Samuel Carver 02 - Survivor
dauerte es nicht lange, bis sie feststellten, dass sein Privatjet um drei Uhr früh vom Stinson Municipal Airport gestartet war, der zehn Kilometer außerhalb von San Antonio lag.
»Können Sie das Flugzeug beschreiben?«, fragte der FBI-Agent, der den Anruf tätigte.
»Das genaue Modell weiß ich nicht, ein gewöhnliches Geschäftsflugzeug, Achtsitzer …«, gab der Flughafenangestellte an.
Der FBI-Agent hörte kaum noch zu. Er wollte schon auflegen, als sich der andere unterbrach und sagte: »Nein, Moment, das stimmt nicht …«
»Was denn noch?« Der Agent gab sich keine Mühe, sein Mangel an Interesse zu verbergen.
»Na ja, Mr McCabe hatte das Flugzeug umbauen lassen, er hat es erst vor zehn Tagen zurückbekommen. Jetzt hat es eine Wölbung an der Unterseite, wissen Sie, mit einer Tür, die sich öffnet, ich schätze, wie bei einem Bomber oder so …«
Das weckte schon mehr Interesse.
Es war inzwischen neun Uhr früh Eastern Standard Time, und das Tempo der Ermittlung nahm zu. Eine Gruppe von Flugtechnikern und Firmenangestellten erläuterten, dass sie erfreut gewesen seien, McCabes Flugzeug kostenlos umzubauen, dass sie geglaubt hätten, er wolle damit Versorgungsgüter für Hungernde in Afrika abwerfen.
Inzwischen hatte das Flugzeug den amerikanischen Luftraum verlassen. McCabes Pilot hatte eine Route nach Shannon in Irland angemeldet, eine Strecke, die gerade so weit war, wie das Flugzeug flog. Die Satellitendaten besagten jedoch, dass er einen nördlicheren Kurs flog, Richtung Reykjavik.
»Können wir nicht jemanden im Außenministerium veranlassen, dass er die isländischen Behörden anruft, damit sie das Flugzeug beschlagnahmen und McCabe festnehmen?«, fragte Mulvagh, als Jaworski ihm die Neuigkeit mitteilte.
»Mit welcher Begründung?«, erwiderte dieser. »McCabe ist nicht auf der Flucht vor den Behörden, hat kein Verbrechen begangen, und wir haben keinen Grund zu glauben, dass er Schmuggelware, Drogen oder Waffen an Bord hat.«
»Klar, er will nur –«
»Was will er denn genau?«, redete Jaworski dazwischen. »Wir wissen gar nicht, was er vorhat, das ist das Problem.«
Inzwischen wurden McCabes Telefonate, Reisen und Bankkonten einer eingehenden Überprüfung unterzogen. Seine Ärzte lehnten es ab, sich zum Gesundheitszustand ihres Patienten zu äußern, und beriefen sich auf ihre ärztliche Schweigepflicht. Doch die Kurzreisen zu den Krebskliniken in Houston und New York sprachen für sich. Es dauerte auch nicht lange, bis die millionenschwere Spende an Reverend Ezekiel Ray und die Telefonate mit ihm entdeckt waren.
Mulvagh führte die Befragung persönlich durch.
»Darf ich fragen, worüber Sie gesprochen haben, Reverend?«
Ray zögerte. »Ich fürchte, darüber darf ich nicht sprechen. Das ist eine persönliche Sache zwischen mir und einem Mitglied meiner Gemeinde.«
»Ich verstehe, aber das ist nicht wie im Beichtstuhl, nicht wahr? Ich meine, Sie sind nicht verpflichtet, diese Gespräche geheim zu halten.«
»Das ist richtig, aber trotzdem …«
»Reverend, ich verstehe Ihre Haltung. Aber ich muss Ihnen sagen, hier geht es um die nationale Sicherheit. Wir müssen wissen, was McCabe beschäftigt. Können Sie mir wenigstens sagen, worüber Sie gesprochen haben – ganz allgemein, auch wenn Sie die Einzelheiten für sich behalten wollen?«
Es folgte ein kurzes Schweigen, dann ein gedankenschwerer Seufzer. »Ja, das kann ich vermutlich tun.«
»Und?«
»Nun, wie Sie wahrscheinlich wissen, stellt mein geistliches Amt den Glauben an die Entrückung in den Mittelpunkt, den Aufstieg in den Himmel der Erwählten am Ende der Zeiten, wie es in der Offenbarung des Johannes prophezeit wird. Mr McCabe war tief bewegt von der Aussicht auf Entrückung, wie auch viele andere anständige Christen, die zu meinen Gottesdiensten kommen.«
Der Prediger verschwieg etwas, das spürte Mulvagh selbst übers Telefon, etwas, das mit dem Stichwort Entrückung zusammenhing.
»Da bin ich mir sicher, Reverend«, pflichtete Mulvagh bei. »Und als McCabe darüber redete, was war es genau, das ihn bewegt hat? Was hat ihn veranlasst, mit Ihnen persönlich darüber zu sprechen? Er hat doch sicher etwas erfahren wollen, das er allein Ihren Predigten im Fernsehen nicht entnehmen konnte.«
»Er wollte wissen …« Wieder zögerte Ray.
»Ja?«, ermunterte ihn Mulvagh.
»Er hat nach der letzten Schlacht gegen den Antichrist gefragt. Das ist der Krieg, den Johannes in der Offenbarung prophezeit und der die
Weitere Kostenlose Bücher