Samuel Carver 01 - Target
Täter kennen.« Agatha Bewleys Stimme war so trocken wie ihre ganze Erscheinung.
Trodd warf einen finsteren Blick in ihre Richtung. »Was meinen Sie damit?«
»Nun, wir alle nehmen von Zeit zu Zeit Hilfe von außen in Anspruch. Leute für Gelegenheitsarbeiten. Die könnten die Prinzessin auf eigene Rechnung angegriffen haben. Sie könnten von einem Kunden dazu angeworben worden sein. Der Freund könnte das Hauptziel gewesen sein. Sein Vater hat zahlreiche Feinde. Dann wäre es tatsächlich nur ein schrecklicher Unfall gewesen.«
»Davon gehen wir doch sicherlich aus«, meinte Sir Claude. »Ist hier wirklich jemand der Meinung, dass das ein Mordanschlag gewesen ist?«
»Wir wissen es nicht, oder?«, entgegnete Trodd. »Für die Öffentlichkeit war es ein Unfall. Das ist die offizielle Version, und ich hoffe wirklich, das stellt sich als wahr heraus, denn wenn nicht, werden wir die Auswirkungen mächtig zu spüren bekommen. Aber wenn da einer die Mutter des zukünftigen Königs von England ermordet hat, will ich nicht eines Morgens aufwachen und alles darüber in der Sun lesen. Ich will es als Erster wissen.«
»Und der Premierminister?«, fragte Sir Claude.
»Lassen Sie das meine Sorge sein. Fürs Erste möchte ich, dass sich das Außenministerium an die offizielle Version hält: schrecklicher Unfall, Anteilnahme auf der ganzen Linie, gemütlicher Umgang mit den Franzmännern.«
Der Diplomat zuckte zusammen. »Natürlich, natürlich … aber wir müssen wirklich warten, bis der Außenminister entscheidet, wie vorgegangen wird.«
»Der Außenminister wird genau so vorgehen, wie ich es ihm sage. Wo war ich stehengeblieben? Ah ja, Jack … Das SIS soll ermitteln, was wirklich in Paris passiert ist. Und Agatha, ich will eine Liste mit allen Leuten in diesem Land, die ein Motiv haben könnten, die beliebteste Frau der Welt zu töten, und eine Liste mit allen, die sie dafür haben anheuern können.
Und übrigens …« Trodd beugte sich nach vorn und schaute in die Runde. »Wenn Sie die Kerle finden, die das getan haben, machen Sie sie fertig. Endgültig. Und halten Sie Downing Street aus der Sache raus.«
Trodd erhob sich, ohne noch etwas zu sagen, und schritt aus dem Raum. Sir Claude ging unmittelbar nach ihm.
Grantham versuchte, beschäftigt zu erscheinen, indem er seinen Notizblock und Kugelschreiber in die Aktentasche steckte, aber er spürte, wie sich Agatha Bewleys Falkenaugen in ihn hineinbohrten.
»Sie haben doch eine Idee, wer dahinter steckt, nicht wahr?«
»Kommen Sie, Agatha, Sie wissen, dass es so einfach nicht ist. Es gibt überall in Europa entsprechende Gruppen, die diese Operation durchgeführt haben könnten, die Hälfte davon hier in London. Und wie Sie selbst sagten: Viele Leute können den Auftrag erteilt haben.«
Agatha hielt seinen Blick einen Moment lang fest; dann senkte sie vertraulich die Stimme. »Ich glaube, Sie haben jemanden im Kopf, und es gefällt mir nicht, dass ich außen vor gehalten werde. Es tut mir leid, Jack, aber ich bin nicht bereit, lange ruhig zu bleiben. Der Ruf meiner Abteilung steht auf dem Spiel.«
»Das ist nicht die Zeit, um sich untereinander zu bekriegen«, sagte Grantham beschwichtigend. »Und nur mal angenommen, ich hätte eine Idee, wer das gewesen sein könnte, so hätte ich nichts in der Hand, was einem Beweis auch nur nahe käme.«
Bewley sah ihn schweigend an und schürzte die Lippen in einer Weise, die Skepsis und Missbilligung ausdrückte.
»Also gut«, räumte Grantham ein, »ich gebe zu, es gibt ein, zwei Möglichkeiten, die einem auf Anhieb in den Sinn kommen. Ich werde ein stilles Wort mit Percy Wake reden. In der Zeit vor dem Mauerfall hat er dem Dienst geholfen, ein paar knifflige Probleme zu lösen. Das lag alles oberhalb meiner Gehaltsklasse. Ich bin nirgendwo dabei gewesen. Aber der Legende nach hatte Wake die Begabung, gewisse Wege zu finden, um gewisse Dinge zu erledigen. Er wusste, wen man heranziehen konnte, und sagte voraus, wie sich die Sache entwickeln würde. Er würde es natürlich abstreiten, aber wenn es irgendeine verschwörerische Mauschelei gegeben hat, wird der gute alte Percy eine Ahnung haben, wer dafür verantwortlich ist.«
»Ja, ich kenne seinen Ruf«, sagte Dame Agatha kalt. »Ich habe meine eigenen Erfahrungen mit ihm gemacht. Ich kenne keinen, der mehr Einfluss in Whitehall gehabt hat, ganz gleich, wer gerade an der Regierung war. Und nicht nur dort. Er hatte Kontakte in Washington, Moskau, Peking – der Mann
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