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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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ein Mr Vandervart noch eine Miss St. Clair oder ein Mr Sjøberg je ein Zimmer reserviert oder die Schwelle des Hauses überquert.

    Während sie Arm in Arm über den Fluss gingen, fragte Aliks: »Hättest du ihn wirklich verletzt?«
    »Wenn es nötig gewesen wäre. Wenn es das einzige Mittel gewesen wäre, um ihn zum Reden zu bringen.«
    »Es ist erschreckend, dich so zu erleben. Es wirkte so echt.«
    »Ich habe nur getan, was nötig war. Und wenn du denkst, das ist bei mir echt, dann solltest du dich mal sehen. Es hat mich wahnsinnig gemacht, vor dem Video zu sitzen und euch zuzusehen. Das brachte mich auf die Frage, was jemand denken würde, der uns beiden zusieht.«
    Sie waren am anderen Ufer angekommen und liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, jeder mit seiner Reisetasche in der freien Hand. Schließlich stellte Carver seine Frage. »Warum bist du wirklich nach Paris gekommen?« Er klang nicht im mindesten aggressiv; die Bedrohlichkeit, die er gegen Leclerc eingesetzt hatte, war verschwunden. Er stellte eine direkte Frage, als wäre er nur neugierig.
    »Es war, wie ich gesagt habe«, antwortete Aliks ganz normal. »Kursk wollte bei dem Auftrag eine Frau dabeihaben, und er wollte mir zehntausend Dollar zahlen.«
    »Aber es gibt keinen Arzt, keinen respektablen Verlobten, stimmt’s?«
    Aliks wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Sie seufzte und drehte den Kopf weg.
    Carvers Tonfall wurde eine Spur härter. »Nein, und ich sehe dich auch nicht an einer Hotelrezeption arbeiten. Leute wie du und ich haben keinen normalen Job. Wir sind zu lange aus dieser Welt ausgeschieden, um als Angestellte zu arbeiten. Also, was hast du wirklich getan?«
    Aliks entzog ihm ihren Arm und blieb stehen. »Um Himmels willen, kannst du dir das nicht denken? Dasselbe wie immer. Meine Kunden waren sehr reiche, sehr mächtige Russen. Manchmal spielte ich die Freundin und blieb für ein paar Monate beim selben Mann.«
    Carver wollte das nicht. Er wusste, dass er nichts gewinnen konnte, indem er tiefer bohrte. Aber er konnte nicht anders. »Wie dieser Kerl in dem Club mit den beiden Blondinen?«, fragte er und diesmal mit einer gewissen Gereiztheit.
    Aliks sah ihn mit beißender Verachtung an. Dieses Gesicht hatte er seit dem ersten Abend in Paris nicht mehr an ihr gesehen. »Ja, wie Platon. Vor den beiden war ich es, die neben ihm in den Clubs saß, über seine Witze lachte, sich an die Titten fassen ließ, sich auf ihn setzte, um ihn zu ficken. Alles klar? Bist du jetzt zufrieden? Oder möchtest du mich noch ein bisschen mehr demütigen?«
    »Nein, ich hab’s kapiert.«
    »Ach ja? Du hast kapiert, was es heißt, heutzutage als Frau in Moskau zu leben? Da gibt es keine Gesetze, keine Sicherheit. Man hat die Wahl zwischen einem guten Leben und einem schlechten, das heißt zwischen Überleben und Sterben. Wie hast du dich ausgedrückt? Ich habe getan, was notwendig war. Dann kam Kursk zu mir, redete von einem Auftrag in Paris, sagte, er brauche dabei eine Frau. Ich dachte, das wäre vielleicht die Chance, allem zu entkommen und ein neues Leben anzufangen.«
    »Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
    Jetzt sah er echte Qual bei ihr, die langsam in Resignation überging. »Wie hätte ich dir die ganze Wahrheit sagen können? Ich habe einen respektablen Verlobten erfunden und mir einen respektablen Job ausgedacht, weil ich hoffte, du würdest mich dann ein bisschen mehr respektieren. Tja, ich habe gelogen. Ich bin eben nicht respektabel. Bist du jetzt zufrieden?«
    Carver nahm sie bei den Schultern. »Aliks, es kümmert mich einen Dreck, ob du ›respektabel‹ bist. Von allen Menschen auf der Welt habe ich das wenigste Recht, dich zu verurteilen. Ich will nur wissen, was wahr ist.«
    Sie sah zu ihm auf. »Ist das denn wichtig? Kann das für uns etwas ändern?«
    Sie hatten ausgeredet; es gab nichts mehr zu sagen, während sie den Berg hinaufgingen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Sie bogen in die Straße ein, wo Carver wohnte. Und im Rückspiegel des Swisscom-Vans, in dem er die vergangenen zwei Stunden gewartet hatte, sah Grigori Kursk sie kommen. Aleksandra Petrowa hatte eine braune Perücke aufgesetzt und Kleider an, die er nie an ihr gesehen hatte, aber das machte nichts. Er hatte sie in so vielen Perücken, so vielen Verkleidungen gesehen, dass er einfach hindurchschauen konnte. Er erkannte sie am Körperbau und am Gang. Als er den Mann neben ihr sah, lächelte er.
    Der Engländer hatte

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