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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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antwortete: »Es war ganz einfach. Er hat mich erpresst.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie seufzte. »Darf ich rauchen?«
    Sie sah ihn einen Moment lang zögern. Er hatte eine pingelige, disziplinierte Seite. Wahrscheinlich aus seiner Militärzeit. Die Videos in seinem Regal waren alphabetisch sortiert, und in der Küche war alles penibel angeordnet. Er würde nicht wollen, dass jemand in seiner Wohnung rauchte.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lachte er. »Sicher, nur zu. Und dann erzählen Sie.«
    Aliks inhalierte tief und blies eine lange Rauchfahne aus, die sich in den Strahlen der späten Abendsonne kringelte, die durch die tiefliegenden Fenster hereinfielen.
    »Ich war knapp zwei Jahre beim KGB, als die Mauer fiel. Plötzlich rebellierten unsere alten Verbündeten und gaben unseren Soldaten einen Tritt in den Hintern. Es war demütigend. Alles fiel auseinander.
    Eine Zeit lang haben wir so weitergemacht, als wäre nichts passiert. In gewisser Weise war das einfacher. Es kamen mehr Westler nach Moskau. Sie glaubten, der Kalte Krieg sei vorbei und sie hätten gewonnen; darum passten sie nicht auf, was für Frauen sie vögelten und was sie zu uns sagten. Aber dann wurde Gorbatschow abgesetzt, Jelzin übernahm die Macht, und plötzlich war kein Geld mehr da, um uns zu bezahlen. Das ganze Land wurde von Gangstern geführt. Wie übel es vorher gewesen sein mag, jetzt war es hundertmal schlimmer. Wir hatten nichts. Wir mussten irgendwie durchkommen.«
    »Sie klingen, als würden Sie erwarten, dass ich Sie verurteile. Es steht mir nicht zu, das zu tun.«
    »Vielleicht. Ich hatte jedenfalls Glück. Weil ich Englisch sprechen konnte, bekam ich eine Stelle im Hotel, im Marriott, wo ich am Empfang gearbeitet habe. Ich lernte einen guten Mann kennen, einen Arzt. Er war weder reich, noch sah er gut aus, aber er behandelte mich mit Respekt.
    Lange Zeit habe ich geglaubt, es ginge mir gut. Dann kam Kursk ab und zu ins Hotel. Er hatte für die Mädchen als Leibwächter gearbeitet. So wurde das genannt. In Wirklichkeit passte er nur auf, dass wir nicht auf eigene Rechnung arbeiteten oder versuchten, mit einem reichen Kunden wegzulaufen. Kursk erinnerte mich gerne daran, dass er ja wisse, was ich in der Vergangenheit getan hatte. Er konnte mich jederzeit bloßstellen. Alles, wofür ich gearbeitet hatte, wäre zunichte gewesen. Ich bot ihm Geld an, damit er verschwand, aber er lehnte ab. Er hatte mehr Spaß daran, mich zu belästigen, mich an der Leine zappeln zu lassen. Mir war klar, dass er die Leine früher oder später einholen würde.
    Das geschah dann schließlich. An einem Freitagmorgen kam er ins Hotel. Er sagte, er brauche einen Partner bei einem Auftrag. Er wollte eine Frau dazu. Die Leute seien durch sie abgelenkt und würden ihn umso weniger beachten. Er befahl mir, die Arbeitsstelle zu verlassen und meinem Vorgesetzten zu sagen, ich sei krank. Er würde mir zehntausend Dollar zahlen, US-Dollar. Und wenn ich es nicht tun würde …«
    »Lassen Sie mich raten. Er hatte ein paar Ihrer alten Aufnahmen. Sie würden in ihre eigene Honigfalle gehen.«
    Aliks nickte.
    »Und was wurde aus dem Arzt?«
    »Er ist noch da. Er will mich heiraten.«
    »Und was wollen Sie?«
    »Er will mir ein Heim geben, vielleicht sogar eine Familie. Ich wäre eine geachtete Frau.«
    »Aber?«
    »Ich liebe ihn nicht. Ich würde mich nur wieder verkaufen.«
    »Komm her«, sagte Carver. Er breitete die Arme aus, und Aliks schmiegte sich an seine Schulter. Sie spürte, wie er die Nase in ihre Haare drückte und ihren Duft einatmete. Er lehnte sich in die Sofaecke, und sie mit ihm. In seinen schlanken, muskulösen Armen konnte sie sich allmählich entspannen.
    Es dauerte einige Minuten, bis sie bemerkte, dass er eingeschlafen war. Sie lächelte gequält. Sie musste an Ausstrahlung verloren haben, wenn ein Mann sie in die Arme nehmen konnte, ohne vor Begierde verrückt zu werden. Aber vielleicht war das auch das größere Kompliment, dass einer wie Carver in ihrem Beisein einschlief. Er war jetzt vollkommen verwundbar. Sie könnte ihm wer weiß was antun.
    Aliks schälte sich aus seiner Umarmung und stand auf. Sie strich ihm eine Strähne aus der Stirn und küsste ihn sacht wie ein schlafendes Kind. Dann nahm sie die Weinflasche, den Eiskübel und die Gläser und trug sie in die Küche.
    Sie ging den Flur entlang in sein Schlafzimmer, lächelte angesichts des Fernsehers, der wie angekündigt auf einem Sockel am Bettende stand. Auf dem Nachttisch

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