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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Kursk verletzt, nicht zuletzt seinen Stolz. Er hatte ihn in eine Falle gelockt und in die Luft gejagt, und dennoch hatte Kursk vor seinen Männern kein Anzeichen von Unwohlsein oder Schmerzen gezeigt, obwohl ihm jeder Atemzug einen stechenden Schmerz in die gebrochenen Rippen jagte. Jetzt würde er seine Rache genießen.
    Er rief Dimitrow an, der seinen Platz in dem irischen Pub eingenommen hatte, und die anderen beiden, die er bei Carvers Wohnung gelassen hatte. Er sagte allen das Gleiche: »Sie sind da. Haltet euch bereit. Und denkt daran, wir wollen sie lebend.«

50
    Eine Tür öffnete sich einen Spalt breit und warf einen Streifen blau-weißes Neonlicht auf das graue Kopfsteinpflaster. »Pst! Pablo! Komm rein!«
    Carver fuhr aus seiner Selbstbetrachtung hoch wie aus dem Tiefschlaf. Er drehte sich um und entdeckte den Sprecher. »Heute nicht, Freddy. Tut mir leid, ich bin nicht in der Stimmung.«
    »Komm kurz rein. Es ist was Ernstes!«
    Der drängende Tonfall ließ Carver stehen bleiben. Er sah Aliks an, bekam aber keine Reaktion. »Na gut, was ist denn?«
    Sie gingen an zwei Tischen auf dem Bürgersteig vorbei und in das kleine, niedrige Café. Drinnen saß ein alter Mann über eine Schale Minestrone gebeugt. Carver nickte ihm zu. »Bonsoir Karl, ça va?« Der Alte brummte etwas Unverbindliches und wandte sich wieder seiner Suppe zu. »Er ist jeden Abend hier, kommt als letzter Gast, isst immer eine Schale Minestrone«, sagte Carver zu Aliks, die gar nicht hinhörte.
    »Was gibt es für ein Problem?«, fragte er Freddy.
    Der wischte kurz mit dem Tuch, das in seiner weißen Schürze steckte, über die Ladentheke. »Noch keins, aber vielleicht später, ich weiß es nicht. Da sind Leute, die nach dir suchen, Pablo. Zuerst ein Franzose. Er kam heute früh, sagte, er arbeitet beim Departement des Innern. Das war ganz klar gelogen. Er muss eine Art Polizist sein, da bin ich sicher. Dann eine Engländerin, sehr höflich, charmant, hat aber auch Fragen gestellt.«
    »Beschreib sie mir.«
    »Typisch englisch eben. Nicht so elegant, aber recht attraktiv.«
    »Haare? Kleidung?«
    »Äh, lass mich überlegen …« Freddy runzelte die Stirn. »Sie hatte hellbraune Haare wie eine Maus. Und sie hatte einen Rock an mit einem Muster, vielleicht geblümt.«
    Carver nickte. »Sie sitzt fünfzig Meter weit die Straße runter in einem blauen Opel Vectra. Sie hat einen Mann bei sich. Als wir daran vorbeigingen, hat sie seine Hand genommen und ihm in die Augen geguckt, als wären sie ein Liebespaar. Was wollte sie wissen?«
    »Sie hat mit Jean-Louis gesprochen, als ich ihr den Rücken zudrehte. Er hat ihr auch von den anderen Männern erzählt.«
    »Welchen anderen Männern?«
    »Keine Ahnung. Ich habe sie nicht gesehen. Aber Jean-Louis hat sie beobachtet, wie sie heute Nachmittag aus einem schwarzen Wagen ausgestiegen sind. Der Wagen ist dann weggefahren, aber nicht mit allen, die vorher drinsaßen. Sie könnten noch hier sein.«
    »Wie viele waren es?«
    »Ich weiß nicht. Warte mal …« Er kam hinter dem Ladentisch hervor, öffnete eine Tür an der Seite und steckte den Kopf hindurch. »Jean-Louis!«
    Von oben war eine Kinderstimme zu hören. »Ja, Papa!«
    »Komm her, mein Sohn.«
    Jemand flitzte die Treppe herab, dann schoss ein Energiebündel in den Raum, sah Carver und schrie: »Pablo!«
    Sein Vater versuchte, ihm mit ernstem Gesicht zu begegnen. »Sag Monsieur Pablo, was du heute Nachmittag gesehen hast. Du weißt schon, diese komischen Männer.«
    »Nach denen mich die englische Dame gefragt hat?«
    »Ja, die.«
    »Es waren drei, vielleicht auch vier. Sie haben komisch ausgesehen. Sie hatten große Jacketts an, obwohl schönes, warmes Wetter war.«
    Carver ging in die Hocke, um Jean-Louis in die Augen zu sehen. »Konntest du sehen, ob sie etwas unter den Jacketts getragen haben?«
    »Nein, die waren alle zugeknöpft. Die müssen ganz schön geschwitzt haben.«
    »Ja, bestimmt. Ich danke dir, das war sehr nützlich. Hast du auch gesehen, wohin sie gegangen sind?«
    Das Kind nickte. »Ja. Ein paar sind zu deinem Haus gegangen. Ein paar nicht. Mehr weiß ich nicht. Ich musste reinkommen, weil Maman gesagt hat, es sei Zeit für mein Abendessen.«
    »Keine Sorge, das hast du gut gemacht. Ich finde, du solltest später ein berühmter Detektiv werden, meinst du nicht auch, Freddy?«
    Freddy machte ein erschrockenes Gesicht. »Mein Sohn? Ein Polizist? Das ist nicht komisch, Pablo.« Er bekreuzigte sich mit gespieltem Entsetzen.

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