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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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käme: »Hallo Liebling, tut mir leid, dass dein Alter den Kürzeren gezogen hat. Nicht böse sein.« Das würde nicht besonders gut ankommen, auch wenn er versuchte, sich das einzureden.
    Er könnte sich natürlich einfach auf den Rückweg machen. Wenn er Vermulen nicht erwischte, würde es eben ein anderer tun, eher früher als später. Zu viele Leute waren auf seinen Tod erpicht. Sobald Aliks wieder frei war, könnte er versuchen, sie zurückzugewinnen.
    Aber sich an die trauernde Witwe heranzumachen war nicht gerade eine klasse Idee. Und das würde sowieso nicht passieren. Die einzige Möglichkeit, seine Fehler wiedergutzumachen, war, das Durcheinander zu beseitigen, das er angerichtet hatte. Das hieß, Vermulen aufzuspüren und ihn und seine Bombe auszuschalten, egal, was es kostete. Und was war mit der Liste? Hatte Vermulen sie bei sich? In diesem Augenblick wusste er mit absoluter Sicherheit: Nein, Vermulen hatte sie auf der Jacht gelassen, gut bewacht, zusammen mit Aliks.
    Sein Mund verzog sich zu einem humorlosen Grinsen. Vielleicht würden sie sich wiedersehen, wohl oder übel.
    Im Flutlicht des Niemandslandes sah er, wie ein Grenzpolizist nach ihm winkte. Seine Papiere waren offenbar in Ordnung. Damit war er im Kosovo.

85
    Am frühen Nachmittag, als man an Bord mit der Vorbereitung von Vermulens Aktion beschäftigt war, war Aliks in die Kombüse geschlüpft und hatte sich eine große und ein paar kleine Plastiktüten besorgt, dazu Kordel und Klebeband. Jetzt waren die Männer weg, und sie war allein im Schlafzimmer, um ihre Flucht vorzubereiten.
    Sie trug einen Morgenrock und darunter einen Badeanzug. Die Jacht lag knapp zweihundert Meter vom Ufer entfernt. Aliks war eine gute Schwimmerin. Sie war sicher, dass sie die Strecke ohne Schwierigkeiten schaffte, auch mit den Beuteln, die sie sich um die Taille binden wollte. Sie würde nur das Allernötigste mitnehmen: Brieftasche, Pass und Handy, einen Pullover, eine Jeans und ihre leichtesten Slipper. Außer der Jeans und dem Pulli verpackte sie alles einzeln in jeweils eine Tüte und dann alles zusammen in die große Plastiktüte, die sie mit Tesaband zuklebte. Sie hatte vor, um eins in der Nacht zu fliehen, wenn nur ein Mann auf der Brücke Wache hielt. Wenn sie es ans Ufer schaffte, wäre sie bis Sonnenaufgang über alle Berge.
    Es klopfte an der Tür, und sie hörte den Steward fragen: »Mrs Vermulen?«
    Sie stopfte die Tüte unter das Kopfkissen und rief: »Ja?«
    »Eine Nachricht von Ihrem Mann, Ma’am. Der Kapitän hat mich gebeten, sie Ihnen persönlich zu geben.«
    »Kommen Sie herein …«
    Sie ging zur Tür und öffnete. Der Steward stand da. Aber er hielt keine Nachricht in der Hand. Stattdessen war eine Waffe auf sie gerichtet, und seine Stimme klang nicht mehr dienstbeflissen: »Ziehen Sie sich an. Sie gehen auf Reisen.«
    Sie wich einen Schritt zurück und machte die Tür weiter auf, um ihn hereinzulassen. Für den Steward war sie nur das kleine blonde Weibchen. Daher war er völlig überrascht, als sie ihm die Tür gegen den Kopf stieß, sie wieder aufriss und ihm kräftig zwischen die Beine trat. Als er sich vor Schmerzen zusammenkrümmte, stieß sie ihm das Knie ins Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, warum sich die Crew auf einmal gegen sie wandte, aber jetzt war nicht die Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen. Sie rannte zu ihrem Bett, griff nach dem Plastikbeutel und hastete auf den Gang hinaus.
    Das große Schlafzimmer befand sich auf dem Hauptdeck. Aliks eilte durch den Salon, wo Vermulen seine Besprechung abgehalten hatte, hinaus ins Freie. Sie war bis zur Reling am Heck gekommen und wollte gerade hinüberspringen, als sie über sich einen Feuerstoß hörte. Dann schlugen mehrere Kugeln neben ihr in die Planken ein.
    Sie schaute nach oben und sah den Kapitän auf dem Oberdeck an der Reling stehen, wie er über eine Maschinenpistole hinweg zu ihr herunterblickte.
    »Besser, Sie bleiben genau da stehen, Mrs Vermulen«, sagte er. »Sonst geht die nächste Salve durch Sie hindurch.«

86
    Vor fünfzehn Jahren war die Bleihütte von Zvecan Teil eines blühenden Unternehmens gewesen, das zwanzigtausend Arbeiter beschäftigte und zum Wohlstand eines Staates beitrug. Jetzt war sie eines von vielen heruntergekommenen ehemaligen kommunistischen Unternehmen, die durch die Auswirkungen von korrupter Misswirtschaft und chaotischen gesellschaftlichen Zuständen noch weiter heruntergekommen waren. Die ganze Anlage, die sich zwischen dicht

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