Samuel Carver 02 - Survivor
das?«
»Von Freunden in Moskau. Hat sich herausgestellt, dass das eine KGB-Operation war. Einige von denen wussten die ganze Zeit, wo die verdammten Dinger liegen. Möchte wetten, dass sie noch eine Kopie der Liste haben. Nur haben sie die Information nicht weitergeleitet, nicht mal an die eigene Regierung. Darüber sollten Sie mal mit dem Weißen Haus reden. Jemand sollte den Kreml anrufen und denen sagen, dass sie den Kopf der FSB zwingen müssen, die Liste rauszurücken, und denen nahelegen, dass das ihre letzte Chance ist, es im Geheimen zu tun, danach würden Sie an die Öffentlichkeit gehen. Sie müssen die Liste zu sehen bekommen. Und wir übrigens auch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere beiden Länder mit solchen Bomben gespickt sind.«
»Ja …«, meinte Jaworski geistesabwesend. Mit der freien Hand knetete er einen Gummiball.
»Sie klingen bemerkenswert desinteressiert.«
»Oh nein, ich bin sehr wohl interessiert, Jack, das können Sie mir glauben. Aber was Sie erzählen, ist auch für mich keine Überraschung.«
»Wie bitte? Sie wissen das alles längst?«
»Gewissermaßen …«
»Und wann hatten Sie vor, Ihren engsten Verbündeten von der Gefahr zu unterrichten, in der wir uns befinden?«
»Sobald wir genau gewusst hätten, worin die Gefahr besteht.«
»Na, jetzt wissen Sie es.«
»Allerdings, und wir werden auch etwas dagegen unternehmen.«
»Dann halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte Grantham sarkastisch.
»Keine Sorge, Jack. Der Tag ist noch jung. Aber Sie und ich werden viel, enorm viel zu bereden haben, bis er vorbei ist.«
Jaworski legte auf. Dann wählte er eine Nummer. Und plötzlich war seine Haltung nicht mehr halb so gleichgültig.
Es war eine Stunde vor Sonnenaufgang, als Kady Jones auf der Andrews Air Force Base ankam. Sie war in ihrem Washingtoner Hotelzimmer von energischem Klopfen an der Tür geweckt worden, war aus dem Bett getaumelt und zur Tür getappt. Durch den Spion konnte sie einen Mann in Uniform sehen. Ohne die Kette auszuhaken, öffnete sie die Tür einen Spaltbreit.
»Was gibt’s?«, nuschelte sie.
»Dr. Kathleen Dianne Jones?«
»Hm … Und wer sind Sie?«
Der Mann hielt ihr einen Ausweis hin, der ihn als Captain des Marine Corps auswies. »Darf ich bitte hereinkommen, Ma’am?«
Kady legte die Hand zögernd an die Kette, unsicher, ob sie einem Fremden trauen sollte, selbst wenn er in einer Uniform steckte. Doch der Ausweis sah ziemlich echt aus. Sie öffnete und wich ins Zimmer zurück, wobei ihr Misstrauen in Verlegenheit überging, weil der Fremde sie nicht anständig angezogen, ungekämmt und ungeschminkt in einem unaufgeräumten Zimmer antraf.
»Danke, Ma’am«, sagte der Captain. »Sie müssen sich sofort fertig machen. Draußen wartet ein Wagen, um Sie zur Andrews zu bringen. Sie werden dort in ein Flugzeug steigen. Ich kann Ihnen das genaue Ziel des Fluges nicht nennen, bin aber befugt, Ihnen zu sagen, dass es irgendwo in Europa liegt, und man rät Ihnen, für eine zwei- bis dreitägige Reise zu packen.«
»Aber …« Kady konnte gerade noch verhindern zu sagen: »Ich habe gar nichts anzuziehen.« Stattdessen schwenkte sie um auf: »Meine ganze Ausrüstung ist in New Mexico.«
»Ich bin sicher, Sie werden bekommen, was Sie brauchen, Ma’am. Aber Sie müssen sich wirklich beeilen. Ich werde jetzt gehen. Ich warte draußen vor dem Eingang auf Sie. Fünf Minuten, einverstanden?«
Der Captain wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ das Zimmer. Er nahm einfach an, sie könne sich waschen, anziehen, zurechtmachen und packen, alles innerhalb von fünf Minuten.
Nur ein Mann konnte so dumm sein.
Jaworski sagte zu Tom Mulvagh, er könne seine Pläne fürs Wochenende streichen.
»Weiß Horabin darüber Bescheid?«, fragte Mulvagh, sobald er die Neuigkeit über Vermulen und dessen Verbindung zu Waylon McCabe erfahren hatte.
»Wird er noch. Aber Sie kennen ihn, Tom. Er wischt sich nicht mal den Hintern ab, ohne zu überlegen, wie sich das auf die Meinungsumfragen zur Wahl des Präsidenten auswirken wird. Wir können nicht abwarten, bis er sich entschieden hat, wie darauf reagiert werden sollte. Wir müssen ermitteln, was McCabe macht. Sofort.«
»Ich bin dabei.«
Beim FBI ist es nicht anders als bei anderen Organisationen auch: Halb fünf am Samstagmorgen ist nicht die aktivste Zeit. Also sprangen Agenten aus ihren Betten und liefen ein paar Minuten nach Mulvaghs Anruf zu ihrem Wagen. Leute mussten aufgespürt, geweckt und in
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