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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hatte. Als sich der Bus quer über die Straße schob, war von dem Mann nichts mehr zu sehen gewesen.
    Kurz glaubte Kursk, er sei ihm entwischt. Dann entdeckte er das abgestellte Motorrad neben dem Kiosk. Er fuhr die Ducati am Ende der Brücke auf den Bürgersteig und parkte sie an einem hüfthohen Metallkäfig, der über einem offenen Einstiegsloch angebracht war. Darunter führte eine Metallwendeltreppe in die Erde.
    Kursk winkte seinem Partner, sich dem Motorrad des Engländers von rechts zu nähern; er selbst kam von links. So rannten sie die Brücke hinunter: Kursk vorne um den liegengebliebenen Bus herum, während sein Partner daran entlang auf die andere Straßenseite huschte. Als sie bei dem Motorrad anlangten, war von seinem Fahrer keine Spur mehr zu sehen. Dann bemerkte Kursk das offene Tor vor der Betontreppe.
    Er sah auf die Schilder am Kiosk und versuchte, aus den vielen verschiedenen Sprachen und Symbolen ihre Bedeutung zu ermitteln. Gut, das war also der Eingang zu einem Kanalisationsmuseum … was auch immer man sich darunter vorzustellen hatte. Das hieß jedenfalls, dass es auch einen Ausgang geben musste, oder zumindest einen Notausgang. Der hätte ein Einstiegsloch. Kursk grinste ob dieser Entdeckung. Jetzt wusste er, wie der Engländer zu schlagen war.
    Er gab seinem Partner Anweisungen; dann joggte er über die Brücke zurück zu dem Metallkäfig, an dem er die Ducati abgestellt hatte. Der Käfig hatte oben in der Mitte zwei Scharniere. Die eine Hälfte ließ sich anheben, damit man zu dem Einstiegsloch gelangte. Sie war mit einem Vorhängeschloss und einer Kette gesichert.
    Kursk setzte den Helm ab und holte aus dem Werkzeugfach der Ducati eine aufgerollte Nylontasche. Der entnahm er einen kleinen Bolzenschneider, lehnte sich ungezwungen über den Käfig und schnitt die Kette durch. Er hob die bewegliche Käfighälfte an, stieg über das Geländer und die Treppe hinunter. Kaum war er unter der Straßendecke verschwunden, griff er in seine Jacke, nahm die Pistole heraus und klemmte eine kleine schwarze Lampe auf den Lauf.
    Am Ende des Treppenschachts befand sich eine Doppeltür, die im Lampenschein rot leuchtete: ein Notausgang, der sich nach außen öffnen ließ. Kursk feuerte drei Kugeln in den Verschlussmechanismus.
    Die Schüsse hallten in dem dunklen Loch wider. Der Engländer musste sie gehört haben. Das war gut. Kursk wollte keine Zeit verschwenden, indem er in den Pariser Abwasserkanälen umhertappte und Blindekuh spielte. Viel lieber wollte er seinen Gegner anlocken und von hinten überfallen. Aber die passende Stelle für den Hinterhalt würde er erst noch finden müssen.
    Kursk zog die gesplitterte Tür auf, ging ein paar Schritte und gelangte in eine künstliche Höhle von etwa zweihundert Quadratmetern und drei bis vier Metern Höhe. Irgendwo unter sich hörte er Wasser rauschen. Er führte den Lampenstrahl über den Boden, bis er ein Metallgitter fand, das über die ganze Länge des Raumes ging und etwa eins achtzig breit war. Darunter floss eine dicke braune Brühe, von der Fäkaliengestank aufstieg. Und dafür bezahlten die Leute Eintritt?
    Kursk sah sich nach Deckung um. Der riesige Raum war so gut wie nackt. Zwei Gänge zweigten von ihm ab: ein schmaler mit Betonboden und ein breiter mit Gitterboden über dem Abwasserkanal. Sie führten beide dicht nebeneinander nach links.
    Auf der rechten Seite gab es eine Nische. Deren Hinterwand hatte ein kreisrundes Loch von etwa drei Metern Durchmesser. Darin saß auf einem niedrigen Holzrahmen eine gigantische schwarze Kugel, die wie eine Kanonenkugel aussah und so hoch war, dass Kursk nicht oben drauf fassen konnte. Auf dem Boden stand ein maßstabsgetreues Modell, das vorführte, wie die Kugel früher als Reinigungsgerät durch die Hauptkanäle gezogen worden war, wo sie rechts und links gegen die Wände gestoßen war und so den Schmutz abgeschlagen hatte. Kursk überflog die Beschreibung. Er untersuchte die Kugel und ihre Halterung. Gut, jetzt hatte er einen Plan.

    Carver hatte das dumpfe Echo von Schüssen gehört, als er aus einem niedrigen, engen Gang auf einen unterirdischen Platz gelangt war. Er fegte mit dem Lichtstrahl umher und versuchte, sich zu orientieren. Der Platz sah wie eine Kreuzung aus, in die ein Straßennetz mündete. Auf allen Seiten befanden sich Mauerbögen, hinter denen nichts zu sehen war als die finsteren Tunnel, die in der Tiefe des Labyrinths verschwanden. Der Einzige, der Carver interessierte, befand sich

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