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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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etwas weismachte oder etwas vor ihm verbarg. Aber er hatte nie ein so unechtes Lächeln an ihr gesehen.
    Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie war aufgestanden und legte die Arme um ihn wie bei alten Freunden, hauchte ihm einen Kuss auf beide Wangen und flüsterte zwei Worte: »Werde abgehört.«
    Sie setzten sich. Carver war unsicher gewesen, wie es sein würde, wenn sie sich endlich wiedersahen, aber er hatte nicht mit diesem schrecklichen Unbehagen gerechnet. Verlegenheit, Anspannung herrschte zwischen ihnen.
    »So … Natalja.« Er betonte den Namen und dachte sich, angesichts der Tatsache, dass Vermulen irgendwo zuhörte, wieder in seine Rolle als Kenny Wynter hinein. »Wie ist denn das Leben mit dem General? Hoffentlich nimmt er dich nicht zu hart ran …«
    »Nein, das tut er nicht … Eigentlich arbeite ich gar nicht mehr für Kurt.«
    »Wirklich? Hat er dich gefeuert?« Sein durchtriebenes Grinsen war keine Verstellung, und auch nicht der stichelnde Unterton.
    »Nein«, sagte sie, und das, was folgte, kam so leise, dass Carver einen Moment lang meinte, er habe nicht richtig gehört. »Er hat mich geheiratet.«
    »Wie bitte?«
    »Ich heiße jetzt Natalja Vermulen.« Der fröhliche Ton stand in krassem Gegensatz zu ihrem gequälten Blick. »Wir haben heute Nachmittag geheiratet … beim Bürgermeister von Antibes.«
    Carver hätte sich am liebsten übergeben. Ihm war, als hätte ihm jemand eine Gabel in die Eingeweide gestoßen und würde sie um Spaghetti drehen. Doch er durfte nicht aus der Rolle fallen, musste Kenny Wynter bleiben, der abgebrühte Dieb, dem es am Arsch vorbeiging, wenn ein Yankee-General so blöd war, seine sexy Sekretärin zu heiraten, damit er ihr an die Wäsche konnte.
    »Gratuliere, meine Liebe«, sagte er, und dann mit Blick auf den Ring – den er im ersten Augenblick nicht hatte zur Kenntnis nehmen wollen: »Hübscher Klunker.«
    »Danke … Kenny.«
    »Danke nicht mir, mein Engel. Wenn du noch länger damit angibst, könnte ich in Versuchung kommen und ihn klauen.«
    Sie kicherte höflich. »Ich bin sicher, du bist eigentlich gar nicht so.«
    Sie redete im Plauderton, aber ihre Augen sahen ihn flehend an. Worum bat sie ihn? Um Verständnis? Um Vergebung? Als sollte Carver sich in ihre Probleme hineindenken, als sollte er sich in sie hineinversetzen.
    Sie redete weiter.
    »Wir haben es ganz spontan beschlossen.«
    »Nett von dir, deinen Hochzeitstag mit mir zu verbringen.«
    »Nun, ich habe Kurt versprochen …«
    »Und du willst ihn nicht im Stich lassen. Er ist ein beeindruckender Kerl, dein General, was man so über ihn hört. Ist was Besonderes, oder?«
    »Ja, das ist er, sehr.«
    Carver vermutete, dass sie das wohl nur sagte, um Vermulen zu gefallen, und gleich würde sie bestimmt erklären, was passiert war.
    »Wir haben während der letzten Wochen so viel Zeit miteinander verbracht, da habe ich Kurt sehr gut kennengelernt. Er ist ein bemerkenswerter Mann, und er war sehr nett zu mir. Weißt du, ich habe erfahren, dass jemand gestorben ist, der mir sehr nahestand, den ich geliebt habe. Und Kurt ist für mich da gewesen. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass das Leben lebenswert ist.«
    Plötzlich bemerkte Carver, dass er nur die Hälfte begriffen hatte. Sie erklärte es ihm zwar, aber nicht als schrecklichen Fehler, für den sie bestimmt eine Lösung finden würden. Was er hörte, war: Du bist Vergangenheit.
    Er fühlte sich gedemütigt, seines Stolzes beraubt. Zorn und Schmerz wuchsen in seinem Kopf, erzeugten einen Druck, bis er meinte, der Schädel müsste ihm platzen, bis er etwas zerschlagen wollte, irgendetwas – die Gläser vom Tisch fegen, Flaschen in die Bar werfen, die Pistole ziehen und um sich feuern, damit sie alle genauso litten wie er. Er wollte Aliks umbringen. Er wollte sie zurückhaben. Er wusste nicht, was er wollte … Irgendwo raffte er noch einen Rest Professionalität zusammen.
    »Ja, das will was heißen, wenn ein Kerl das für dich tut …«, sagte er und reagierte wie immer bei seelischem Schmerz: Er zwang sich zur Distanz und hielt die Gefühle unter Verschluss. »Wie wär’s, wenn ich dir erzähle, was ich so getrieben habe, während du mit Heiraten beschäftigt warst. Ich bin auf etwas gestoßen, wo es sich lohnt zu investieren. Ich schätze, dein Angetrauter könnte sich dafür interessieren.«
    Sie beherrschte das Spiel so gut wie er. Jetzt war sie wieder Natalja Vermulen, die sorglose neue Gattin eines wohlhabenden, einflussreichen

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