Samuel Carver 02 - Survivor
draufgehen, aber das war nicht zu ändern. Mit etwas Glück würde er sogar McCabe erledigen können.
Falls niemand ihn bemerkte, wie er mit gezogener Waffe durch den Hangar lief …
Falls keiner der drei Bewaffneten so wachsam war, dass er auf den Angriff schnell reagieren konnte …
Falls McCabe es nicht bis ins Flugzeug schaffte und allein losflog …
Falls Darko nichts dagegen hatte, dass er ihm einen zahlungskräftigen Kunden wegpustete …
Und falls Darko das nicht als ideale Gelegenheit ansah, McCabes Geld und die Bombe zu nehmen …
Ja, dann könnte sein Plan funktionieren.
Aber wenn eine dieser Möglichkeiten Wirklichkeit wurde, dann würde er mit Sicherheit sterben und Aliks mit ihm. Und die Bombe wäre trotzdem noch nicht aus der Welt geschafft.
Dieser Jaworski hatte ihm gesagt, was auf dem Spiel stand. McCabe wollte einen Krieg vom Zaun brechen, der die Welt ins Harmagedon führte. Carver konnte sich nicht vorstellen, dass sich der Himmel öffnen und Christus herabsteigen würde, nur weil ein religiöser Irrer es so haben wollte. Stattdessen würden Tausende, vielleicht sogar Millionen Menschen in dem Chaos sterben, das McCabe angerichtet hätte, das wusste er genau.
Ohne bewusst eine Entscheidung getroffen zu haben, sah er sich aus dem Wagen steigen und bis zu einer Stelle gehen, wo er ungehinderte Sicht auf die Gruppe hinter McCabe hatte. Sie würden gleich die Stufen zum Flugzeug erreichen, sie waren höchstens noch dreißig Schritte davon entfernt. Für wenige Augenblicke hatte Carver freies Schussfeld, als McCabe hinaufstieg. Doch dann trat ein Besatzungsmitglied aus der Tür und kam McCabe entgegen, um ihn zu stützen. Die Schusslinie war blockiert.
Der Angriff konnte vielleicht trotzdem glücken. Es blieb gerade noch Zeit, zu Aliks zu gelangen, bevor sie die Stufen hochstieg. Es zerriss ihn innerlich, als er ihr gequältes Gesicht sah und das höhnische Grinsen ihres Bewachers, der es genoss, eine hilflose schöne Frau in seiner Gewalt zu haben. Scheiß auf die Chancen, auf die Bombe, auf alles: Carver wollte hinrennen und diesen Affen zu Brei schlagen. Er wollte seine Geliebte zurückhaben. Er sehnte sich nach dem Gefühl und dem Duft ihres Körpers, er wollte spüren, wie ihre Haare durch seine Finger glitten, erleben, wie diese wunderschönen Augen ihn ansahen, wie sich ihre Küsse anfühlten. Er musste ihr sagen wie sehr er sie liebte, wie viel es ihm bedeutete, dass sie monatelang an seinem Bett gesessen hatte, wie sehr es ihm zu schaffen machte, dass sie seinetwegen so viel durchmachen musste.
Und dass sie seinetwegen sterben würde.
Jetzt stieg sie die Stufen hinauf. Er starrte sie an, sein Blick bohrte sich in ihren Rücken. Sie musste es gespürt haben, denn sie wandte den Kopf und schaute in seine Richtung. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke. Er sah ihre Verblüffung und dann die verzweifelte Sehnsucht auf ihrem Gesicht, die ihm ins Herz schnitt. »Carver!«, schrie sie.
Er reagierte, ohne zu überlegen. Er konnte nicht anders, er machte einen Schritt auf sie zu und verriet sich.
Das war die unbedachte Reaktion eines Amateurs. Aber genau das rettete ihn. Er hatte nicht einmal versucht, die Pistole zu ziehen. Darum fingen weder McCabes Leibwächter vor ihm noch Darkos Kämpfer hinter ihm an zu schießen. Wobei das angesichts der Waffen, die jetzt auf ihn gerichtet waren, keinen großen Unterschied machte.
Darko nickte einem seiner Männer zu. Der trat von hinten an Carver herantrat, um ihn nach Waffen abzuklopfen. Er fand die Beretta und schleuderte sie weg, sodass sie klappernd über den Boden rutschte.
McCabe war auf den Stufen stehen geblieben. Er blickte zu Carver. »Bringt ihn her.«
Darko blaffte ein paar Befehle. Carver wurde von zwei Männern bei den Armen gepackt und zu dem Flugzeug gezerrt. Darko schlenderte mit gezogener Waffe neben ihnen her. Er machte eher ein amüsiertes als ein feindseliges Gesicht, als wäre seine Neugier größer als sein Interesse, den Gefangenen in Schach zu halten.
Während die vier Männer näher kamen, stieg McCabe an den anderen vorbei zu Aliks hinunter. »Sie kennen diesen Mann?«
Sie antwortete nicht. McCabe brummte irgendetwas und betrachtete den Fremden genauer. Sein Blick wurde immer starrer, dann legte sich ein wildes Grinsen über diesen Totenkopf.
»Vergessen Sie ’s … Ich kenne Sie doch, stimmt’s, Junge? Sie sind der Grund, weshalb ich hier bin.«
Carver blickte ihn gleichgültig an. »Keine Ahnung, was Sie
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