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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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den hübschen jungen Frauen, an denen er unterwegs vorbeikam. Der Russe war nur noch ein paar Schritte entfernt und beobachtete ihn unsicher. Er wusste nicht, was er damit anfangen sollte, dass seine Zielperson völlig sorglos auf ihn zukam.
    Zwischen Carver und dem Russen scharten sich drei junge Büromäuse um eine Flasche Wein und erzählten sich unter hellem Gekicher den neusten Klatsch. Eine hatte ihre Handtasche neben sich auf den Boden gestellt.
    Die Frauen warfen einen Blick auf Carver, als er an ihnen vorbeiging. Er drehte den Kopf und grinste sie breit an, wobei er der Hübschesten des Trios zuzwinkerte.
    Er passte nicht auf, wohin er trat, und darum stolperte er über die Handtasche, stürzte nach vorn, dass ihm das Bierglas aus der Hand flog und das Guinness im hohen Bogen auf die Freundinnen niederklatschte, die kreischend aufsprangen.
    Carver griff hektisch nach irgendeinem Halt und bekam den Russen zu fassen, der rückwärts taumelte, als Carver in ihn hineinrasselte.
    Sie stürzten gemeinsam; Stühle flogen über den Boden, und das empörte Gezeter der bekleckerten Frauen hallte durch den ganzen Raum. Keiner bemerkte, wie Carver die Fäuste um den Mantelkragen schloss oder wie er dem Kopf einen Ruck versetzte, indem er dem anderen mit der Stirn vor die Nase stieß, während sie scheinbar hilflos zu Boden gingen.
    Innerhalb weniger Augenblicke war der Tumult vorbei. Carver stemmte sich mit benommenem Gesichtsausdruck auf die Beine und blickte betreten auf den blutenden Gast, der bewusstlos am Boden lag. »O Gott! Es tut mir leid! Sind Sie in Ordnung?«, fragte er hilflos.
    Er drehte sich zu den gaffenden Thekenstehern um. »Jemand muss einen Arzt rufen, schnell!« Es entstand eine Pause. Carver riss die Augen auf. »Wo ist die Toilette?«, fragte er drängend. »Ich glaube, mir wird schlecht.« Er beugte sich vornüber, hielt die Hand vor den Mund und blies die Wangen auf. So hastete er durch die Kneipe an den Leuten vorbei, die ihm eilig Platz machten.
    Erst als er hinter der Pendeltür den Gang entlanggelaufen war und in der Herrentoilette ankam, richtete er sich wieder auf, wischte sich das Blut von der Stirn und gestattete sich ein Lächeln. Dieser war erledigt. Fragte sich nur, wie viele noch übrig waren.
    Hinter ihm ging die Tür auf. Er sah in den Spiegel und wusste die Antwort.

    Grigori Kursk musste eine schnelle Entscheidung treffen. Dimitrow hatte Carver in dem Pub gesehen, aber er war allein, ohne Petrowa. Sie musste in dem Café geblieben sein. Kursk schickte Dimitrow die übrigen beiden Männer zur Verstärkung. Aber sollte er selbst auch hingehen oder lieber Petrowa suchen?
    Er wog die Chancen ab. Carver war gut, daran bestand kein Zweifel. Doch Kursk traute seinen Leuten einiges zu. Sie waren vielleicht nicht die allerhellsten, aber ehemalige Spetsnatz-Kämpfer, also bei den härtesten Spezialeinheiten der Welt ausgebildet.
    Er konnte sich inzwischen mit Petrowa befassen. Er wusste, wo sie zu finden war. Er würde sein Geld darauf verwetten, dass Carver es genauso hielt wie er: die Schlampe an einem sicheren Ort lassen und die Sache allein erledigen. Er stieg aus dem Van und streckte sich, um die Steifheit loszuwerden, die ihm die zwei Stunden auf dem Autositz eingebracht hatten. Dann ging er die Straße hinunter zu dem Café.

    Tom Johnson, MI6-Agent Nr. D/813318, nutzte die Zeit während der Überwachung, um Jennifer Stock ein bisschen besser kennenzulernen. Auf den ersten Blick hatte er nichts Besonderes an ihr finden können. Ihr Gesicht war eher gutaussehend als hübsch, ihr Benehmen freundlich, aber geschäftsmäßig, was die Tatsache betonen sollte, dass sie während der Dienststunden in erster Linie Agentin und erst in zweiter Linie eine Frau war. Er respektierte das, und es gefiel ihm, dass sie über dem Wunsch, ernst genommen zu werden, ihren Humor nicht verlor. Eben hatte sie ihm noch erzählt, wie sie Selsey aufgezogen hatte, weil er es gewagt hatte, sie als Mädel zu bezeichnen. Gegenüber einem Vorgesetzten war das ziemlich gewagt, auch wenn Bill ein gemütlicher alter Knabe war. Je länger er mit ihr im Auto saß, desto mehr interessierte ihn die Frau an ihr.
    Ihn reizte auch die Art, wie sie ihre Attraktivität herunterspielte. Sie war ungeschminkt, soweit er sehen konnte, und bei dem Haarschnitt war eher an Bequemlichkeit als an Schönheit gedacht worden. Ihrer Figur schien sie auch keine Beachtung zu schenken. Vielleicht hatte er darum länger gebraucht, bis ihm die

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