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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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betrifft einen früheren Mitarbeiter des tschechischen Militärgeheimdienstes namens Pavel Novak, der damals auch für uns gearbeitet hat. Gestern Abend ist er vom Dach seines Hauses in Wien gestürzt. Er ist tot. Tom hat erwähnt, dass Vermulen kürzlich in Wien gewesen ist. Vielleicht ist es nur eine zufällige Übereinstimmung. Aber als der General noch für unseren Dienst gearbeitet hat, ist er Novaks Kontaktmann gewesen.«
    »Heiliger Strohsack«, murmelte Mulvagh. Rings um den Tisch gab es ähnliche leise Reaktionen. Horabin rief die Sitzungsteilnehmer zur Ordnung.
    »Danke, Colonel«, sagte er abschließend. »Ich werde mir das alles durch den Kopf gehen lassen. Und, Ted, das wird bis ganz nach oben gehen.«

73
    Samuel Carver verließ Le Bar sur Loup und fuhr über mehrere Landstraßen zum Südostrand der Stadt, wo er ein Feld fand, auf dem er unbeobachtet parken konnte. Er zog sich rasch um – ironischerweise war es der Anzug, den er als Kenny Wynter bei dem Mittagessen mit Vermulen getragen hatte –, setzte sich eine Sonnenbrille auf und sah plötzlich gar nicht mehr wie der Verrückte aus, der gerade noch einen Helikopter abgeschossen hatte.
    Er holte das Handgepäck mit Wynters restlicher Kleidung und dem Wäschebeutel aus dem Kofferraum. Das und den Kanister mit dem Azeton, das beim Bombenbasteln übrig geblieben war. Er ließ den Kanister offen auf dem Beifahrersitz stehen. Darauf legte er den glühenden Zigarettenanzünder. Dann drückte er die Tür zu und rannte. Er war zweihundert Meter weit gekommen, als der Kanister hochging, kurz danach der Benzintank, der noch drei viertel voll gewesen war. Niemand war auf der Straße, der Carver hätte beobachten können. Er klopfte sich ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und wanderte einen Kilometer weit zurück zur Hauptstraße. Wenig später bestellte er sich in einer Bar-Tabac ein wohlverdientes kaltes Bier und rief sich ein Taxi. Er ließ sich Zeit mit dem Bier und trank den letzten Schluck, als der Wagen vorfuhr. Eine halbe Stunde später stand er im Bad seiner Junior-Suite im Hôtel du Cap.
    Erst nach dem Duschen brach er den Aktenkoffer auf, um zu sehen, wofür er den ganzen Ärger auf sich genommen hatte. Da lag er, ein gewöhnlicher brauner Umschlag. Er sah abgenutzt aus, wie es sich bei solchem Papier mit der Zeit einstellt, und die kyrillischen Buchstaben darauf waren verblasst. Das Siegel war noch intakt. Das würde Vermulen freuen. Was er in diesem traurigen Bürorelikt vorzufinden hoffte, ließ sich nicht erraten.
    Nicht dass es Carver überhaupt interessierte. Seine Gedanken waren mit Aliks beschäftigt. Er musterte sich im Spiegel. Angesichts dessen, was er soeben hinter sich gebracht hatte, sah er gar nicht so schlecht aus. Jedenfalls viel besser, als sie ihn zuletzt gesehen hatte, das war sicher. Als er das Jackett überzog und den Kragen zurechtrückte, war er so aufgeregt wie ein Kind am Weihnachtsmorgen, und er konnte es kaum erwarten, sein Geschenk auszupacken.
    Er sah auf die Uhr. Genau sieben.
    Showtime.

74
    Die Bar lag in der Hotellobby, einem offenen, luftigen, weiß gestrichenen Raum. Carver bemerkte zwei Männer, die in der Lobby saßen, einen dritten neben dem Eingang und einen vierten, der ach so lässig an der holzgetäfelten Theke lehnte, ein schwarzer Kerl von der Größe eines Kleiderschranks. Carver erkannte ihn als Reddin, den Mann auf dem Venedig-Foto. Vermulen hatte also Carvers Anweisung ignoriert und seine Schläger geschickt, damit sie auf seinen weiblichen Kurier aufpassten, und auf das Päckchen, das sie übernehmen sollte. Genau wie er erwartet hatte.
    Und dann war da Aliks. Sie saß in einem weißen Polsterstuhl an einem Tisch für zwei, vor ihr ein Sträußchen gelber Blumen in einer kleinen Glasvase, und wartete auf ihn.
    Ihm blieben ein paar Sekunden, um im Eingang stehen zu bleiben und sie zu betrachten, bevor sie ihn entdeckte. Sie sah fantastisch aus, nicht weil sie etwas Schickes anhatte; sie war einfach die Frau, die er liebte.
    Aber da nagte etwas an ihm, irgendetwas, das nicht hierher gehörte. Der Gedanke zerstreute sich, als sie aufblickte, weil sie seine Schritte auf dem Marmorboden hörte, und für den Bruchteil einer Sekunde malte sich auf ihrem Gesicht … Erschrecken, Entsetzen, als hätte sie einen Geist gesehen. Als wäre sie nicht nur überrascht, ihn zu sehen, sondern entsetzt.
    Sie rang sich ein Lächeln ab.
    Carver hatte sie schon in verschiedenen Rollen erlebt, wie sie jemandem

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