Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
das Gesicht abgewandt, starrte ängstlich ins Leere und gab sich ihren Gedanken hin. Sie schien Welten entfernt zu sein.
    »Auf geht’s, Leute«, sagte McCabe. »Dr. Riva, Sie sollen wissen, dass ich für Ihre Seele beten werde, trotz Ihres beklagenswerten Unglaubens. Und Sie, General, sollten es sich gründlich überlegen, falls Sie irgendwelche Pläne hegen, mir in den Arm zu fallen. Ich weiß, dass Sie ein tapferer Mann sind. Ich schätze, Sie haben keine Angst, sich eine Kugel einzufangen. Aber sehen Sie sich Ihre hübsche kleine Frau gut an. Denn meine Jungs haben Befehl, sie sofort zu erschießen, wenn Sie etwas versuchen, sei es an Bord oder noch hier. Und glauben Sie mir, sie schießen nicht daneben.«

    In Jerusalem war die Frühmesse zu Ende gegangen, und die Feier der Kommunion begann, die bis in die frühen Morgenstunden dauern würde. Kurz vor Sonnenaufgang würden die Rufe der Muezzins über der Stadt erschallen und die Muslime zum Morgengebet rufen, zum ersten der fünf vorschriftsmäßigen Gebete des Tages. Beim ersten Morgenlicht würden sich die Juden nach und nach an der Klagemauer einfinden und noch mehr männliche Touristen, die ihnen dabei zuschauten. Das wäre ein weiterer Tag im Leben dieser Stadt, die so sehr verehrt wurde, die so kompliziert und so leicht entflammbar war wie keine andere.

    Etwa zwanzig Kilometer außerhalb von Slatina begannen die Black Hawks ihren Anflug auf den Flughafen von Pristina. Die Kampfeinheiten machten sich bereit. Die Männer des Bornbenräumkommandos überprüften ein letztes Mal ihre Ausrüstung. Kady Jones’ Magen hatte ein paar Mal Purzelbäume geschlagen, seit sie die Grenze zu Bosnien überflogen hatten. Jetzt konzentrierte sie sich darauf, ruhig zu atmen und die Muskeln zu entspannen, wie sie es an dem Nachmittag am Gull Lake getan hatte. Sie hatte eine Atombombe direkt vor ihrer Nase gehabt. Da würde sie wohl auch damit fertig werden.

    In dem Hangar verließ Waylon McCabe das Büro und ging zu seinem Flugzeug. Die Besatzung war bereits an Bord. Die Systeme waren überprüft, die Tanks gefüllt. Sie waren startbereit.

95
    Carver sah Dusan Darko zu seinen Leuten laufen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, hatte er ein sehr erfreuliches Geschäft gemacht. Darko rief seinen wartenden Männern bei den geparkten Lkws etwas zu, worauf sie unter Jubelgeschrei und Schulterklopfen anfingen, ihre Sachen einzusammeln und auf die Fahrzeuge zu laden. Den Kneipen und Bordellen in Pristina stand eine lebhafte, profitable Nacht bevor.
    Carver hielt nichts davon zu feiern, wenn er eine Arbeit erledigt hatte. Er schätzte es, so weit wie möglich davon wegzukommen, etwas Ruhe zu finden und mit seinem Tun ins Reine zu kommen.
    Ein oder zwei Minuten lang passierte gar nichts, dann erschien eine leichenhafte Gestalt in der Bürotür und quälte sich mit schleppenden Schritten zu dem Flugzeug hinüber. Carver brauchte ein paar Sekunden, bis er Waylon McCabe wiedererkannte. Bei ihrer letzten Begegnung auf einem anderen Flugplatz am anderen Ende der Welt war McCabe noch der harte, bedrohliche, großmäulige, boshafte Anführertyp gewesen. Jetzt sah er aus wie ein Toter. Ob Carver ihn tötete oder nicht, McCabe würde den nächsten Monat nicht mehr erleben. Einen Moment lang war Carver enttäuscht, als wäre er betrogen worden. Er musste sich immer wieder sagen, dass es nicht um McCabe ging, sondern um die Bombe in diesem Koffer. Die war es, die er unschädlich machen musste.
    Die Triebwerke starteten und füllten den Hangar mit lautem Dröhnen. Carver dachte an die Heißluftrohre, die sich langsam aufheizen würden. Der Countdown begann.
    Und dann traf es ihn wie ein Schlag.
    Direkt hinter McCabe ging der Casanova, fest im Griff eines Leibwächters. Das nächste Paar bildeten Vermulen und sein Bewacher. Aber Carver hatte für keinen mehr als einen flüchtigen Blick. Seine ganze Aufmerksamkeit galt einer Person am Ende der Schlange: Aliks.
    »Du solltest nicht hier sein«, flüsterte er und wiederholte dann, während er mit den Fäusten aufs Lenkrad schlug: »Du … solltest … nicht … hier … sein!«
    Was konnte er jetzt tun?
    Er könnte sie retten. Wenn er schnell und unauffällig genug vorginge, könnte er sich von hinten an ihren Bewacher heranmachen und ihm zwei Schüsse in den Kopf verpassen. Den Schalldämpfer benutzen, damit seine Gegner etwas langsamer reagierten. Dann die anderen ausschalten. Vielleicht würden die zwei anderen Gefangenen auch

Weitere Kostenlose Bücher