Samuel Carver 02 - Survivor
ich nicht weiß, was mit dir passiert«, sagte sie.
»So ist das, wenn man einen Soldaten heiratet, selbst wenn er ein Exsoldat ist. Es ist wirklich hart, wenn man zu Hause bleiben muss und nicht weiß, ob der Mensch, den man liebt, tot oder am Leben ist.«
»Wie ist Amy damit zurechtgekommen?«
»Ich weiß es nicht. Als ich nach Vietnam ging, waren wir noch sehr jung. Sie war gerade einundzwanzig geworden und feierte ihren Geburtstag, kurz bevor ich an Bord musste. All die Jahre, in denen sie so oft allein bleiben musste. Weißt du, sie hat sich nie beklagt … O Gott, ich meine, ich wollte dich nicht mit ihr vergleichen …«
Sie drückte ihm beruhigend die Schulter. »Keine Sorge, ich war es, die Amy erwähnt hat. Es gefällt mir, dass du in Liebe an sie zurückdenkst. Das zeigt, dass du ein guter Mann bist.«
Vermulen drehte sich zu ihr, zog sie mit dem Arm, den er beschützend um ihre Schulter gelegt hatte, von sich herunter, sodass sie auf dem Rücken lag, und war im nächsten Augenblick auf ihr, drückte den Mund auf ihre Lippen und zwang ihre Oberschenkel mit einer Kraft auseinander, der sie nicht hätte widerstehen können, selbst wenn sie gewollt hätte. Also schlang sie die Beine um seine Hüften und zog ihn an sich.
Sie lächelte, während sie miteinander schliefen. Ihr Glück war so echt wie eben noch ihre Tränen, aber auch das hatte eine Ursache, die Kurt Vermulen nicht vermutet hätte.
Er wollte sie über Nacht allein auf der Jacht lassen. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit zur Flucht.
81
Carver war im Irrtum. Zumindest Grantham hatte Leute, die er noch anrufen konnte. Anrufen musste, wenn man es richtig nahm. Er konnte nicht hoffen, seine Operation noch länger geheim zu halten, dazu stand zu viel auf dem Spiel. Aber wenn er die Sache weitergab, dann diskret. Wie alle führenden Offiziere des MI6 hielt er engen Kontakt mit seinen Kollegen bei der CIA. Während Carver auf seinem Zimmer war und packte, ging Grantham nach draußen und dachte über seine Möglichkeiten nach. Er brauchte jemanden, dem er so weit trauen konnte, dass er ihn inoffiziell um Hilfe bitten konnte.
Ted Jaworski wurde vom Klingeln des Telefons auf seinem Nachttisch aus dem Schlaf gerissen. Er griff unter der Bettdecke hervor und tastete nach dem Apparat. Er blinzelte, versuchte die Nummer zuzuordnen, dann brummte er: »Jack, hallo … Wissen Sie nicht, wie spät es hier ist?«
»Kurz nach vier. Aber das kann nicht warten. Ist Ihre Leitung sicher?«
»Klar. Was ist denn los?«
»Wir sind an Informationen rangekommen – sind quasi darüber gestolpert – über einen eurer Leute, einen Exgeneral, Kurt Vermulen.«
Jaworski dachte, es wäre besser, das Gespräch woanders zu führen, und schälte sich aus dem Bett. Er hielt die Hand über die Sprechmuschel und flüsterte zu seiner Frau, die ihn schläfrig anblinzelte: »Ist schon gut, schlaf weiter.« Er stand auf und verließ das Zimmer. »Oh … Was für Informationen?«, fragte er Grantham.
»Die Sache ist kompliziert. Aber es läuft auf Folgendes hinaus: Gestern Abend hat Vermulen ein Dokument erhalten, in dem die Koordinaten von über hundert sowjetischen Kernwaffen stehen, dazu die Codes, um sie scharf zu machen.«
»Was haben Sie gesagt?«
»Sie haben sicher schon von diesen legendären verschollenen Kofferbomben gehört. Es stellt sich gerade heraus, dass sie keine Legende sind. Sie liegen wirklich irgendwo versteckt. Vermulen weiß jetzt, wo sie zu finden sind, und wir glauben zu wissen, was er damit vorhat, wahrscheinlich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden.«
Jaworski blieb im Flur stehen und stieß einen leisen Pfiff aus. »Mein Gott, sie hat recht gehabt …«
»Was meinen Sie?«
»Ach, etwas, das jemand gesagt hat …«, antwortete Jaworski und ging weiter. »So gesehen ist das keine totale Überraschung.«
Grantham klang leicht verärgert. »Sie wissen also auch über McCabe Bescheid?«
»Also, da muss ich passen.«
»Waylon McCabe, irgend so ein Bonze aus Texas, evangelikaler Christ.«
»Oh, sicher, den Namen kenne ich … Was ist mit ihm?« Jaworski war inzwischen in seinem Arbeitszimmer. Er ließ sich in den Schreibtischsessel sinken, während Grantham antwortete.
»Ich weiß es nicht genau. Aber was immer Vermulen vorhat, es wird von McCabe unterstützt. Im Augenblick ist Vermulen in der Adria unterwegs, auf McCabes Jacht, und wir glauben, er will in den Kosovo. Da ist eine der Bomben versteckt.«
»Woher wissen Sie
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