Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
mir erzählt, dass der Engländer in die Schweiz geflogen käme, um dich zu befreien. Er fand das lustig. Er freute sich darauf, ihn zu demütigen.«
    Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Männer und ihr dummes Ego … Warum hat er ihn nicht einfach erschossen?«
    Das klang wie eine rhetorische Frage, und Aliks hatte selbstverständlich keine Erklärung parat.
    »Ich versuche nur, zu verstehen, was passiert ist«, sagte Schukowskaja leichthin. »Du weißt, zwischen Juri und mir ging es immer eher professionell zu und nicht romantisch. Sonst hätte ich ihn nicht ermutigt, dich als Geliebte zu nehmen.«
    Aliks’ Anspannung ließ ein wenig nach. »Hat er ein Testament hinterlassen?«, fragte sie.
    Schukowskaja lachte laut.
    »Ah, das ist meine kleine Aliks! So praktisch, so direkt. Ich habe dich die letzten Monate vermisst.«
    »Und?«
    »Ehrlich gesagt, ja. Natürlich habe ich den Großteil seines Besitzes geerbt, aber du wurdest auch bedacht. Die Einzelheiten werde ich dir zu gegebener Zeit nennen. Aber zunächst möchte ich eins wissen: die Bombe, wie hat Carver das gemacht?«
    »Er hatte einen Laptop bei sich – er sagte, darin wäre alles gespeichert, wie Juri den Mord an der Prinzessin arrangiert hatte. Den wollte er gegen mich eintauschen. Aber die Bombe steckte nicht in dem Computer. Das hatte Juri prüfen lassen. Sie muss in der Laptop-Tasche gewesen sein.«
    »Und du hast davon nichts gewusst?«
    »Nein. Ich hatte mit Carver zuletzt in Genf gesprochen, zwei Tage vorher. Wir hatten uns gestritten …«
    Sie stockte, weil ihr gerade etwas klar wurde. »Ich glaube, das war das letzte Mal, dass ich mit ihm gesprochen habe. Ich meine, richtig gesprochen …«
    Schukowskaja nickte mitfühlend.
    »Er hat dich sehr beeindruckt, dieser Carver. Nach all den Jahren ist endlich jemand zu dir durchgedrungen … Und jetzt gibst du dir die Schuld an seinem Leiden?«
    Aliks zuckte müde die Achseln.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich davon halten soll.«
    Während sie sich unterhielten, war das Taxi stadtauswärts gefahren, am Nordufer des Genfer Sees entlang. Dort drängten sich die Villen mit den Wappen der Staaten, die in den Vereinten Nationen vertreten waren. Eins der Eingangstore trug den doppelköpfigen Adler der Russischen Föderation. Die Torflügel schwangen auf, und das Taxi bog auf den kiesbestreuten Vorplatz einer prächtigen Villa ein.
    Der Fahrer stieg aus und öffnete die beiden hinteren Türen.
    »Geh doch hinauf und mach dich frisch«, schlug Olga Schukowskaja vor. »In deinem Zimmer ist alles, was du brauchst.«
    Dort hing ein zobelbesetzter Nerzmantel neben Kleidern von Chanel, Versace und Dolce & Gabbana: Aliks’ Mantel und Kleider. Sie strich mit den Fingern über den weichen, üppigen Pelz, über ein buntseidenes Flatterkleid mit Pailletten und Spitze. Unter den Kleidern standen die Schuhe aufgereiht auf dem Schrankboden, jedes Paar hochhackiger und zierlicher als das andere.
    Das waren die Trophäen einer Moskauer Mätresse, die hübschen kleinen Früchte ihrer Arbeit.
    Die Unterwäsche, Blusen und Tops lagen zusammengefaltet in den Schubladen einer Mahagonikommode, ihre Makeup-Utensilien auf einem Frisiertisch, ihre Seife und Körperöle im Bad, in das man vom Schlafzimmer aus ging. Ihr Lieblingsfoto von ihren Eltern stand auf dem Nachttisch. Aliks setzte sich in ihrem absurden Heidi-Kostüm auf die Bettkante, betrachtete den Luxus, der vor ihr ausgebreitet war, und dachte über dieses weibliche Powerplay nach.
    Juri und Carver hatten sich wie Männer bekämpft, brutal und körperlich. Olga Schukowskaja hatte dagegen eine ganz andere Form des Angriffs gewählt. Sie war in Aliks’ Moskauer Wohnung eingedrungen, hatte ihren intimsten Besitz an sich genommen und fast 2500 Kilometer weit nach Genf in ein bestimmtes Zimmer gebracht, in der absoluten Gewissheit, dass auch Aliks hier landen würde.
    Und jetzt führte sie sie in Versuchung: Gib einfach nach, beuge dich meinem Willen, und all das kann wieder dir gehören.
    Schukowskaja musste klar gewesen sein, dass Aliks sich durch das Eindringen in ihr Zuhause und den Raub ihrer Sachen verletzt fühlen würde. Auch diese Wirkung war einkalkuliert. Widersetze dich mir, und ich schaffe dich so leicht beiseite wie deine Kleider.
    Aliks nahm die Perücke ab, zog sich aus und duschte. Danach zog sie sich ihre Arbeitskleidung wieder an. Sie blieb barfuß. Sie legte kein Make-up auf.
    Sie verließ das Zimmer und ging die fürstliche Treppe hinunter. Ein weiß

Weitere Kostenlose Bücher