carver hielt neben dem Kiosk, sprang vom Motorrad, zog den Helm ab und griff nach dem Blendlaser.
    Gleich neben dem Kiosk bewachte ein niedriges weißes Metalltor eine Wendeltreppe, die in den Untergrund führte. Auf einem Schild stand: Accès interdit – Zutritt verboten. Carver trat das Tor auf und rannte die Stufen hinab.

8
    Der erste Abwasserkanal unter den Pariser Straßen wurde 1370 ausgeschachtet. Inzwischen gab es unter der Stadt gut zweitausend Kilometer Tunnel: les Égouts. Die Kanäle bewältigten 1,2 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Tag und folgten genau dem oberirdischen Straßenverlauf. Jeder Tunnel trug den Namen der Avenue, des Boulevards, der Straße oder des Platzes, dessen Schmutz er aufnahm.
    Wenn man mitten in der Innenstadt eine Schießerei veranstalten wollte, ohne dass sie auffiel, wäre die Kanalisation der richtige Platz dafür. Aber Paris übertraf sich selbst: Es gab nicht nur die Kanalisation, es gab auch ein Kanalisations museum , ein unterirdisches Labyrinth aus Beton und Stahl mit Gängen und Räumen. Es befand sich unter dem Südende der Alma-Brücke.
    Carver rannte zwischen nackten Betonwänden die engen Steinstufen hinunter. Unten ging es scharf nach links. Vor ihm war eine dicke Stahltür und darauf ein weißes Schild mit einem roten Streifen und dem Wort ›DANGER‹ in Großbuchstaben. Der schwere Riegel darunter war mit einem Vorhängeschloss gesichert.
    Carver jagte eine Kugel durch das Schloss; dann stieß er gegen die Tür, die in pechschwarze Dunkelheit hineinschwang. Die Luft war feucht und roch nach Regen.
    Carver schaltete seinen Laser ein, drehte am Kopfende, um den Strahl zu vergrößern, und füllte das schwarze Nichts mit einem geisterhaften, giftgrünen Schein. Der Gang weitete sich zu einem niedrigen Raum. An der Innenseite der Eingangstür gab es ein zweites Schloss, das mit einem Metallrad zu schließen war. Die Chance, dass seine Verfolger den gleichen Weg nehmen würden wie er, war ziemlich gering. Nur ein Idiot würde in einen dunklen, engen Gang auf einen Mann zurennen, der einen Blendlaser und höchstwahrscheinlich auch eine Schusswaffe bei sich hatte. Sie würden einen anderen Eingang benutzen. Trotzdem schadete es nicht, sich nach hinten abzusichern.
    Carver ging weiter, in der linken Hand die Lampe, in der rechten die Sig Sauer, während er zu ermitteln versuchte, aus welcher Richtung der Angriff kommen würde.
    Der erste Raum bestand aus zwei ehemaligen Abwassertunneln. Die Wasserrinne war mit Beton aufgefüllt worden, sodass sich ein ebener Fußboden ergab. Um aus den Tunneln einen Raum zu schaffen, hatte man in die Zwischenmauer eine Reihe eiförmiger Durchgänge geschlagen. Carver betrat die andere Raumhälfte und warf sich flach auf den Boden, brachte dabei die Waffe in Anschlag und rollte sich über den Beton. Links am Rand des grünen Lichtstrahls sah er ein paar Gestalten mit Overall und Schutzhelm. Er brauchte eine halbe Sekunde, um zu erkennen, dass das Wachsfiguren des Museums waren.
    Carver stand verlegen auf und klopfte sich ab. Rechts von ihm zweigte ein kleinerer Tunnel ab. ›Rundgang‹ stand auf einem Hinweisschild. Carver folgte ihm und begab sich in das Labyrinth.

    Grigori Kursk war einige Sekunden nach Carver an der Brücke angekommen. Er hatte den Engländer bis zu dem Moment verfolgt, wo der diesen verrückten Stunt vor dem Bus hingelegt

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