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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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zerrissenen Strumpfhosen und einem billigen, geschmacklosen Aufzug.
    Einen Moment lang war Schukowskaja versucht, sie ziehen zu lassen. Warum seine Zeit an jemanden verschwenden, der schon so weit heruntergekommen war? Doch dann überlegte sie es sich anders. Schließlich war sie einen weiten Weg gekommen und hatte viel Ärger durchgemacht. Es wäre dumm, diese Gelegenheit verstreichen zu lassen.
    Sie neigte den Kopf leicht zur Seite, machte ein spöttisches Gesicht und fragte: »Was hat dich auf die Idee gebracht, du könntest einfach davonlaufen?«

25
    Mary Lou Stoller wohnte in der Edmunds Street in Washingtons Nordwesten, in dem Häuserblock zwischen der Foxhall Road und dem Glover-Archbold Park.
    Auf diesem Abschnitt sieht die Edmunds Street mehr wie eine Landstraße aus und nicht wie eine Straße mitten in einem Wohngebiet, das nur ein paar Meilen von der Stadtmitte entfernt liegt. Am östlichen Ende der Straße erstreckt sich der Park, ein großes, hügeliges, zum Teil landwirtschaftlich genutztes Gelände.
    Mary Lou war diesen Nachmittag um fünf nach Hause gekommen. Ihr Chef war verreist, darum hatte sie früher Schluss gemacht. Es war ein so schöner Wintertag, wo die flach einfallenden Sonnenstrahlen durch die kahlen Äste schienen und das Laub vom Frost unter den Schuhen knisterte. Sie machte sich sofort auf den Weg, um mit Buster, ihrem Norfolk-Terrier, spazieren zu gehen.
    Im Park waren nicht allzu viele Leute, nur ein paar Mütter mit ihren Kindern oder mal ein Jogger mit dem Drang zur Unsterblichkeit. Als Mary Lou die zwei Männer entgegenkommen sah, war sie kurz alarmiert. Sonst war niemand in der Nähe. Die instinktive Reaktion einer Frau, die zwei große Männer als Bedrohung ansieht.
    Sie sagte sich, sie solle nicht albern sein. Die Männer sahen nicht aus wie Handtaschendiebe. Das waren gut gekleidete höhere Angestellte zwischen Mitte dreißig und vierzig. Außerdem unterhielten sie sich angeregt und schenkten ihr gar keine Beachtung, zwei typische Washingtoner, die in der Einsamkeit des Parks irgendetwas auskungelten.
    Als sie aufeinandertrafen, traten sie höflich beiseite, um sie und Buster durchzulassen. Der eine lächelte freundlich und tippte grüßend an den Hutrand. Mary Lou erwiderte das Lächeln. Sie stammte aus dem Süden und war zu einer anständigen Dame erzogen worden, die es gern sieht, wenn ein Gentleman gepflegte Manieren an den Tag legt.
    Derart abgelenkt, nahm sie nicht so recht wahr, wie der andere Mann ihr in den Weg trat. Sie war völlig unvorbereitet, als er ihr eine Faust mit einem Schlagring in die Magengrube trieb. Sie keuchte und klappte vor Schmerzen vornüber, sodass sie die nächsten Schläge ihren Hals und Rücken traf. Der lederbezogene Bleiknüppel, den der höfliche Gentleman in der anderen Hand verborgen hatte, sauste auf ihren Schädel herunter, und gleichzeitig traf der nächste Schlag des Begleiters sie an der Schläfe. Ihre Beine gaben nach, da schlug der Knüppel noch einmal zu.
    Derweil hüpfte der Terrier um sein Frauchen herum, forderte die Angreifer mit hellem Gekläffe heraus und schnappte nach ihren Fußknöcheln. Das brachte ihm den Tritt mit einer stahlverstärkten Schuhspitze ein. Er wurde durch die Luft geschleudert, bis ihn ein Ruck der Leine zu Boden riss. Halb bewusstlos und wimmernd blieb er liegen, während die zwei Männer sein Frauchen mit brutalen Tritten gegen Kopf und Körper traktierten.

    Vierzig Minuten später wurde die Tote gefunden, und es dauerte mehr als eine Stunde, bis die Polizei am Tatort eintraf. Bis dahin checkten die Täter für einen frühen Abendflug der Austrian Airlines vom Dulles International nach Wien ein, wo sie in ein Flugzeug nach Moskau umsteigen würden. Und sie hatten auf ihrer Reise schon Hunderte Meilen zurückgelegt, als Kurt Vermulen, der nach seiner Besprechung mit Waylon McCabe froh war, wieder nach Hause zu kommen, aus seinem Flugzeug von San Antonio stieg und feststellte, dass er sich eine neue Sekretärin suchen musste.

26
    Olga Schukowskaja hielt die Pistole ruhig auf sie gerichtet.
    »Nun erzähl mir doch mal, wie mein Mann gestorben ist«, sagte sie.
    Aliks schwieg. Sie fragte sich, welches Ausmaß die Rache der Witwe annehmen würde. Doch Schukowskaja überraschte Aliks, indem sie die linke Hand ausstreckte und freundlich beruhigend deren Unterarm drückte.
    »Schon gut. Es war kaum deine Schuld. Juri hat sich den Ärger selbst eingebrockt. Ich habe an dem Nachmittag mit ihm telefoniert. Er hat

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